Peace sells … Luxembourg’s buying!

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Megadeths Trashmetallektion in der Rockhal

Von Sascha Dahm

Die vier Herren von Megadeth aus Los Angeles um Mastermind und Ex-Metallica-Mitglied Dave Mustaine touren nicht nur, in unterschiedlichsten Besetzungen, seit 1984 durch die gesamte Welt und tragen Trash Metal in die Hallen, sondern zählen mit über 38 Millionen verkauften Tonträgern zu Recht, neben Metallica, Anthrax und Slayer, zu den „Big 4“ des Trash Metal. Dass ihnen dieser Status zusteht, zeigten sie eindrucksvoll dynamisch in anderthalb Stunden am 18. Juni in Luxemburg.

Während sich gegenüber in der Main Hall 6.500 Fans, mitsamt meines geschätzten Kollegen Jeff Schinker, bei The Offspring (siehe Printausgabe des Tageblatt vom 20. Juni) in die tiefen 90er des Punks zurückversetzt fühlen durften, wurde zeitgleich im Rockhal Club mit Megadeth eine Trashmetal-Ikone vom Allerfeinsten den knapp 1.200 anwesenden Fans geboten.

In den letzten Jahren fielen Megadeth und vor allem Dave Mustaine eher durch kontroverse Äußerungen bezüglich amerikanischer Präsidenten oder Kriegsoffensiven auf. Alben wie „Th1rt3en“ (2011) und „Super Collider“ (2013) konnten nur bedingt an die alten Erfolge anknüpfen und abermals gab es einen Line-up-Wechsel, da mit Chris Broderick und Shawn Drover zwei von vier Mitglieder wiederum ersetzt wurden, unter anderem durch den Lamb of God-Drummer Chris Adler, der aber auch nur für eine Livetour Teil von Megadeth war.

Nun scheint sich mit Frontmann Dave Mustaine und Langzeit-Kumpane Dave Ellefson am Bass sowie Drummer Dirk Verbeuren und Ausnahmegitarrist Kiko Loureiro eine Formation gefunden zu haben, die eine immense Spielfreude offenbart und mit „Dystopia“ (2016) ein grundsolides Wiederauferstehungsalbum publiziert haben, das Trashmetalelemente aus den 80ern mit modernen flüssigen Hardrockriffs kombiniert und Megadeth hierdurch einen, im doppelten Sinne, frischen Wind einhauchen.

Mit dem „Rust in Peace“-Klassiker „Hangar 18“ wurde die bereits vor Beginn der Show sehr aufgeheizte Masse stilgemäß begrüßt und die Marschrichtung war klar: Klassiker gepaart mit dezenter Moderne, ohne Schnickschnack, nur krachende Drums – eine Doublebase vergleichbar mit Metallicas legendärem Seattle-Konzert 1989 – und Bass und Gitarren, die bis zum Anschlag ausgereizt und bespielt wurden, sodass instrumental die Extraklasse der Individuen teilweise synergetisch ineinander überflossen.

Einzig Dave Mustaines Stimme, man ist es aber irgendwo schon gewohnt, ist nicht mehr sehr ausdrucksstark und das gelegentliche Genuschele tut sein Übriges … Allerdings, und dies muss man hervorheben, wurden einige Songs gerade auch durch die Bemühungen des Frontmanns zu Highlights: „Rattlehead“, „Symphony of Destruction“, das selten gespielte „Mechanix“ sowie vor allem die Endzeithymne „A tout le monde“ ließen bei so manchem Fan die Liebe zum Trash Metal neu entfachen.

Die beiden abschließenden Dauerbrenner „Peace Sells … But Who’s Buying?“ sowie „Holy Wars … The Punishment Due“ schlossen ein sehr ambitioniertes Konzert mit einer doch nachdenklichen Note, da gerade in unsicheren Zeiten von Kriegsandrohung und (ehrlicher?) Annäherung, Rassismus und Leitkultur, Diktatur und schwankender Demokratie die Frage nach Krieg und Frieden keinesfalls unwillkürlich ist, und die viel schwerwiegenderende Frage, wer den Frieden kaufen will und vor allem zu welchem Preis, einen doch beängstigen können …

Megadeth sind eine dieser Bands, die sich in einer Komfort-Zone befinden, aus der man sie eigentlich nicht verlieren will, dies hat das Konzert in der Rockhal eindrucksvoll bewiesen und, so ganz nebenbei, ist es doch ganz beruhigend zu wissen, dass auch Bands wie The Offspring und Megadeth die Hallen ausverkaufen und Rock, Punk und Metal noch nicht tot sind.