„Wir wollten zurückkommen und kämpfen“: FCD-Präsident Fabrizio Bei im Gespräch

„Wir wollten zurückkommen und kämpfen“: FCD-Präsident Fabrizio Bei im Gespräch

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Als Differdinger „Prüfungswochen“ beschrieb Fabrizio Bei die drei verbleibenden Termine des Kalenderjahrs 2018, angefangen mit dem Kampf am Sonntag auf der Escher „Grenz“. Der Vollblut-Präsident des Fusionsvereins aus der „Cité du fer“ entdeckte in den letzten Wochen eine neue Leidenschaft bei seiner Mannschaft, die ihn zuversichtlich stimmt – nach dem Seuchensaison, die hinter dem Verein liegt, eine echte Genugtuung.

Fabrizio Bei ist in der Luxemburger Fußballwelt für sein italienisches Feuer, seinen Enthusiasmus, seine deutlichen Worte und seinen Ehrgeiz bekannt. „Fabri“, wie ihn seine Vorstandskollegen nennen, verweigert mittlerweile trotzdem jede Aussage über die traumatischen Sommermonate, die er hinter sich hat: Nicht nur, dass Italien bei der Weltmeisterschaft fehlte, außerdem verpasste Déifferdeng 03 die elfte Europapokalqualifikation in Folge. Ein Desaster für Bei.

Der Immobilienmakler, seit 2006 an der Spitze der Differdinger Fußballmannschaft, sprach am Freitag dagegen vom daraus resultierenden Umbruch seines Vereins. Nicht weniger als elf Spieler wurden in der vergangenen Transferperiode aussortiert, darunter auch einer mit Glitzerfaktor: Champions-League-Sieger Florent Malouda hat durch seine Präsenz – nicht durch sein Verhalten – in sechs Monaten zu einer Verfälschung des FCD03-Bildes beigetragen, das man zuvor jahrelang mit Begeisterung aufrechterhalten wollte: mannschaftsorientierte Jungs mit einer kämpferischen Einstellung. Familiär, ohne Starallüren eben.

Trainer Arno Bonvini beauftragte man im Juli damit, der reformierten Mannschaft diese Differdinger Tugenden einzuflößen. „Wille, Disziplin, Unerbittlichkeit. Wir sind wieder in der Lage, schönen Fußball zu produzieren. Die Bonvini-Handschrift nimmt langsam, aber sicher Form an. Er kam im Sommer mit einem Plan, und den zieht er konsequent und intelligent durch.“ Während der Coach sich bei der Verteidigung keine Sorgen machen musste (und sogar einige taktische Schachzüge wie die Dreierkette ausprobierte), entwickelte sich Neuzugang Mickaël Garos zum Mittelfeldchef.

Kein Kanonier mehr

Nachdem man sich in den vergangenen Jahren immer auf einen wahren Kanonier verlassen konnte, ist Déifferdeng 03 in dieser Saison wesentlich variabler. Maxime Deruffe (5), Edvin Muratovic (4), Ricardo Couto (3) (alles Neuzugänge) und sogar der fast in Vergessenheit geratene Gauthier Caron (2) waren bislang erfolgreich und ersetzen die beiden zum F91 gewanderten Omar Er Rafik (jetzt Jeunesse) und Nicolas Perez. „Ich war immer verwöhnt, wenn ich am Montagmorgen die Zeitung aufgeschlagen und meinen Stürmer auf Platz eins der Torschützenliste gesehen habe. Unter Bonvini ist das zwar nicht mehr der Fall, aber wir haben deshalb auch wesentlich mehr Vielseitigkeit. Zudem haben wir mit Jordan Oukache einen Spieler, der sich Woche für Woche steigert, dahinter lauert Ryan Lohei auf seine Chance.“

Typisch für den Vollblut-Präsidenten Bei ist auch seine kämpferische Einstellung: „Vor der Saison hat man uns abgeschrieben. Man hat gesagt: ‚D03 ist tot.‘ Solche Dinge sind es, die uns noch mehr motivieren. Wir wollten zurückkommen. Wir kämpfen. Das ist die Mentalität, die ich bei den Spielern sehen will und die auch Arno Bonvini hat.“

Nach elf Spieltagen mit sieben Siegen, drei Niederlagen und einem Unentschieden auf Rang drei zu stehen, das hätte er „vor der Saison gleich unterschrieben. Jetzt treffen wir allerdings auf den Leader. Da wird sich erst zeigen, wo wir stehen.“ Mit einem Prestigesieg gegen Düdelingen und der dritten Derbyniederlage in Serie gegen Niederkorn fiel die Bilanz gegen die Topteams gemischt aus. Richtungsweisend werden die Auswärts-Doppelbegegnungen gegen die beiden Escher Mannschaften und das anschließende Pokal-Achtelfinale gegen die Ex-Bonvini-Elf aus Mondorf ohnehin. „Vorentscheidend sind die Meisterschaftsspiele nicht, dafür ist die Saison noch zu lang. Allerdings ist es enorm wichtig für die Jungs, mit einem positiven Resultat in die Winterpause zu gehen, da wir gleich mit einem Heimspiel gegen Düdelingen in die Rückrunde starten“, erklärte der Vereinspräsident. „Man gewinnt nicht alle Tage auf der ‚Grenz'“, formulierte es Bei. „Wir gehen diese Prüfung mit viel Respekt an, mit einer positiven Einstellung, um die Überraschung zu schaffen.“

Ganz überraschend käme ein Erfolgserlebnis des Tabellendritten beim Leader dennoch nicht … In 28 Duellen ging D03 seit 2006/07 insgesamt 16-mal als Sieger vom Platz, allerdings nur fünfmal in Esch. Déifferdeng 03 wartet seit dem Pokalhalbfinale am 7. Mai 2014 auf einen Auswärtssieg gegen die Jeunesse. „Wir wollen mit Geduld zurück auf das Podium“, gab Bei die Marschroute vor. „Jede Woche ist für uns ein Finale.“ Mit einem Dreier gegen die Escher käme man diesem Saisonziel jedenfalls schon ein großes Stück näher.