Gnädige Gothicgötter

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Nach ihrem letzten Auftritt im Jahr 2014, kamen die „Sisters of Mercy“ am vergangenen Dienstag zurück in die Rockhal und zeigten, dass sie auch nach 37 Jahren immer noch aktuell sind und sich immer noch neu zu erfinden wissen. Ein fast ausverkaufter Club in der Rockhal zollte, dies sei vorweggenommen, den Herren um Sänger Andrew Eldritch ihren verdienten Tribut.

Bevor die „Sisters of Mercy“ jedoch die Bühne betraten, begannen um 20:15 die Herren von „The Membranes“ ihr 45-minütiges Set und allen denen der Name kein Begriff ist, sollten sich mal mit der sehr interessanten Geschichte dieser Post-Punk-Band auseinandersetzen – man wird nicht enttäuscht. Musikalisch gesehen wurden den Zuschauern einiges geboten: laut, punkig und äußerste Sympathie seitens der Band.

Frontmann John Robb versuchte alles um dem Publikum einzuheizen und es gelang ihm sogar, das zu diesem Zeitpunkt eher verhaltene Publikum zum Mitmachen zu motivieren.

Immer noch modern

Um 21:30 Uhr begannen dann die Sisters ihr Set und wollten keinesfalls Zeit mit Füllern verlieren, sondern begannen ihren Auftritt mit dem epischen „More“ und ebneten so den Weg für eine abwechslungsreiche Reise durch ihre gesamte Diskographie, die zugegebenermaßen nur drei Alben beinhaltet und doch mit einer Vielzahl an bekannten Songs zu bestechen weiß. Interessant an den „Sisters of mercy“ sind die Wandelbarkeit und die immer noch relevante Pionierstellung die die Band besitzt: Ihre Songs klingen noch immer – auch Jahrzehnte später –modern und genre-grenüberschreitend.

Von Rock bis Punkt, Electro bis Sythie, Gothic bis Metal ist jedes Genre in den Songs vertreten und dies zeigt, dass die Songs der Sisters ein „melting pot“ an musikalischen Einflüssen repräsentieren und doch keinesfalls überfordernd oder schwerfällig wirken. Die Intensität der Songs wird durch eine fast schon überbordende Lichtshow komplementiert, die die Songs in phänomenaler Weise zu untermauern wusste. Das Instrumentale und Visuelle konnte dann in synergetischem Zusammenspiel auch die an manchen Stellen etwas schwache stimmliche Leistung Eldritchs übertünschen – ob dies am Mikrofon oder am Sänger lag, sei dahingestellt.

Nichtsdestotrotz, bot das 90-minütige Konzert  Klassiker wie „Walk away“ / „Body and Soul“ oder auch „Alice“, bevor dann zum Ende ein Arsenal an Synthie-Hymnen gespielt wurde: Dominion/Mother Russia“, „Lucretia my Reflection“, „Temple of Love“ und natürlich abschließend „This Corrosion“. Die Fans blieben trotz der stimmlichen Defizite begeistert und zeigten sich zufrieden; auch wenngleich hierin möglicherweise der Grund liegt, warum die Sisters nicht den Headliner-Status besitzen wie etwa „The Cure“, die auch heute noch Arenen füllen…

Subkultur und Mainstream

Das Konzert der „Sisters of Mercy“ hat jedoch, aus soziologischer Sicht, etwas offenbart: unabhängig ob man in der Rock- oder in der Gothicszene verwurzelt ist (Standesgemäße Kleidung, Schminke etc. inklusive) oder eigentlich nur das oben angesprochene Zusammenspiel aller Genres mag, so führt diese Band auch heute noch junge sowie ältere Menschen zusammen, die gemeinsam für eine phänomenale Atmosphäre in der Rockhal gesorgt haben und dieser Verdienst kann man den Mannen um Eldricht nicht absprechen…We want „More“.

Sascha Dahm