Auf Entdeckungsreise

Auf Entdeckungsreise
(Foto: SEL)

Jetzt weiterlesen! !

Für 0,59 € können Sie diesen Artikel erwerben.

Sie sind bereits Kunde?

Unter dem Motto "Méditation" hatte SEL-Dirigent Christoph König diesmal drei Werke abseits des gängigen Konzertrepertoires ausgewählt.

Es waren drei Werke mit eher ruhigem Charakter und z.T. elegischen Zügen. Jean Sibelius hat sicherlich bessere Werke zustande gebracht als seine umgearbeitete und gestraffte Bühnenmusik Pelléas und Mélisande. Die gleichnamige neunteilige Orchestersuite besitzt zwar einige wirklich schöne Momente, aber so ganz überzeugen kann Sibelius mit diesem Stück dann doch nicht.

Ob das darauf folgende Oboenkonzert nun Josef Haydn zugeschrieben werden kann oder nicht, kann man heute noch nicht definitiv beantworten. Und eigentlich ist es auch egal, denn das C-Dur Konzert Hob. VIIg:C1 bietet wunderbare Musik und darf als rundum gelungen bezeichnet werden.

Watanabe ersetzte Leleux

Den erkrankten Solisten François Leleux, der in letzter Minute abgesagt hatte, vermisste man nicht, denn der Solo-Oboist der Solistes Européens, Katsuya Watanabe, entpuppte sich nicht nur als Einspringer, sondern als kunstvoll gestaltender und technisch hochvirtuoser Solist. Ob im anspruchsvollen Kopfsatz, im wunderschönen Andante oder im charmanten Finale, Watanabe wusste in jedem Satz mit individueller Gestaltung und technisch perfekter Leistung zu überzeugen.

Der Solist atmete mit der Musik und konnte so besonders im Kopf- und im Mittelsatz wunderbar ausphrasieren und die Musik quasi auf seinem Instrument erzählen. Das Publikum dankte es ihm mit lang anhaltendem, herzlichem und wohlverdientem Applaus.

Das Publikum dankte

Dass der Oboist immer noch genug Lust und Atem hatte, das zeigte er in der hochvirtuosen Zugabe Hora Staccato des rumänischen Komponisten Grigoras Dinicu. Das vorgesehene moderne Werk Aloë pour hautbois et orchestre des französischen Komponisten Gilles Silvestrini (*1961) fiel verständlicherweise aus; so viel Probezeit war dann doch nicht mehr vorhanden.

Zu einer Entdeckung wurde Franz Schrekers Kammersymphonie. Wer die gewaltigen Orchestrationen des Komponisten kennt, wurde hier mit einer meist feinsinnigen, gefühlsvollen und immer interessanten Musik konfrontiert, deren kammermusikalischer Charakter nur manchmal von kraftvollen Akzenten und romantischem Aufschwung der Musik unterbrochen wurde.

Gelangen den Solistes Européens Luxembourg noch die ersten beiden Sätze von Sibelius’ Pelléas etwas hart und rau, so gewann das Orchesterspiel im Laufe des Abends an Natürlichkeit und Flexibilität. Die wunderbare Orchesterbegleitung bei Haydn unterstützte Watanabe in allen Hinsichten. Der orchestrale Höhepunkt aber war zweifelsohne Schrekers Kammersymphonie, die Christoph König mit viel Gespür für postromantische Farben und kammermusikalische Transparenz dirigierte. Auch hier bestach das klangschöne Spiel des Orchesters.