In der Fremde zu Hause

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Es war einmal vor langer Zeit, da wanderten sagenhafte 70.000 Luxemburger, rund ein Drittel der Gesamtbevölkerung, in die Vereinigten Staaten von Amerika aus. Manche zog es in den US-amerikanischen Bundestaat Illinois, andere verschlug es nach Minnesota oder aber nach Wisconsin, in das 1.800-Seelen-Dorf Belgium.

Emile Hengen
 

Heute leben sie immer noch dort, viele – selbst die jüngeren Generationen – sprechen immer noch die Luxemburger Sprache und pflegen pflichtbewusst und mit großem Engagement nach wie vor unsere großherzogtümlichen Bräuche. Auch wenn sie Luxemburg vor vielen Jahren verlassen haben, sich reibungslos in die US-amerikanische Gesellschaft integriert und sich den „American way of life“ vollends einverleibt haben, so sind sie nie vollständig abgerissen, die Fäden zu ihrem Heimatland.

Ganz und gar das Gegenteil ist der Fall: Seit jeher besteht zwischen beiden Ländern ein reger Austausch, wirtschaftlich, aber auch kulturell. „Dieser soll nun intensiviert werden“, verdeutlicht Jean Calmes, Mitglied der Vereinigung „Luxembourg American Cultural Society“, die ihren Sitz in Wisconsin hat.

„In Belgium wird am 9. August dieses Jahres das einzigartige Kulturzentrum ‚Luxembourg American Cultural Center‘ feierlich eröffnet“, verrät Jean Calmes.
Wieso aber entsteht dieses Kulturzentrum im Bundesstaat Wisconsin? Warum wurde das „Luxembourg American Cultural Center“ (LACC) nicht im Großraum Chicago aus dem Boden gestampft, wo schätzungsweise 200.000 direkte und indirekte Nachfahren jener luxemburgischen Pioniere, die im 19. und 20. Jahrhundert den großen Teich überquerten, angesiedelt sind? „Nun, Belgium zählt heute zu den größten Siedlungen, in denen fast ausschließlich Einwohner luxemburgischer Abstammung leben. Seit nahezu 30 Jahren ist die Ortschaft Austragungsort des ‚Luxembourg Fest‘, das jedes Jahr von rund 2.000 Menschen, die ein überaus ausgeprägtes Luxemburger Nationalbewusstsein an den Tag legen, besucht wird“, erklärt Jean Calmes.

Luxemburgs Erbebewahren

„Hier wird der Luxemburger Tradition neues Leben eingehaucht und an all die Menschen gedacht, die sich vor unzähligen Jahren, in Hoffnung auf ein besseres Leben, in Wisconsin niederließen“, erklärt Jean Calmes, der dem Termin Mitte August sichtlich entgegenfiebert. Das „Luxembourg American Cultural Center“ verfolgt ein primäres Ziel: die Wurzeln des luxemburgischen Erbes zu bewahren. „Dies ist die eigentliche Bestimmung des LACC“, verdeutlicht Kevin Wester, Direktor des Kulturzentrums.

Neben der kulturellen Förderung beabsichtigt die im Jahr 2004 gegründete „Luxembourg American Cultural Society“ aber auch, den pädagogischen, wirtschaftlichen und touristischen Austausch zwischen beiden Ländern anzukurbeln. „Back to the roots“ lautet also die Devise dieser Vereinigung, die in regelmäßigen Abständen Reisen nach Luxemburg anbietet. „Doch auch Luxemburger sollen die Möglichkeit erhalten, Belgium zu besuchen und zu erkunden. Aus diesem Grund veranstalten wir auch Reisen in die USA“, erklärt Jean Calmes.

Das Herzstück der Kulturinstitution

Neben dem „Roots and Leaves Museum“ in der rekonstruierten Mamer-Hansen-Barn, ein Steinhaus nach alt-luxemburgischer Bauart aus dem Jahr 1872, beherbergt das LACC die neu eingerichtete Forschungszentrale „Dooley Wagner Research Center“, das Herzstück der Kulturinstitution. Sie birgt die größte Bibliothek für Luxemburger Literatur, Geschichte und Genealogie in den Vereinigten Staaten. „Sie ist der ideale Ort für all diejenigen, die mehr über ihre Vorfahren in Erfahrung bringen möchten“, führt Jean Calmes an.

Finanziell getragen wurde der Bau, der rund 1 Million Euro kostete, von privaten Sponsorengeldern. Doch auch das hiesige Kulturministerium hat die „Luxembourg Amercian Cultural Society“ mit 400.000 Euro unterstützt – öffentliche Gelder, die für das Museumsmobiliar ausgegeben wurden. Warum nun die Stadt Belgium, eine Hochburg der Luxemburger Einwanderung, aber Belgium heißt und nicht „Luxembourg“, ist ein Mysterium, auf das niemand von der „Luxembourg American Society“ eine klare Antwort geben kann.

Luxembourg American
Cultural Center
Belgium | Wisconsin USA
100, Peter Thein Avenue
P.O. Box 157
Mi.-Fr.: 10-16 Uhr
Sa.: 13-16 Uhr
Tel.: (+1) 262 476 5086
luxamculturalsociety.org