Das ewige Thema Liebe

Das ewige Thema Liebe
(AFP/Anne-christine Poujoulat)

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Romantische Komödien sowie Beziehungsfilme funktionieren fast immer nach dem gängigen, ganz bekannten Muster "Boy meets girl, boy loses girl, boy regains girl".

Es gibt endlose Varianten dieses Modells und jeder Regisseur würzt sie mit den ihm eigenen Zutaten. Wer mit Todd Haynes früheren Filmen vertraut ist, kann ahnen, was auf ihn zukommt.

Der bekannte US-Regisseur und bekennender Homosexueller setzt sich oft mit der amerikanischen Gesellschaft der 50er-Jahre auseinander. So geschehen bereits in „Far from Heaven“ mit Julianne Moore. Dort war es der Zerfall einer Ehe aufgrund homosexueller Neigungen des Mannes und die Andeutung einer Beziehung zwischen einer weißen Frau und einem schwarzen Mann. Beides war in den 50er- Jahren in den USA unmöglich. In „Carol“ greift Haynes eine ähnliche Problematik auf.

Die Titelfigur steht vor den Trümmern ihrer Ehe. Ihr Mann kann ihre lesbischen Eskapaden nicht mehr akzeptieren und tut alles, um das alleinige Sorgerecht für die vierjährige Tochter zu bekommen. Haynes zeichnet ein düsteres Bild dieser Zeit. Wirtschaftlich stehen diese Jahre für einen beispiellosen wirtschaftlichen Aufschwung, Haynes allerdings zeigt die Probleme, die Unterdrückung der Frauen, der Schwarzen, lässt aber auch das Verharren in traditionellen Verhaltensmustern nicht außen vor. Die Gesellschaft, wie Haynes sie zeigt, ist in überlieferten Denkschemata festgefahren und alles, was eine Neuerung darstellt, wird als abwegig, unnatürlich dargestellt. Eine anspruchsvolle Rolle, die Cate Blanchett allerdings mühelos meistert. Damit könnte sie am Ende den Interpretationspreis gewinnen.

„Carol“, nach dem Roman „The Price of Salt“ von Patricia Highsmith, gehört bislang zu den Favoriten des Publikums und der Presse. Ein eleganter Film, eine tiefgründige Analyse einer vermeintlich perfekten Epoche und ein Happy End setzen „Carol“ momentan auf den ersten Platz in der inoffiziellen Hitparade.

Am anderen Ende der Liste, also fast auf dem letzten Platz, befindet sich Maiwënns „Mon roi“. Die französische Regisseurin, die 2012 hier in Cannes mit „Polisse“ einen ihrer größten Erfolge feierte, schießt diesmal weit übers Ziel hinaus.

„Mon roi“ erzählt das bewegte Auf und Ab einer Beziehung, zwischen einer Anwältin und einem Restaurantbesitzer, gespielt von Emmanuelle Bercot und Vincent Cassel. Amüsant sind lediglich die witzigen und pointierten Dialoge, alles andere kann man abhaken. Keine wirkliche Charakterisierung der Figuren und ein pathetisches Überagieren von Bercot ließen schnell Langeweile aufkommen und am Ende gab es sogar einige Buhrufe. Zu Recht! Ganz das Gegenteil von „Mon roi“ ist der in der Parallelsektion „Un Certain Regard“ startende iranische Film „Nahid“. Die junge Filmemacherin Ida Panahandeh zeigt hier in Cannes ihren ersten Langspielfilm, nachdem sie bereits zehn Jahre Kurz- und TV-Filme gedreht hat.

Einfühlsam

Nahid ist geschieden, hat aber dennoch das Sorgerecht für ihren Sohn. Ihr früherer drogenabhängiger Ehemann verweigert ihr das Recht, sich neu zu verlieben und zu heiraten, dann soll der Sohn beim Vater aufwachsen. Nahid kämpft für die Selbstbestimmung über ihr eigenes Leben, doch in dem Dorf am kaspischen Meer, wo diese Geschichte angesiedelt ist, ticken die Uhren anders. Dort hat der Mann das Sagen und Frauen haben keine Rechte. Als Nahid Massoud kennenlernt, scheint ein neues Leben möglich, doch als der Vater ihres Sohnes ihr Geheimnis entdeckt, steht sie vor einer schwierigen Entscheidung.

Ein fast schon revolutionärer Film, befürwortet er doch indirekt die Emanzipation der Frauen, durchaus ungewöhnlich für einen iranischen Film. Es war das besondere Anliegen der Regisseurin, auf die schwierige Situation der iranischen Frauen aufmerksam zu machen. Dies ist ihr auf einfühlsame Art und Weise gelungen.

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