Ein passendes Geschenk

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Der mit vielen Vorschusslorbeeren von Seiten der Presse bedachte türkische Film „Winter Sleep“ von Nuri Bilge Ceylan erhielt am Samstagabend die höchste Auszeichnung der Filmfestspiele in Cannes: die Goldene Palme.

Ein passendes Geschenk für das türkische Kino, das in diesem Jahr seinen 100. Geburtstag feiert.

Regisseur Ceylan, der den Preis aus den Händen von Quentin Tarantino sowie Uma Thurman erhielt, widmete diese Auszeichnung den jungen türkischen Männern und Frauen, die in den letzten Monaten ihr Leben verloren haben. Bereits bei der offiziellen Vorstellung des Films hatte das Team der toten Grubenarbeiter von Soma gedacht.

Ceylan dankte auch den Verantwortlichen des Festivals für ihre Entscheidung, diesen doch sehr langen Film in den Wettbewerb aufgenommen zu haben, doch trotz 3 Stunden und 16 Minuten gehörte „Winter Sleep“ zu den kurzweiligsten, weil auch intensivsten Filme um Ehe, Beziehungen und politische Stellungnahmen.

Der Große Preis der Jury, der eigentlich undankbare zweite Platz, geht an die italienische Produktion „Le meraviglie“ von Alice Rohrwacher. Ein poetisches Porträt einer Öko-Familie, das zwar positive Kritiken erhalten hatte, von den Star-besetzten Produktionen aber etwas ins Abseits gedrängt worden war.

Besondere Hommage

Mit dem zweigeteilten Jurypreis gelingt dem Team um Jane Campion eine ganz besondere Hommage: Xavier Dolan und Jean-Luc Godard heißen die Preisträger und beide stehen für kreatives, engagiertes Kino. Dolan, gerade mal 25 Jahre alt und Godard, der am Ende des Jahres seinen 84. Geburtstag feiert, sind Symbolträger, über die man nicht hinwegsehen kann. Der Franko-Schweizer Godard steht für die Entwicklung der Nouvelle Vague, für das politische Bewusstsein des Kinos, während Dolan, der kreative Franko-Kanadier Kreativität in ihrer schrillsten Form verkörpert. Neben Julianne Moore für „Maps of the Stars“, eine bitterböse Hollywood-Satire von David Cronenberg, erhielt auch Timothy Spall die Auszeichnung in der Kategorie „Bester Interpret“. Der britische Darsteller faszinierte als „Mr Turner“ im gleichnamigen Film von Mike Leigh. Ein Kraftakt, den Spall mit Bravour meistert und für den er zu Recht ausgezeichnet wurde.

Die 67. Filmfestspiele von Cannes überzeugten im offiziellen Wettbewerb mit solider, vorwiegend europäischer Kinokost, die sich oft ganz aktuellen politischen und gesellschaftlichen Themen widmete. Rückblickend wird die 67. Auflage in guter bis sehr guter Erinnerung bleiben.