Ein lautstarkes Date

Ein lautstarkes Date
(Marvin Schieben)

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Müssen ausgesprochen gute Bands bei ihren Auftritten immer eine ausverkaufte Konzerthalle vorweisen können? Nein! Das bewiesen "You Me At Six".

Viele Besucher scheinen an diesem Donnerstagabend nicht nach Luxemburg gekommen zu sein. Gerade mal ein Drittel der kleinen Atelier-Halle ist gefüllt, als die Vorband „The Amazons“ zu ihrem ersten Song anstimmt. Viele Fans stehen
zu diesem Zeitpunkt noch vor der Halle und genießen das schöne Frühlingswetter bei einem kalten Bier. Drinnen feiern einige bereits die eben genannte Rockband, die trotz ihrer kurzen Bandgeschichte weiß, wie man eine Bühne rockt.

Nach der Vorgruppe schwärmen die meisten Personen aus der Halle in das noch immer recht angenehme Freie. Bis zum Hauptevent sollte es noch etwas Zeit brauchen, deswegen erstmal ein Überblick über das Publikum an diesem Abend. Dieses ist im Schnitt Anfang bis Mitte zwanzig und lässt sich in hauptsächlich zwei Kategorien aufteilen. Die erste
Kategorie sind weibliche Kleingruppen und die zweite junge Frauen mit männlichem Anhange, denen man teilweise ansieht, dass sie nur aus Nettigkeit mitgekommen sind. Kein Wunder, da sogar der Sänger von „You Me At Six“ im Laufe des Konzertes anmerkt, dass die Band im Laufe der Jahre immer attraktiver geworden sei. Einzelne männliche Zuschauer findet man hier eher selten, abgesehen von Journalisten und Fotografen.

Als es fast dunkel draußen ist, beginnt das Konzert und die fünf Bandmitglieder um Sänger Josh Franceschi betreten die Bühne. Mittlerweile ist die Halle halb gefüllt und dabei bleibt es leider auch an diesem Abend. Sucht man im Internet nach einer Stilbeschreibung für diese Band, so findet man Bezeichnungen wie Alternative Rock, Pop-Punk und Post-Hardcore. Dies sind zwar alles artverwandte Genres, aber in der Regel doch verschieden in der musikalischen Umsetzung. Dementsprechend hoch sind auch die Erwartungen an einen so facettenreichen Genre-Mix.

Musik und Qualität im Vordergrund

Diese Erwartungen sollen nicht enttäuscht werden, denn „You Me At Six“ liefern eine Show, die mustergültiger nicht sein könnte. Die Band spielt Songs aus allen der drei genannten Genres und bringt damit das Publikum immer wieder zum kochen. Mal ist es eine Ballade, mal eine Hymne, die man locker in die Richtung Punk ordnen kann, bis hin zu richtig harten Nummer, bei denen die Instrumente und die Stimme des Sängers anfangen an ihre Grenzen zu stoßen. Bei diesem beeindruckenden und abwechslungsreichen Stilmix wundert man sich schnell, weshalb so wenige Männer zwischen den Zuschauern sind. Man merkt dieser Band an, dass bei ihnen die Musik und dessen Qualität im
Vordergrund stehen. Aber auch zu kleinen Scherzen war der Frontmann der Band sich nicht zu schade. Einmal fragte er das Publikum wie man die Menschen aus Luxemburg nennt, wenn er als Brite als „Englishman“ bezeichnet werden würde.

Die Antwort Luxemburger amüsierte ihn so sehr, dass er vor Freude darüber einen „Luxemburger with fries“ orderte. Eine gute Stunde und drei Zugaben später verabschiedet sich die Band und die Besucher gehen mehr als zufrieden und ausgepowert nach Hause. Abschließend kann man sagen, dass sich viele Bands bei ihren Shows mal eine Scheibe von „You Me At Six“ abschneiden könnten. Hier störten auch die fehlenden Zuschauer nicht, denn die Stimmung war auch mit wenigen Gästen fantastisch. Das Date mit dieser Band war ein sehr schöner Abend, der auf jeden Fall wiederholt werden sollte.