Schonungslose Offenheit: Jørgen Haugen Sørensen stellt in der „Veiner Konstgalerie“ aus

Schonungslose Offenheit: Jørgen Haugen Sørensen stellt in der „Veiner Konstgalerie“ aus

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Jørgen Haugen Sørensen, einer der bekanntesten dänischen Bildhauer, stellt zurzeit in Vianden aus. Auf Einladung der Künstlervereinigung ViArt sind seine beeindruckenden Skulpturen in der „Veiner Konstgalerie“ zu sehen. Der 85-jährige Künstler gilt als ein kritischer Beobachter des Zeitgeschehens und als unbeugsamer Geist.

Von Olivier Halmes

So beschäftigten sich auch die in Vianden ausgestellten Werke mit Politik, Gewalt und Macht. Themen, die den Künstler sein ganzes Leben lang stark bewegten. Er macht sich in seinen Arbeiten zum Ausdrucksgeber von Opfern und Henkern, Krieg und Folter, Zensur und Redefreiheit. Dabei geht Sørensen stets mit schonungsloser Offenheit vor. Mit „That’s why they call them dogs“, einer Bronzeinstallation, wird der Besucher schon gleich zu Beginn emotionsgeladen begrüßt. Die im Schlamm zähnefletschenden Hunde zeigen das Brutale und gleichzeitig die Verletzlichkeit einer Gesellschaft, in der jeder gegen jeden kämpft.

Daneben „The innocent guilty“, zwei Figuren, die scheinbar das Geschehen nur betrachten, sich aber durch ihre Anteilslosigkeit selbst schuldig machen. Anklagend ist auch die Bronze „Why“: eine fast mannsgroße Figur, in deren Torso ein großes Loch klafft. Das Gesicht zerfetzt, steht die Plastik aufrecht in der Mitte des Raumes als Mahner gegen Gewalt. Dahinter verharrt eine weitere Skulptur, bedeutend kleiner, Schultern hängend, Kopf gebeugt, resigniert in einer Ecke.

In dieser Optik sind auch die übrigen in Vianden gezeigten Exponate. „Die Geschichte einer zerfallenden Welt, eine Rückkehr zum ursprünglichen, unzivilisierten, nackten Menschen, der in seinem unmittelbaren Unbehagen seine innere Grausamkeit in seinem Äußeren reflektiert“, wie es im Begleittext zur Ausstellung heißt.

Zerfallende Welt

Der 1934 geborene Künstler ist seit über 65 Jahren als Bildhauer tätig. Seine Karriere begann 1953. Sørensen gilt als einer der Protagonisten der dänischen Kunst des 20. Jahrhunderts. Seine Werke sind weltweit in Museen zu sehen. Zahlreiche Großprojekte auf öffentlichen Plätzen wurden von ihm verwirklicht.

Seine Arbeit kann als langer Kommentar über das Leben und die menschliche Existenz gelesen werden. Mit Marie-Josée Kerschen, Präsidentin der Vereinigung ViArt, verbindet den Künstler seit den 1980er-Jahren eine Freundschaft. ViArt hat sich zur Aufgabe gemacht, das kulturelle Leben in Vianden zu beleben.