Zum Karriereende von Laurent Didier: Der Radprofi und der Mont-Saint-Michel

Zum Karriereende von Laurent Didier: Der Radprofi und der Mont-Saint-Michel

Jetzt weiterlesen! !

Für 0,59 € können Sie diesen Artikel erwerben.

Sie sind bereits Kunde?

Am Sonntag wird Laurent Didier sein letztes Radrennen als Profi bestreiten, wie Le Quotidien gestern berichtete. Der auslaufende Vertrag des 34-Jährigen bei Trek-Segafredo wurde nicht mehr verlängert. Damit tritt nicht nur ein Modell-Helfer mit außergewöhnlichen analytischen Fähigkeiten zurück, sondern auch ein Athlet, der sich nie nur über seinen Sport definiert hat.

„Wisst ihr, wann der Mont-Saint-Michel errichtet wurde? Wir haben gestern beim Abendessen darüber geredet. Ich sagte im Jahr 700, Andreas (Klöden, d. Red.) meinte um 800, ein weiterer noch um das Jahr 900 und alle anderen lagen so bei 1700 oder so ähnlich. Und wisst ihr, wer am nächsten lag? Ich, denn 709 wurde mit dem Bau begonnen. Nicht schlecht, ich lag lediglich neun Jahre daneben.“ Das war das Erste, was Laurent Didier am 10. Juli 2013 den wartenden Journalisten am Mont-Saint-Michel sagte. Er hatte gerade das Einzelzeitfahren bei der 100. Tour de France beendet und die Journalisten wollten eigentlich nur von ihm wissen, wie das Rennen aus seiner Sicht verlaufen ist.

Doch bevor die erste Frage gestellt werden konnte, gab Didier erst einmal Nachhilfe in Geschichte. „Jedes Jahr besuchen rund acht Millionen Touristen den Mont-Saint-Michel, nicht gerade wenig, oder?“ Nicht minder beeindruckend war damals die Tatsache, dass ein Radprofi nach einem 33 km langen Zeitfahren noch den Touristenführer gibt.

Profi-Karriere gehört zur Familientradition

Eine Szene, die wie keine andere sinnbildlich für den Radprofi Laurent Didier steht. Der diplomierte Bauingenieur begann seine Karriere 2010, nachdem er sein Studium abgeschlossen hatte. Mit seiner Unterschrift bei Saxo Bank führte Laurent Didier eine Familientradition fort. Bereits Vater Lucien war Profi und verhalf unter anderem Bernard Hinault zum Tour-Sieg, genau wie Großvater Bim Diederich, der als „Duc de Grammont“ in die Geschichtsbücher einging.

Laurent Didier machte sich schnell einen Namen als vorbildlicher Helfer und stellte sich in den Dienst von den Schleck-Brüdern und Alberto Contador. Als 2011 das luxemburgische WorldTour-Team Leopard gegründet wurde, hatte Didier noch einen Vertrag bei Saxo Bank. 2012 wechselte er aber zu den Schleck-Brüdern und fuhr für RadioShack und bis zu seiner sportlichen Rente für das Nachfolge-Team Trek-Segafredo.

Steckbrief

Name: Laurent Didier

Geboren am: 19. Juli 1984

Teams als Profi:
2010-2011: Saxo Bank
2012-2013: RadioShack
2014-2018: Trek-Segafredo

Größte Erfolge
Landesmeister im Straßenrennen 2012, Landesmeister im Einzelzeitfahren 2014, Etappensieger bei der USA Pro Cycling Challenge 2014

Der perfekte „capitaine de route“

Neben seinen Helferqualitäten machte sich Didier vor allem durch seine detaillierten Analysen der Rennen und Streckenführungen einen Namen. Jeden Bahnübergang und jede Verkehrsinsel hat er auf dem Radar und war somit der perfekt geeignete „capitaine de route“. Aber auch persönliche Erfolge blieben nicht aus, wie zum Beispiel der Landesmeistertitel 2012 im Straßenrennen oder 2014 im Einzelzeitfahren. Kurz zuvor bekam er mitgeteilt, dass er nicht für die Tour de France nominiert wurde, und ließ mit einer gehörigen Portion Wut im Bauch sogar den Spezialisten Bob Jungels hinter sich. Einen Knick erhielt seine Karriere 2017, als er beim Giro d’Italia auf einer Abfahrt stürzte und sich einen Muskelbündelriss im Oberschenkeln zuzog. Anfang 2018 kam dann der nächste schwere Sturz in Australien.

Didier hatte Schwierigkeiten, wieder den richtigen Tritt zu finden. Zwar hat er noch versucht, in den vergangenen Wochen ein neues Team zu finden, doch seitdem die WorldTour-Teams mit immer kleineren Kadern planen, war kein Platz mehr für den 34-Jährigen, der am Sonntag beim Japan Cup sein letztes Rennen bestreiten wird. Wie es anschließend für den Familienvater weitergehen wird, steht noch in den Sternen. Fest steht aber, dass er mehr Zeit für seinen 15 Monate alten Sohn haben wird. Vielleicht sogar, um einmal zum Mont-Saint-Michel zu fahren. Zu erzählen hat Didier jedenfalls genug.

 

roger wohlfart
24. Oktober 2018 - 17.44

Ein bescheidener, intelligenter , gebildeter ( cf. Mont Saint-Michel ) Edelhelfer und "capitaine de route ". Ein vorbildlicher Sportler zieht einen Strich unter eine stolze Karriere. Alles Gute für die Zukunft , Laurent Didier!

Clemi
18. Oktober 2018 - 18.56

Vorbildlicher sportler, viel glück für das leben nach dem sport!!

Grober J-P.
18. Oktober 2018 - 1.00

Vorbildlicher Helfer, hoffentlich hat er was davon gehabt. Auf jeden Fall sehr sympatisch. Nicht so "knatschig" wie sein Opa. Was hat der uns immer "zur Sau" gemacht wenn wir mit kaputten Reifen oder Schaltung in seine Werkstatt gekommen sind. :-)

Josy Miersch Junior
17. Oktober 2018 - 23.06

Radsport sollte man nur solange betreiben wenn man Spass daran hat ! Mustergültige Karriere wie schon sein Vater Lucien ! Alles gute für ein neues Leben !