Der „Küssende Matrose“ ist tot: Die wahre Story hinter dem berühmten Foto

Der „Küssende Matrose“ ist tot: Die wahre Story hinter dem berühmten Foto

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Das Foto mit dem Matrosen George Mendonsa und einer Frau bei den Feiern zum Ende des Zweiten Weltkriegs ging um die Welt. Jetzt ist der Mann gestorben. Das Motiv wurde jahrelang als inniger Kuss gefeiert – doch seine Geschichte ist in Wirklichkeit eine andere.

Die wahre Geschichte hinter einem der berühmtesten Fotos der Welt steht eigentlich schon in der originalen Bildunterschrift des „Life“-Magazins aus dem Jahr 1945. „In der Mitte von Times Square klammert sich eine weiß gekleidete junge Frau an ihre Handtasche und ihren Rock, als ein hemmungsloser Matrose seine Lippen direkt auf ihre pflanzt“, heißt es in der Ausgabe vom 27. August vor 74 Jahren.

Klingt erst einmal nicht besonders romantisch und so war es auch nicht – und trotzdem wurde die Aufnahme des angeblich innigen Kusses zwischen dem dunkel bekleideten Matrosen und der hell angezogenen Frau jahrzehntelang zu einem Symbol überschwänglicher Romantik.

Jetzt ist der auf dem Foto abgebildete Mann, George Mendonsa, gestorben. Der einstige Angehörige der US-Navy starb am Wochenende im Altenheim in Middletown im US-Staat Rhode Island, wie US-Medien am Montag (Ortszeit) unter Berufung auf seine Tochter Sharon Moeller berichteten. Er wurde 95 Jahre alt.

Das Foto, das ihn weltberühmt machte, entstand während einer spontanen Siegesfeier zur Kapitulation Japans im Zweiten Weltkrieg auf dem Times Square in New York am 14. August 1945, aufgenommen von Fotograf Alfred Eisenstaedt und erstmals groß veröffentlicht auf der Titelseite des „Life“-Magazins.

Die Frau, die Mendonsa sich geschnappt hat, war keineswegs seine damalige Geliebte, sondern eine zufällige Passantin. „Ich habe mir das nicht ausgesucht, geküsst zu werden“, sagte Greta Friedman, damals eine Zahnarztassistentin in Krankenschwester-Uniform, dem „Veteran’s History Project“ im Jahr 2005. „Der Typ kam einfach rüber und hat mich gepackt oder geküsst.“ Friedman starb nach Angaben des Senders NBC 2016 im Alter von 92 Jahren.

In einem Interview mit dem Fernsehsender CBS erklärte Mendonsa selbst: „Du kommst zurück aus dem Pazifik und endlich ist der Krieg zu Ende. Diese Begeisterung darüber – und ich hatte ein paar Drinks zu viel. Als ich also die Krankenschwester gesehen habe, hab ich sie mir genommen und sie geküsst.“

In den Jahren danach hatten mehrere Matrosen behauptet, sie seien der berühmte küssende Seemann. Doch Gesichtserkennungsprogramme bestätigten später, dass es sich bei dem Matrosen um Mendonsa handelte. „Mein Vater war sehr stolz auf seinen Dienst (bei der Navy), sowie auf das Bild, und was es bedeutete“, sagte seine Tochter Sharon Moeller.

Ursprünglich war der Matrose an dem Tag im August 1945 auf einem Date mit einer anderen Frau gewesen, erklärte Mendonsa der CBS weiter. Beide seien in der nahe gelegenen Radio City Music Hall gewesen, als dort das Ende des Krieges verkündet wurde. Sie seien dann zum Feiern in eine Bar gezogen und schließlich zum Times Square gegangen.

Diese Frau, Rita Petrie, ist sogar im Hintergrund des Fotos links neben Mendonsa zu sehen. Ihr Gesicht ist zwischen ihm und einem weiß bekleideten Matrosen direkt über seiner Schulter angeschnitten zu erkennen. Noch Jahre später erklärte sie, dass er immer wieder die Szene nachstellen musste und dass es ihr nichts ausmache. Sie war bis zu seinem Tod am Wochenende mehr als 70 Jahre mit ihm verheiratet.