Feiern im Gedrängel zwischen Blues und Jazz (SIEHE VIDEO)

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U-Turn? Ausgeschlossen! Es gibt kein Zurück. Auch kein Vorwärts! Und keinen Notausgang. Menschen ballen ihre Fäuste und zittern am ganzen Leib. Wer schwach wird, bleibt auf der Strecke. Emile Hengen

Lediglich der schmerzvolle Sprung von der Brücke, von der Festungsmauer könnte den Leidtragenden vor dem grauenvollen Ersticken bewahren. Wahrlich eine beängstigende Brutstätte der Klaustrophobie … diese Blues’n Jazzrallye.
Zehntausende von Menschen drängelten sich am Samstagabend durch die engen Gassen von Grund und Clausen, stets auf der Suche nach der einen Band, die ihnen den Abend versüßen sollte. Manche versäumten sie, weil sie sich nicht schnell genug durch die sich langsam bewegende Menschenlawine durchkämpfen konnten.
Andere, sichtlich planlos und dem Kollaps erschreckend nahe, bewegten sich schnellstmöglich in Richtung Abtei Neumünster, deren Innenhof einzig und allein den lang ersehnten Freiraum und die nötige Luft zum Atmen bieten konnte; und darüber hinaus wohl die eindrucksvollsten Musiker dieses Abends: „Andreu Martinez Projekt“, ein spanisches Jazz-Trio, das – anhand des Spiels von glanzvollen, Rhythmus betonten, doch vertrackten Parts, und einer ungemein gefühls- und kraftvollen Emotionalität – sein Publikum in ein berauschendes Universum melodischer Vielfalt entführte.

Tausende von Zuschauern

Rund zwei Wochen nach dem Worldmusic-Festival „MeYouZik“ und dem „Rock um Knuedler“ kamen an diesem Wochenende sämtliche Blues- und Jazzliebhaber auf ihre Kosten. Seit 1995 ist die Blues’n Jazzrallye fester Bestandteil der Open-Air Festivalkultur von Luxemburg-Stadt, lockt seit Jahren Tausende von Zuschauern in die pittoreske Unterstadt – Tendenz steigend! – und besticht seit jeher mit einem vielseitigen Musikprogramm, das sämtliche Facetten des Blues und des Jazz abdeckt: Dixieland, New Orleans, Swing, Fusion, Experimental und Elektro-Jazz.
Selbst all denjenigen, die keinen Blues mögen, bot die Rallye auf der „Editpress Blues Hill“-Bühne mit „The Perpetrators“, die irgendwo zwischen Hillbilly und rotzfrechem Punk, zwischen Unbekümmertheit und Größenwahn anzusiedeln sind, eine nicht zu versäumende Alternative.
Neben der gesamten Bandbreite an international renommierten, hochkarätigen Musikern und Virtuosen – wie zum Beispiel das schwedische Ausnahmetalent Jan Gerfast, die begnadete Sängerin Dede Priest oder der Funkmusiker Brian Auger, altbewährte Insider-Tipps wie Eddie Kirkland, überwältigende Neuentdeckungen wie das spanische Jazz-Trio Andreu Martinez Projekt – ist und bleibt das Blues-Festival noch immer eine nicht zu unterschätzende Plattform für die einheimische Jazz- und Bluesszene, die sich in diesem Jahr bedauerlicherweise genau zu dem Zeitpunkt profilieren musste, als es in Strömen zu regnen begann und sich die Mehrzahl aller Besucher in den zahlreichen Gaststätten einen sicheren und trockenen Unterschlupf suchte.
Nun war es auch in diesem Jahr ein Ding der Unmöglichkeit, in den Genuss aller auftretenden Bands zu kommen. Rund 60 aus dem In- und Ausland musizierten auf zehn in der idyllischen Unterstadt verteilten Open-Air-Bühnen und in 16 verschiedenen Pubs und Restaurants, wo bis tief in Nacht hinein ein an den Blues gerichtetes Loblied nach dem anderen gespielt wurde.

Visuelle Eindrücke von der Blues’n Jazzrallye unter www.tageblatt.lu