Begegnung im Museum

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Eigentlich ist die Zeit der Bilanzen Ende April schon vorbei. Nicht so beim „Casino Luxembourg – Forum d’art contemporain“. Hier war der Rückblick allerdings Vorwand für einen neuen Ausblick.

„Unsere Visitenkarte“ nennt der künstlerische Leiter des Casinos, Kevin Muhlen, das Nachschlagwerk „Traces“, zu dessen Vorstellung er zusammen mit seinem Finanzchef Jo Kox in die Bibliothek des Museums eingeladen hatte. Interessenten können die vierte Ausgabe der Arbeiten des Museums zwar erwerben, eigentlich ist das in 700 Exemplaren aufgelegte Werk jedoch eher für nationale und internationale Interessenten gedacht.

Es ist, wie es sich für die Visitenkarte einer kulturellen Einrichtung gehört, selbst schon ein Kunstwerk. „Wir lassen dem Grafiker (in diesem Fall Central Intelligence, Luxembourg) bei der Ausarbeitung freie Hand“, sagte Muhlen.

Der Rückblick lohnt sich, um an anspruchsvolle Projekte und wertvolle Begegnungen zu erinnern. „Wir sind nicht nur ein Ausstellungsort, sondern eine Begegnungsplattform. Bei Gruppenausstellungen ist es eine gewollte Begegnung zwischen Künstlern, die sich für die gleichen Themen interessieren. Bei anderen Gelegenheiten ist es eine Plattform, um die zeitgenössische Kunst zu entdecken“, heißt es im Vorwort des Nachschlagwerkes, das an die Ausstellungen von Andrea van der Straeten (Österreich) und Marco Godhino (Luxemburg) erinnert, an den amerikanischen Künstler Brent Birnbaum, der mit seinem Projekt „Ride (W/) The Wind“ im Aquarium seine erste Einzelausstellung in Europa hatte oder an die Ausstellung des Zyprioten Christodoulos Panayiotou.

Neue Ausrichtung

Ein allzu großer Rückblick ist allerdings nicht des Casinos Sache. Zu spannend sind die Projekte, die kommen werden: Sie beginnen mit einer visuellen Neuausrichtung: Die Nordfassade des Casinos brauchte dringend eine Aufwertung. Die bekommt sie ab dem 17. Mai mit „Beautiful Steps“ der Schweizer Architekten Lang/Baumann. Sie sind die Gewinner eines Wettbewerbs, der 2012 von den „Amis des musées d’art et d’histoire“ ausgeschrieben wurde. Sie werden die Hausfront zur rue Notre Dame hin mit einer balkonartigen Pyramide versehen, die den Dialog zwischen den Innen- und den Außenräumen fördern soll. Was von außen einer geschlossenen geometrischen Form ähnelt, wirkt vom ersten Stock aus wie ein Balkon und kann auch so genutzt werden.

Getrennte Einheiten

Diese Öffnung auf die Etage ist auch aus einem anderen Grund wichtig. Konzeptuell will das Casino seine beiden Ausstellungsebenen trennen. Oben sollen die sieben bestehenden Räume einheitlich genutzt werden: ab dem 17. Mai für „The Notion and Politics of Listening“, das unter dem altenglischen Begriff „Hlysnan“ zu einer künstlerischen Betrachtung des Zuhörens führt. Dabei geht es nicht um Musik, sondern um das Zuhören an sich. Der Zuhörer wird eingeladen, seine Aufmerksamkeit auf eine neue Art zu schulen.

Diese Interaktivität, dieser Dialog mit dem Besucher ist eine der Besonderheiten des Casinos. Sie machen aus dem „Forum d’art contemporain“ mehr als nur eine Ausstellungsplattform. Das soll dadurch verstärkt werden, dass die untere Etage getrennt genutzt wird. Das Aquarium, gewissermaßen das Gegenstück zur neugestalteten Nordfassade, wird mit der residierenden Künstlerin Béatrice Balcou ab 15. Mai zum letzten Mal von einem Gast gestaltet werden. „Das Projekt hat sich ausgelebt“, meinen die verantwortlichen Gestalter des Kunstforums. Die vorsichtig geäußerte Hoffnung auf einen Abriss des Aquariums machen sie zunichte. Der Glasblock wird anders genutzt. Allerdings nicht für die geplante Gaststätte, die ab 2015 ein neuer Begegnungsort innerhalb des Casinos werden soll.