/ Entfremdete Schönheit
Manchester Orchestra, die, wie der Name es natürlich nicht aussagt, aus Atlanta kommen, haben 2009 mit ihrem Zweitwerk „Mean Everything to Nothing“ erstmals eine wohlverdiente Kritikeraufmerksamkeit bekommen. Dies war vor allem wunderbaren Songs wie „Shake it Out“ zu verdanken, die sich an der Schnittstelle zwischen gelungenen Indieriffs und dem besten, das Bands aus dem Bereich des Emorock – wie Brand New oder die sträflich unbekannten Colour Revolt – zu bieten hatten, befand.
Danach kam mit „Simple Math“ (2011) das komplexer orchestrierte Album, „Cope“ (2014) wurde später durch den akustischen Counterpart „Hope“ vervollständigt oder begleitet, die Aufteilung der zahmen und energischen Seiten der Band kam aber bei Fans und Kritikern trotz guter Songs etwas weniger gut an.
Nun sind Manchester Orchestra mit „A Black Mile to the Surface“ zurück und das Resultat ist schlichtweg so ergreifend, dass es sich als äußerst schwierig herausstellte, sich hier nur einem einzigen Song zu widmen, weswegen wir uns kurzerhand entschieden, gleich zwei Samples aus dem neuen Album vorzustellen.
Melancholisch und druckvoll
Erster im Bunde ist das ruhig melancholische „The Alien“, das seine Entfremdungsmetapher mittels einer Ballade, die sowohl thematisch als auch musikalisch auf einem frühen Sufjan-Stevens-Album seinen Platz gefunden hätte, inszeniert.
Anschließend überzeugte uns das dunklere, aber auch druckvollere „The Moth“, das mit entfremdetem Begleitgesang, im Chorus schön harmonisierten Backing Vocals, diskreten elektronischen Komponenten und krachiger Gitarrenarbeit daherkommt.
Beide Songs trumpfen mit ausgezeichneter Melodieführung, komplexen Arrangements und einer sowohl gefühlvollen als auch intelligenten Instrumentierung, die Andy Hulls Gesang nicht besser hätte begleiten können, sodass man sich die beiden Albumauszüge gleich wiederholt reinziehen sollte.
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