KommentarDossier „Blannenheem“: Corinne Cahen und die Schönwetter-Politik

Kommentar / Dossier „Blannenheem“: Corinne Cahen und die Schönwetter-Politik
Auf Tauchstation: Familienministerin Corinne Cahen Foto: Editpress

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Im Dossier „Blannenheem“ ist erst einmal Ruhe eingekehrt. Generaldirektor Jean-Paul Grün muss gehen, auch wenn diese Entscheidung dem Verwaltungsrat der offiziellen Pressemitteilung nach sichtlich schwergefallen zu sein scheint. In der Tat hatte der exzellente Ruf der Institution in der vergangenen Woche so arg gelitten, dass die Ablösung des Direktors unvermeidbar geworden war.

Auch wenn der Verwaltungsrat schreibt, dass die meisten der Vorwürfe nicht mit den Fakten übereinstimmen, so ist Grün mitnichten ein Bauernopfer. Denn allein die Anzahl der angeprangerten Missstände lässt auf große Probleme innerhalb der Wände des CIPA Blannenheem schließen. Auch handelt es sich nicht um eine Protestaktion einiger weniger, sondern um einen Zusammenschluss von rund 30 Familien von Bewohnern. Und dann wäre da noch die Schwere der Vorwürfe, die alles andere als eine Bagatelle sind.  

Allein diese Fakten hätten im zuständigen Familienministerium die Alarmglocken schrillen lassen müssen. Doch Ministerin Corinne Cahen ging in der Öffentlichkeit lieber auf Tauchstation und schwieg. Sie verwies tagelang auf die Zuständigkeit des Verwaltungsrats, präsidiert von ihrem Parteikollegen Paul Ensch.

Noch am Montagmorgen tat sie das in einem Radio-Interview. Dort vermied Cahen es tunlichst, eine konkrete Aussage zu treffen. Nicht nur, was die Situation im „Blannenheem“ betrifft, sondern so ziemlich in allen angesprochenen Themenbereichen.

Es ist genau diese Art von Interviews beziehungsweise Antworten, die zur Politikverdrossenheit der Menschen beiträgt. Denn sie schaden der Glaubwürdigkeit politischer Entscheidungsträger und somit in diesem Fall der Regierung. Familienministerin Cahen selbst braucht sich derweil nicht zu wundern, wenn sie als Schönwetter-Politikerin bezeichnet wird.  

Janko
10. Juni 2020 - 13.15

@Hurst a Scholer: wéi Recht där hutt! An et ass trotz déconfinement fir d‘Gesamtbevölkerung esou dass d‘Mënschen an den Alters-a Flegeheimer nach ëmmer net eraus a séch fräi bewegen dierfen! Woubäi dat Wuert „dierfen“ aleng schon en Hohn ass. Mat wéi engem Recht gin déi Leit all fir onmündeg erklärt? Ech wéisst gären wat d‘Mënscherechtskommissioun dovunner hält. Ech si fir en #Gitt hinnen hir Fräiheet erëm. Mee ech si net op Facebook

Jerry Scholer
9. Juni 2020 - 15.01

@Hurst: Ich kann Ihnen nur beipflichten , zumal mir bewusst ist Sie als Betroffener die Thematik noch besser einschätzen können als ich. Mich hat erstaunt , wie einfach eine Ministerien freiheitliche , demokratische Rechte von mündigen Bürgern ausser Kraft setzt, Heimbewohner interniert . Noch erschreckender eine Gesellschaft die Toleranz, Solidarität, Humanismus , Zusammenhalt predigt, dies toleriert . Jeder Alten-, Heimbewohner kann selber entscheiden welchen Gefahren, Risiken er sich aussetzt. Nach meiner Überzeugung wurden hier eindeutig eine Linie überschritten , die zum Nachdenken anregt, die Angst macht. Natürlich sind Heimbewohner angesichts ihres Alters anfälliger für Krankheiten, doch die restliche Bevölkerung die unter Vorerkrankungen, Übergewicht , schwachen Immunsystem,... im freien Ländchen leiden wurden nicht dem Zwang der Internierung unterworfen und somit zweierlei Maßen gehandelt.

HTK
9. Juni 2020 - 10.03

"Vermeiden eine konkrete Aussage zu treffen" oder etwas so erklären,dass es niemand versteht. Das ist Politik ohne Rückgrat wie man sie kennt.

Patrick Hurst
9. Juni 2020 - 8.48

Im Grunde ist das nicht einmal "Schönwetterpolitik", nein sondern ein gefährliches "Laisser faire". Wir von Nëmme Mat Eis kämpfen hier schon jahrelang gegen Windmühlen: Denn das zurückgreifen auf Privatrecht der Betreiber gibt faktisch den Heimdirektionen so viel Macht über den Alltag der Bewohner, dass diese sich in den seltensten Fällen überhaupt noch trauen gegen Missstände und Unrecht aufzumucken! Dies führt schließlich dazu dass gegen diese Zustände fast nicht anzukommen ist. FAZIT: Der Rechtsstaat wird hiermit faktisch außer Kraft gesetzt, obwohl wir, die Menschen mit Behinderung und Senioren in Wohnheimen ihn am meisten bräuchten.