Zwischen kläffenden Hunden und Premierministern

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Auf dem neuen UCI-Präsidenten David Lappartient ruhen große Hoffnungen. Der Franzose soll den viel kritisierten Verband in eine bessere Zukunft führen. Lappartient, der neben seinem Job als UCI-Präsident auch noch Bürgermeister der bretonischen Gemeinde Sarzeau. Dies helfe ihm den Blick für das Wesentliche zu behalten und sich nicht von der Scheinwelt des Sports blenden zu lassen.

So wurde Lappartient auch nicht wegen der Aussicht auf horrende Finanzhilfen oder sonstigen Versprechen gewählt, sondern weil er die nationalen Verbände wieder in den Mittelpunkt rücken möchte. Zurück zur Basis also, dort wo das richtige Leben spielt, wo freiwillige Helfer sich für ihre Sportart aufopfern.

Die Herausforderungen im Radsport sind allerdings vielseitig. Sicherheit, technologisches Doping, traditionelles Doping, die Entwicklung des Damenradsports und so weiter.  Wird Lappartient den hohen Ansprüchen gerecht? das wird sich in den kommenden vier Jahren seiner Amtszeit zeigenzeigen.

Sie sind jetzt seit dem 21. September Präsident des Internationalen Radsportverbandes. Wie geht es Ihnen in dieser neuen Position?
David Lappartient: Ich fühle mich sehr wohl. Der Radsport ist meine große Leidenschaft. Außerdem kenne ich das Umfeld sehr gut, schließlich bin ich seit 2005 Mitglied der UCI. Allerdings ist es schon etwas anderes, die Position des Präsidenten innezuhaben als die des Vizepräsidenten. Man trägt die Verantwortung und muss viel repräsentieren. So habe ich mich bereits mit dem Präsidenten des IOC getroffen sowie mit dem Vorsitzenden der Welt-Antidoping-Agentur und weiteren Entscheidungsträgern aus der Sportwelt.

Eine große Herausforderung ist der Damenradsport. Wie kann man diesen weiter voranbringen?
Das ist definitiv ein wichtiger Punkt. Ich glaube, dass die Arbeit hierfür bei den nationalen Verbänden beginnen muss. Im Moment sind rund zehn Prozent der lizenzierten Radfahrer weiblich. Das ist nicht viel. Deswegen muss an der Basis gearbeitet werden. Ein weiteres Problem ist die fehlende Medienpräsenz. Man sieht sehr wenige Rennen im Fernsehen. Das hat zur Folge, dass die Sponsoren ausbleiben und der Damenradsport es schwer hat, sich weiterzuentwickeln. Vielleicht fehlt ein Referenz-Rennen wie die Tour de France bei den Herren. Das ist das einzige Radrennen, das auf der ganzen Welt verfolgt wird, und hilft unserem Sport damit enorm. Der Damenradsport braucht auch so ein Rennen, das richtige Stars hervorbringt.

Woran liegt das schlechte Ansehen der Sportfunktionäre im Allgemeinen? Sind sie zu weit von der Basis entfernt?
Das ist sicherlich nicht ganz falsch. Ich habe den UCI-Mitarbeitern bei meinem Amtsantritt etwas klargemacht: Wir sind da, um den nationalen Verbänden zur Seite zu stehen, und nicht sie für uns. Das dürfen wir nie vergessen. Einige Funktionäre vergessen mit der Zeit, wo sie herkommen. Da hilft mir meine Arbeit als Bürgermeister. Wissen Sie, als UCI-Präsident treffe ich an einem Tag den Premierminister eines Landes und am Tag darauf treffe ich in meiner Gemeinde einen Bürger, der mir erklärt, dass der Hund des Nachbarn zu laut bellt. Oder Klubverantwortliche, denen 500 Euro fehlen, um ihr jährliches Turnier auszutragen. Das ist die richtige Welt, das ist das Leben. Der Sport ist oft nur eine Scheinwelt.

Das komplette Interview mit dem UCI-Präsidenten lesen Sie auf Seite 7 der Printausgabe des Tageblatt vom Samstag, dem 11. November.