Eine Herzensgeschichte im Doppelpack

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LUXEMBURG - Das Drama des Lebensendes und des persönlichen Verlustes. Für ihr Filmdebüt haben sich die Schweizer Regisseurinnen Stéphanie Chuat und Véronique Reymond viel vorgenommen.

Getragen wird der schwierige Stoff von „La petite chambre“ von einem hervorragend ausgefeilten Drehbuch genau wie von einem charismatischen Michel Bouquet und einer tiefgründigen Florence Loiret-Caille.

„La petite chambre“ mit Michel Bouquet

Ab Freitag im Utopia (täglich um 15.15 und 19.00 Uhr) sowie im Escher Ariston (täglich um 18.30 Uhr) in französischer Sprache mit deutschen Untertiteln

Eigentlich ist der alte Herr noch ganz fit. Zwischen der Pflege seiner Grünpflanzen, seinen Büchern und den Klängen klassischer Musik wird ihm die Zeit nicht lang. Der tägliche Besuch von Rose, der Altenpflegerin, die überwacht, ob er seine Medikamente richtig einnimmt und ordentlich isst, ist ihm lästig. Genau wie der Wunsch seines Sohnes, ihn in einem Altersheim unterzubringen.

Der alte Herr wird immer wortkarger, lässt keinen an sich heran. Das stört Rose nicht. Sie hat eigene Probleme.

Mit sehr viel Feingefühl führen die beiden jungen Regisseurinnen ihre Figuren aneinander heran. Schrittweise kommen sich Edmond und Rose näher, entwickeln Verständnis und erlauben sich Gefühle.

Tabuthemen der Gesellschaft

„Wir hatten das Bedürfnis, über die alternde Gesellschaft zu sprechen, über unser Verhältnis zum hohen Alter, und über die wenig reizvolle Perspektive auf ein Ende im Altersheim, dem Vorzimmer des Todes, nachzudenken“, sagt Véronique Chuat über die Entstehung des Drehbuches. Der zweite Aspekt, die junge Frau, die nicht über den Verlust ihres tot geborenen Kindes hinwegkommt, ist später hinzugekommen. Aus dem Wunsch nach einer starken Zweitfigur und der Erkenntnis, mit ihrem Film an Tabuthemen heranzugehen, die in der heutigen schnellen und häufig oberflächlichen Gesellschaft gewöhnlich keinen Platz finden.

Beim Schreiben haben sich die beiden Autorinnen von älteren Menschen aus ihrem Umfeld inspirieren lassen, später haben sie sich mit Müttern unterhalten, die den Tod eines Kindes akzeptieren mussten. „Das hätte ich gesagt haben können“, stellte eine Zuschauerin bei der Schweizer Premiere fest. „Wir haben ihre ergreifende Erzählung, die wir aufgezeichnet hatten, tatsächlich fast wortwörtlich übernommen“, bestätigt Stéphanie Chuat.

Autorenkino vom Feinsten

Das Schweizer Publikum hat den Film mit Begeisterung aufgenommen. „Endlich spricht mal jemand von uns, von unseren eigenen Alltagsproblemen“, so das allgemeine Credo.

„La petite chambre“ ist eindeutig ein Autorenfilm. Wer eine nette Unterhaltung am Wochenende sucht, wird enttäuscht sein. Wer jedoch eine intelligente, feinfühlige Auseinandersetzung mit den Problemen, die uns alle in einer Zeit unseres Lebens heimsuchen können, nicht scheut, der wird vielleicht die eine oder andere Träne schlecht unterdrücken können, jedoch den Filmsaal reicher verlassen.

Die Kulisse der mächtigen Schweizer Berge kommt nicht von ungefähr. „Wir wollten unbedingt den Film in einer uns bekannten und familiären Umgebung drehen. Meine Großmutter hat im Altersheim gelebt, in das Edmond einziehen soll“, so Stéphanie Chuat.

Dass sie Michel Bouquet für ihren Film gewinnen konnten, betrachten die Regisseurinnen als Glücksfall: „Er hatte das Drehbuch nicht nur gelesen, sondern hatte sich schon in den Text hineingefühlt. Darüber hinaus hat die Chemie zwischen ihm und uns sofort gestimmt.“ Eine Bestätigung für die Arbeit der Autorinnen, die mit „La petite chambre“ ihren ersten Spielfilm machten. Der 83-jährige Michel Bouquet hatte seit „Le Promeneur du Champ de Mars“, den er 2005 drehte und in dem er 2006 für seine Rolle des François Mitterrand den César als bester männlicher Darsteller erhielt, keinen Film mehr gedreht, sondern nur noch Theater gespielt.

Dennoch war die Zusammenarbeit auf dem Set recht einfach. Bouquet habe sich von Tag zu Tag tiefer in seine Rolle eingefühlt, ist immer mehr „Edmond“ geworden. Er habe sich nie darüber beschwert, dass er sich mit zwei Regisseurinnen herumschlagen musste. Er sei vielmehr allen Anweisungen mit Professionalität gefolgt, ohne die beiden jungen Frauen auch nur einmal spüren zu lassen, dass sie neu im Filmbusiness waren.

„La petite chambre“ ist eine schweizerisch-luxemburgische Produktion, bei der Ruth Waldburger, Inhaberin und Geschäftsführerin der Vega Film AG, und Nicolas Steil, Geschäftsführer von Iris Productions, zusammengearbeitet haben. Sämtliche Außenaufnahmen wurden in der Schweiz gedreht, die Innenaufnahmen entstanden alle in Luxemburg. Valérie Bodson als Bettina, Claudine Pelletier und Marc Olinger als Eltern von Rose sind weitere „luxemburgische“ Elemente.