„Silent world“

„Silent world“
(Lucie & Simon)

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Die seit Ende 2014 in der hauptstädtischen Michel- Rodange-Straße niedergelassene Kunstgalerie Hervé Lancelin versteht sich als Botschafter, Vermittler und Förderer der feinen Kunst.

Mit der vierten Ausstellung wird ein deutsch-französisches Künstlerpaar aus Paris vorgestellt, ein Duo, das international einen ausgezeichneten Ruf genießt und sich hier mit Fotografien, Zeichnungen und einem Video präsentiert.

„Silent world“
von Lucie & Simon

Bis zum 20. Juni
Mo.-Sa., 9-19 Uhr
Do. und So. geschlossen,

Kontakt
7, rue Michel Rodange
L-2430 Luxembourg
www.hervelancelin.com

„Prix Art Luxembourg“
So lautet der Name eines neuen, von der Galerie geschaffenen Preises, der allen europäischen Künstlern zugänglich ist. Teilnahmebedingungen gibt es auf der Webseite der Galerie.
Einsendeschluss ist Anfang Juli. Die Werke der nominierten Künstler werden vom 12. September bis 31. Oktober in der Galerie ausgestellt.

Fotografie ist für Lucie & Simon nicht ein Schnappschuss, eine Dokumentation dessen, was man auf Anhieb sieht. Nein, für diese Künstler gilt es, Ort, Zeit und Figuren in einen Rahmen zu setzen, hinter die Fassade zu leuchten, das Sichtbare in den Hintergrund und das Unsichtbare in den Fokus zu stellen. Ihre Lichtbilder sind ruhig, besonnen, geben Raum und den Blick frei auf das Wesentliche. Um dies zu erreichen, bedienen sie sich der 1838 geprägten Technik des „daguerrétype“, die wir bereits bei anderen Fotokünstlern bemerkt haben. Man schöpft die Blendezeit bis ins Unendliche aus, um alles Bewegliche und nicht ausreichend Beleuchtete verblassen oder gar ganz verschwinden zu lassen.

Unheimliche Ansichten

Auf diese Weise entstehen sonderbare, teils unheimliche Ansichten eines Platzes, einer Straße oder allgemein eines an sich belebten Ortes. Zusätzlich zu diesem Prozess setzen die Künstler weitere Mittel der modernen Fototechnik ein. So entstehen Bilder, die sie gewollt und geschaffen haben, auf denen nur die Figuren/Elemente sichtbar sind, die aus ihrer Perspektive dem Ort eine völlig eigene Prägung verpassen, ihn sozusagen neu erfinden.

So entstanden sind Bilder von der Place de l’Opéra in Paris, dem Panthéon in Rom oder dem Bahnhof in Beijing, um nur diese Beispiele zu nennen. Es gibt deren viele, da die Künstler die Welt bereist haben, um eben jeweils ganz spezielle Stimmungen in ihren vor Ort aufgezeichneten Bildern auszudrücken.

„Realität“ und Fiktion“

Die in der Ausstellung gezeigten Zeichnungen („croquis“) setzen Figuren, Spaziergänger beispielsweise, in Szene, welche eine Art Präfiguration ihrer Fotos sind oder sein könnten. Es ist der Versuch „Realität“ und „Fiktion“ zusammen zu schmelzen, wie die Kunstexpertin Julia Beauquel, festhält. Auch liegt den beiden daran, „Zeit“ und „Raum“ mittels eingesetzter Technik in Opposition und/oder in Einklang zu bringen.

Die so entstandenen Bilder bewirken eine regelrechte Metamorphose eines bekannten und kulturell bestimmten Ortes. Wenn die Ausstellung „Silent world“ heißt, so auch weil die Künstler in ihren Fotos das „Laute“ oder das Oberflächliche, das öffentlichen Orten von ihrer Funktion her anhaftet, in ihren Bildern durch besagte Herstellungspraktiken herausfiltern. Es entsteht ein Bildraum der Ruhe, Stille, in die sich der Betrachter hineinversetzt fühlt. Drei großformatige und mehrere kleine Fotos sowie vier Zeichnungen bilden den nicht beweglichen Teil der Schau.

Ergänzt wird die sehenswerte Ausstellung schließlich durch das Video „In Search of Eternity“, eine Arbeit, in welcher unterschiedliche Motive (Straßen, Parks usw.) teils auch mit behutsamer Kameraführung in langen Einstellungen aufgenommen und unter den Klängen von Henryk Goreckis’ „Symphony of sorrowful songs III“ den leidgeprüften Weg des Lebens in seinen unterschiedlichsten Formen in die Ewigkeit – in rund 15 Minuten – nachvollzieht.

Beeindruckend, nimmt man sich die Zeit, diese Montage Bild um Bild, aber in einem Fluss realisiert, zu betrachten.
Die Kunst des Duos Lucie & Simon ist von Tiefgang geprägt und bewegt sich auf der Schiene der unendlich vielseitigen Fragestellungen rundum „Raum-Zeit“ im komplexen Erfassen der vielleicht unergründlichen Sinnprägung der „Ewigkeit“.