/ "My name is Blane, Bolitho Blane"
Alles begann vor 20 Jahren. Der Künstler Robert Brandy war zu jener Zeit stets auf der Suche nach Material, das er für seine Collagen verwerten konnte. Auf einem Flohmarkt im belgischen Brügge entdeckte er an einem Stand ein altes Buch von Dennis Wheatley, das den Titel „Murder in Miami“ trug.
Yves Bical & Robert Brandy
„Une Vie avant la Vie“
Format: 22 x 31 cm
136 Seiten
140 farbige Illustrationen
Verlag: Artgo (Au coin de la rue de l’enfer)
Preis: 30 EuroVorstellung
Robert Brandy stellt das Buch anlässlich der „Walfer Bicherdeeg“ vor und wird am Samstag, den 15. und Sonntag, den 16. präsent sein, um es zu signieren.Web
robert-brandy.de
Brandy kaufte das Buch, eine „Real Crime Story“, wie sie in den 1930er-Jahren in Mode kamen: ein Buch, das aus einzelnen Seiten bestand, die wie in einem Ordner abklassiert waren und jede Menge Dokumente, Polizeiberichte, Beweismittel und Spuren wie beispielsweise eingeklebte Haare enthielt. Er begann das Buch in Einzelteile zu zerlegen, um diese in seine Werke einzuarbeiten. „Plötzlich stieß ich auf ein Foto, das ein Badezimmer in Miami zeigte.“ Das Badezimmer kam ihm seltsamerweise sehr bekannt vor: „Ich war mir urplötzlich sicher, dass ich selbst schon einmal in diesem Raum war! Und genau zehn Jahre vor meiner Geburt verschwand aus diesem Badezimmer Wheatleys Romanfigur Bolitho Blane“, erklärt der Künstler. Ihm kam die Idee, dass er selbst – in einem früheren Leben – dieser Blane gewesen sein könnte.
Der Künstler wurde zum Detektiv
Eine Idee, die ihn nicht mehr losließ. 1995, im Rahmen des Kulturjahres, kam es dann zu einer ersten Ausstellung, in der die fiktive Person Bolitho Blane, in der Brandy sein Alter Ego entdeckt zu haben glaubte, im Mittelpunkt stand.
20 Jahre lang hielt ihn der mysteriöse Verschwundene im Bann. Brandy wurde selbst zum Detektiv, begab sich auf Spurensuche. Er entdeckte jede Menge Fotos und Dokumente, aber auch Objekte, wie beispielsweise Blanes Auto, ein 1937er „Riley Kestrel 6 light Airline Coupé“ (das Brandy, Zufälle gibt’s, übrigens selbst auch einmal besaß, lange bevor er das Buch in Brügge entdeckte) oder seine „Royal“-Schreibmaschine.
Die Beziehung zwischen dem luxemburgischen Künstler und der fiktiven Figur wurde also immer enger. Brandy hauchte ihr sozusagen neues Leben ein. Es entstand die Idee, irgendwann einmal ein Buch über Blane herauszubringen. Unterstützt wurde der Künstler dabei von seinem einstigen Brüsseler Galeristen, Yves Bical, der inzwischen als Ausstellungskurator in Südfrankreich aktiv war, und als Verleger von Kunstbüchern.
Bical und Brandy rekonstruierten also „das wahre Leben des Bolitho Blane“. Es entstanden – auf Basis von Wheatleys „Real Crime Story“ – neue Geschichten rund um den Romanhelden. Zeitgleich folgten verschiedene Ausstellungen rund um Bolitho Blane, die beiden größten von Mai 2013 bis Februar 2014 im „Musée départemental“ von Gap (Hautes-Alpes) und anschließend, von Mai bis Juni des vergangenen Jahres in der Galerie Monos in Lüttich.
Inzwischen wurde auch das Buch fertiggestellt, das Robert Brandy und Yves Bical anlässlich der „Walfer Bicherdeeg“ dem Luxemburger Publikum vorstellen werden.
Ein Unbekannter weicht dem nächsten
Aufgemacht wie eine Art Agenda, erzählt es auf 136 Seiten verschiedene Episoden aus dem Leben Blanes, und demjenigen Brandys. Nicht weniger als 140 Illustrationen lockern das Ganze auf.
„Une Vie avant la Vie – la vraie histoire de Bolitho Blane“ ist ein Buch, das man immer mal wieder gerne zur Hand nimmt, voller Überraschungen steckt und einem mehr als einmal ein Schmunzeln ins Gesicht zaubert.
Und wie geht’s nun mit Bolitho Blane weiter? „Ich könnte das Ganze nach Belieben fortsetzen, an Ideen fehlt es mir nicht. Aber ich denke mal, dass die Geschichte von Bolitho Blane mit dem Buch doch nun ihren Abschluss gefunden hat“, betont der Künstler. Mittlerweile hat aber ein anderer Unbekannter Einzug in das Leben der Familie Brandy gehalten: Sohn Kevin hat ihn ausgemacht, einen gewissen „Mister Black“…
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