Wird dem Enkeltrick-Paten auch in Luxemburg der Prozess gemacht?

Wird dem Enkeltrick-Paten auch in Luxemburg der Prozess gemacht?
Marcin K. beim Prozess in Hamburg. Das Gericht verurteilte den Enkeltrick-Betrüger zu zwölfeinhalb Jahren Haft. Foto: dpa

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„Es geht nicht um sehr viele Geschädigte“, sagt Henri Eippers. Aber wenn Menschen in die Falle tappen, werden sie regelrecht ausgeplündert. Der Justizsprecher berichtet dem Tageblatt vom „Enkeltrick“ in Luxemburg. Dabei rufen Betrüger bei älteren Menschen an. Sie verwickeln sie in ein Gespräch und geben vor, ein naher Verwandter zu sein. „Rate mal, wer da ist!“ – „Bist du es, Luc?“ – „Ja, genau!“ Sobald die Kriminellen ihre Opfer davon überzeugt haben, ein Familienmitglied zu sein, geht es eiskalt ums Geld. Meist wird eine Notlage vorgetäuscht – und dann um Unterstützung gebettelt.

So erkennen Sie den Enkeltrick:

  • Die Betrugsmasche spielt sich nur am Telefon ab.
  • Der Anrufer spricht meist deutsch.
  • Der Anrufer weiß nichts über Sie.
  • Sie erkennen die Stimme des angeblichen Enkels nicht.
  • Der Anrufer täuscht eine schwierige Situation vor und gibt an, dringend viel Geld zu benötigen.
  • Bei der Geldübergabe erscheint er nicht selbst.

Was sich wie eine Geschichte aus einem schlechten Krimi anhört, ist tatsächlich ein Millionengeschäft. „Der Schaden ist enorm“, sagt Eippers. Bei einem Prozess, der auf zwei Fälle in Luxemburg aus dem Jahr 2012 zurückgeht, ging es um unglaubliche Summen: Ein damals 73-jähriges Opfer aus Bridel wurde um 178.700 Euro geprellt. Der Betrüger sackte teure Uhren, Ringe mit Diamanten, Halsketten, Goldstücke und teilweise auch Bargeld ein. Ein anderes Opfer aus Bartringen, 77 Jahre alt, gab dem Betrüger Bargeld. 140.000 Euro. Auf einmal. „Die Trickbetrüger verwickeln die älteren Personen in ein Gespräch. Sie machen das sehr überzeugend. Sie reden so lange auf die Menschen ein, bis sie das Geld herausgeben“, sagt Eippers.

Die Enkeltrick-Betrüger sind keine Kleinganoven. Strafverfolgungsbehörden in Europa stufen sie als Mitglieder des organisierten Verbrechens ein. Als „Erfinder“ der Masche gilt ein 49-jähriger Pole. Gemeinsam mit seinen zwei Brüdern und einem Schwager soll der Mann, den alle „Hoss“ nannten, von Hamburg aus die ersten Anrufe getätigt haben. Das war 1999. Seit 2001 ist die Polizei hinter ihm her, 2014 wurde er zum ersten Mal in Polen festgenommen. Sein Sohn Marcin K. –  genannt „Lolli“ – hatte zu diesem Zeitpunkt offenbar schon lange die Geschäfte übernommen. Der 30-Jährige gilt laut Spiegel als eine Art Legende in der Enkeltrick-Szene, stellte regelrechte „Callcenter“ auf die Beine, aus denen Telefonbücher abtelefoniert wurden. Auf Facebook posierte er in Lederhandschuhen vor seinem Fuhrpark aus Ferraris, Porsches und Mercedes. Aber: Auch Lolli wurde geschnappt. Ende Januar wurde er in Hamburg zu zwölfeinhalb Jahren Haft verurteilt.

Auch Luxemburg ermittelt gegen „Lolli“ 

Die Luxemburger Behörden sind ebenfalls hinter Lolli her. Derzeit laufen die Ermittlungen noch. „Die Akte ist noch nicht geschlossen“, sagt Justizsprecher Eippers. „Sie steht aber im Zusammenhang mit dem ominösen Enkeltrick.“ Mehr will Eippers im Hinblick auf das laufende Verfahren nicht verraten. Ob dem Betrüger dann auch hier der Prozess gemacht wird, ist noch nicht klar. „Er ist ja sowieso in Hamburg im Gefängnis“, sagt Eippers. „Es muss dann ein Auslieferungsantrag gestellt werden.“

Lollis Kollege, der die beiden Luxemburger um mehr als 300.000 Euro abgezockt hat, wurde jedenfalls hier verurteilt – zu acht Jahren Gefängnis, davon vier auf Bewährung. Insgesamt hat die Staatsanwaltschaft in Luxemburg bereits drei Verurteilungen gegen Enkeltrick-Betrüger erreicht. Aber die Fälle werden nicht weniger. „Der Trick ist noch immer ein Problem“, sagt Eippers. Allerdings gibt es inzwischen wesentlich mehr Anzeigen als noch vor ein paar Jahren. Das liegt auch daran, dass immer mehr Menschen von der Betrugsmasche wissen. Aber, sagt Eippers: „Die Dunkelziffer ist noch immer hoch.“

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KTG
14. Februar 2018 - 10.56

Wie ich schon oben schrieb: Das Geld wird bei diesem Clan meist sofort verjubelt. Da ist also leider fast nichts mehr zu holen. Auch an die Autos rankommen dürfte schwierig werden, zumal die osteuropäischen Behörden allerhand viel Mist gebaut haben. Lolli (oder war es Hoss?) wurde in Polen inhaftiert und erst mal wieder freigelassen, obwohl massive Flucht- und Verdunkelungsgefahr bestand/besteht.

Leila
13. Februar 2018 - 19.23

Vier lächerliche Jahre sitzt der auf einer Backe ab! Wie ist das mit dem Geld? Bekommen die beiden Opfer ihr Geld zurück? Dieser Clan wird bei seiner Verhaftung doch nicht mittellos gewesen sein.

Mephisto
13. Februar 2018 - 13.54

In der Tat schwer verständlich für normal denkende Menschen. Ist man aber erst mal vereinsamt, senil und eventuell an Demenz erkrankt haben die Missetäter leichtes Spiel. Und die suchen sich ihre Opfer ja nach bestimmten Kriterien aus. Das alles vermindert nicht die Infamie ihres Tuns.

J.C. KEMP
13. Februar 2018 - 11.42

Wie man als Luxemburger an einen deutschsprechenden Neffen oder besonders Enkel kommen mag, ist mir doch äusserst schleierhaft und zeugt von einer bereits verbrechensfördernden Naivität.

Mephisto
13. Februar 2018 - 10.02

Richtig ! Ich sah den Bericht- die verschlangen Kaviar aus Eimern und soffen den teuersten Champagner. Dazu ganz in weiss gewandet- widerliche Typen.

KTG
13. Februar 2018 - 8.59

Vielleicht sollte man hier noch betonen, dass Hoss und Lolli ihre Opfer vor den Journalisten regelrecht verhöhnen und das ergaunerte Geld für Partys, Hochzeiten und teure Autos rausgeschmissen wird. Auch geben diese Herren natürlich vor, krank zu sein. Auf spiegel.tv gibt's mehrere Videos zu den Herrschaften und ihrer Verbrecherbande. Widerliche Typen.