Luxemburger Literatur(en)

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Die Luxemburger Literatur gibt es streng genommen nicht. Vielmehr haben wir es mit zahlreichen unterschiedlichen Stilen, Themen und Sprachen zu tun. Am vergangenen Dienstag wurde in der Escher Kulturfabrik ein Blick auf eben diese Vielfalt geworfen.

Seit 2010 lädt die Kulturfabrik Anfang des Jahres zum Leseabend „Lëtzebuerger Literatur(en)“ ein, bei dem gleich mehrere literarische Gänge serviert werden. Diese werden von den Chefs selbst angerichtet: Die Autorinnen und Autoren lesen während ungefähr zehn Minuten ausgewählte Passagen aus ihren neuesten Werken. Manchen gelang dies am Dienstag mit mehr Überzeugungskraft als anderen. Für die Veranstalter käme es jedoch nicht infrage, andere Personen zu engagieren, die die Texte vortragen.

„Uns ist es sehr wichtig, dass es ihre eigene Stimme ist, die die Geschichte erzählt. Unabhängig davon, wie viel Erfahrung jemand hat, klingt es einfach authentischer“, unterstreicht Jérôme Netgen von der Kulturfabrik. Man versuche ganz bewusst, an diesem Abend alte Hasen, Quereinsteiger und Neuzugänge zusammenzubringen, damit sich in einer jovialen Atmosphäre ausgetauscht und voneinander gelernt werden könne.

Ob das Menü dem Publikum mundet, stellt sich erst in der Folge heraus. Die einzelnen Feinschmecker entscheiden selber, ob die kleinen Appetithäppchen Hunger auf mehr gemacht haben und dazu veranlassen, sich etwas einpacken zu lassen, um es dann mit nach Hause zu nehmen.

Der einzige Geschmacksverstärker, der an diesem Abend eingesetzt wurde, war der Gitarrist Gigi Felten, welcher zwischen den Kostenproben Hand an die Saiten legte. Sonst hielten sich die Organisatoren eher zurück und wollten auch nach der Veranstaltung keine Aussagen über mögliche Qualitätsunterschiede bezüglich der Darbietungen machen. „Unser Ziel ist es, einen Spiegel vorzuhalten, der die Vielfalt wiedergibt, welche die luxemburgischen Literaturen zu bieten haben. Sowohl in Bezug auf die verwendeten Sprachen als auch auf die breit gefächerte Themenauswahl“, ergänzt Jérôme Netgen. Obwohl die anwesenden Schriftstellerinnen und Schriftsteller sich in ihrer Arbeit sehr unterschiedlichen Themen widmen, war es für die Zuhörerschaft sehr spannend, zu beobachten, inwiefern das Thema Luxemburg generationenübergreifend die einzelnen Narrative prägt oder zumindest streift.

Der Abend war sehr gut besucht, jedoch sah man, wie so häufig im luxemburgischen Kulturbetrieb, viele bekannte, dafür aber wenig neue oder junge Gesichter. Netgen führt dies unter anderem auf die heutige Schnelllebigkeit zurück, durch die sich immer weniger Menschen Zeit fürs Lesen nehmen und daher mehr zu schreiberischem Fast Food tendieren. Er betont jedoch, dass vor allem junge Leser und Leserinnen bei der Veranstaltung willkommen seien.


Kostproben

Für all diejenigen, die den Leseabend am 23. Januar verpasst haben, haben wir nochmal eine Art „Speisekarte“ der am Abend vorgetragenen Texte zusammengestellt. Wir wünschen einen guten Appetit!

Anja Di Bartolomeo, Chamäleons 

„In den acht Erzählungen geht es um alles oder nichts. Um die kalte Angst vor dem nackten Leben und die unfassbare Grausamkeit, Entscheidungen zu treffen. Die Figuren sind Einzelgänger im schnellen Atem der Stadt. Sie warten und sind auf der Suche. Am Flughafen, vor fremden Häusern und in der Geisterbahn. Sie könnten ausbrechen. Sie sind wie wir. Chamäleons, denen irgendwann die Farbe ausgeht.“

Raoul Biltgen, Schmidt ist tot 

„Als Schmidt Patrick eines Tages einen Anruf von der Wiener Polizei bekommt, die ihn vom Tod seines Bruders René unterrichtet – glaubt er es nicht. Schmidt René nämlich ist ein Scherzbold und hat bestimmt wieder einen seiner geschmacklosen Späße inszeniert. Um gute Miene zum bösen Spiel zu machen, erklärt sich der Luxemburger bereit, nach Wien zu kommen. Hier jedoch verläuft alles ganz anders als geplant.“

Julie Vinandy-Schmit, Perdue dans la vallée 

„Sophie a le vague à l’âme. Elle vient tout juste de décrocher un diplôme de fin d’études secondaires, mais se retrouve seule dans la vallée de la Pétrusse, sans perspectives d’avenir. Sophie colle des messages sur un banc … dans l’espoir d’obtenir une réponse, de communiquer. A 19 ans, elle baigne dans les eaux troubles de la mélancolie et sombre peu à peu dans le monde des rêves. Qu’y trouvera-t-elle? La folie, la mort ou un chemin vers la vie?“

Enrico Lunghi, La collectionneuse d’anges 

„La vie du narrateur bascule lors de sa rencontre avec Marie, une mystérieuse collectionneuse d’anges. L’aventure amoureuse dans laquelle il s’embarque dilue les frontières entre songe et réalité et le plonge dans l’univers de l’art, faisant ressurgir les fantômes de son enfance et réapparaître un ami de jeunesse. La transformation intérieure qui s’ensuit l’entraîne à la découverte de lui-même et embellit son univers.“

Claude Schmit, Reynaert au pays des mérveilles 

„Les migrants et les réfugiés y affluent au pays et Léon Reynaert se pose de sérieuses questions sur le Luxembourg, son identité et son avenir. Qu’est-ce qu’un peuple, une nation? Patriotisme ou cosmopolitisme? Et quand il doute, il se réfugie dans la peau du renard et parcourt le pays. Et là, il voit et sent de ces choses, au pays des merveilles.“

Nico Helminger, Kuerz Chronik vum Menn Malkowitsch sengen Deeg an der Loge

„’Kuerz Chronik vum Menn Malkowitsch sengen Deeg an der Loge‘ erzielt Episoden aus dem Menn sengem Liewen: wéi en no der Uni bei d’Post komm ass, wéi eng exzessiv sexuell Relatioun hien an eng Publicitéitsagence gefouert huet, wéi säi Bestietnis an d’Bréch geet an hie lues, awer sécher de Verstand verléiert.“