Wie entstehen eigentlich Briefmarken? Der Leiter von Post Philately, Emile Espen, im Interview

Wie entstehen eigentlich Briefmarken? Der Leiter von Post Philately, Emile Espen, im Interview

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Obwohl Briefmarken eigentlich als aufklebbare Wertzeichen zum Freimachen von Postsendungen dienen, begeistern die kleinen gezahnten Kunstwerke unzählige Sammler seit dem Erscheinen der „One Penny Black“ im Jahr 1840.

Die Zeiten eintöniger Motive von Staatsoberhäuptern und Wappen gehören längst der Vergangenheit an. Das Tageblatt hat sich mit dem Leiter von Post Philately, Emile Espen, über den Entstehungsprozess einer Briefmarke und die Philatelie im Allgemeinen unterhalten.

Info

Seit 1852 ist die Luxemburger Post für die Briefmarkenausgaben zuständig. Eine eigenständige Abteilung für Philatelie besteht seit etwa 1949 unter der Bezeichnung „Office des timbres“.

Im Jahr 2013, mit der Umstrukturierung der Post, wurde das „Office des timbres“ auf den Namen „Post Philately“ getauft. In der Abteilung arbeiten heute 13 Mitarbeiter. Das Management setzt sich zusammen aus Emile Espen (Leiter) und Antonio Ferreira (beigeordneter Leiter).

Sechs Mitarbeiter betreuen die Kunden, vier Angestellte sind in der Versandabteilung tätig. Der Stempeldienst am Schalter wird von einem Schalterbeamten gewährleistet. Die Post bearbeitet jährlich etwa 120 Millionen Briefsendungen, etwa 10 Prozent sind mit Briefmarken frankiert.

Tageblatt: Herr Espen, die jährlich erscheinenden Wertmarken decken eine breite Vielfalt an Motiven ab. Kann jeder eine Briefmarke beantragen oder ein Motiv vorschlagen?

Emile Espen: Im Grunde kann jeder Bürger sowie Institutionen, Vereinigungen, Dachverbände, Museen oder Verwaltungen eine Briefmarke beantragen. Dazu müssen die Interessenten mindestens zwei Jahre im Voraus einen entsprechenden Antrag an die Generaldirektion der Post stellen.

Wie geht es nach der Antragstellung weiter?

Alle Anträge werden einem philatelistischen Ausschuss bestehend aus drei Postmitarbeitern und sechs außenstehenden Mitgliedern zur Genehmigung vorgelegt. Nach Fertigstellung des Ausgabeprogramms wird dieses in letzter Instanz vom Direktionskomitee der Post genehmigt.

Welche Kriterien spielen für die Zusage eine Rolle?

In erster Linie muss das Thema von nationaler oder internationaler Bedeutung sein. Für Jubiläen und Jahrestage berufen wir uns grundsätzlich auf Abschnitte von jeweils 25 Jahren, es gibt aber vereinzelt Ausnahmen. Abgesehen vom Staatsoberhaupt und der engeren großherzoglichen Familie werden keine lebenden Persönlichkeiten auf Freimarken abgebildet. Bekannten und verdienstvollen Persönlichkeiten gedenken wir mit Postwertzeichen erst zehn Jahre nach dem Tod oder etwa zu deren 50., 75. oder 100. Geburtstag beziehungsweise Todestag.

Das Thema Zweiter Weltkrieg sorgt immer wieder für Diskussionen. Insbesondere wenn es um Anträge einzelner Vereinigungen geht oder gar um Personen, die besondere Verdienste etwa als Fluchthelfer aufweisen. Wie wird diese Thematik bei der Post gehandhabt?

Es ist eine sehr komplexe Angelegenheit. Einerseits litt die gesamte Bevölkerung unter dem Zweiten Weltkrieg und dem Naziterror, andererseits gibt es unzählige Einzelschicksale. Um weder Einzelpersonen noch bestimmte Vereinigungen zu bevorzugen oder andere zu benachteiligen, geben wir nur Briefmarken zur allgemeinen Thematik aus. Dies sind vorwiegend die wichtigsten Jahrestage oder nationale Denkmäler. Nur so lassen sich endlose Diskussionen verhindern.

Nach Fertigstellung des Ausgabeprogramms erfolgt die Ausarbeitung eines Projektes. Wie verläuft diese Etappe?

Wenn schon Ideen oder Skizzen vorliegen, versuchen wir, diese in das Projekt zu integrieren. Zur grafischen Umsetzung beauftragen wir passend zum Motiv und Anlass einen Künstler, einen Fotografen oder ein Grafikbüro. Nach der Digitalisierung des erstellten Kunstwerks versenden wir den Druckauftrag an eine spezialisierte Briefmarkendruckerei in Belgien, Frankreich oder den Niederlanden.

Die Miniaturkunstwerke weisen oft kleinste Details auf. Wie ist dies technisch realisierbar, zumal die Originale häufig als großes Kunstwerk vorliegen?

Die detailreiche Darstellung gelingt vor allem durch die Drucktechnik. Im Gegensatz zu einer Zeitung, die mit 300 dpi im Offsetdruck gedruckt wird, werden Briefmarken im Tiefdruck oder Offset-Lithografie-Verfahren in hochauflösendem Raster gedruckt. Diese speziellen Drucktechniken erlauben eine sehr hohe Auflösung von 600, 800 oder gar 1.200 dpi. Die Druckbögen werden insgesamt viermal bedruckt, dies mit sogenannten Druckwerken für die drei Grundfarben Cyan, Magenta und Gelb sowie Schwarz.

Die Kriterien zur Ausgabe einer Briefmarke führen zwangsläufig dazu, dass verschiedene Themen nicht topaktuell sind. Post Philately hat dennoch einen Joker in der Hand, um Aktualitätsthemen abdecken zu können.

Die Herstellung einer Briefmarke ist dank digitaler Drucktechnik binnen weniger Tage und in kleinen Auflagen möglich. Das ist die Grundlage der „meng post.lu“-Briefmarken, also personalisierbaren Postwertzeichen. Dieses System ist für jedermann zugänglich, und auch wir nutzen diese individualisierten Briefmarken für aktuelle Themen. Beispiele sind Topplatzierungen von Sportlern bei Wettbewerben oder bei bedeutenden Ereignissen. Im Unterschied zu privat bestellten und individualisierten Briefmarken erscheinen die von uns veröffentlichten „meng Post“-Wertmarken in den Briefmarkenkatalogen. Am Schalter hingegen werden diese Wertzeichen nicht verkauft. Dennoch stößt diese Produktsparte in Sammlerkreisen auf großes Interesse.

Nach welchen Kriterien wird die Portostufe für eine neue Briefmarke bestimmt?

Diese Entscheidung trifft unsere Abteilung. Die meisten Briefmarken erscheinen in der Portostufe eines 50g-Briefs innerhalb Luxemburgs, zurzeit also 0,80 Euro. Diese Wertstufe setzen wir bei Motiven mit nationalem Bezug ein. Bei international bedeutenden Themen entscheiden wir uns häufig für die Portostufen „Europa“ und „Welt“.

Verschiedene Briefmarken erscheinen mit einem sogenannten Einheitswert, andere sind mit einer Wertangabe in Euro versehen. Welche Gründe gibt es für diese Unterschiede?

Die sogenannten „Postocollant“ mit Einheitswerten, also selbstklebende Wertmarken in 100er-Rollen, werden in Großauflagen hergestellt und über mehrere Jahre vertrieben. Im Rahmen einer Gebührenanpassung wird nur der Verkaufspreis angepasst. Somit wird dem Kunden das Beikleben einer Zusatzfrankatur erspart. Die gewöhnlichen Ausgaben werden in einer Kleinauflage gedruckt und können aufgrund des schnellen Verkaufs mit einer Wertangabe in Euro versehen werden. Zudem ist die Wertangabe für die Philatelisten wichtig, um die Preisentwicklung zu verfolgen und zu dokumentieren, also auch ein wichtiger Faktor in der Postgeschichte. Bei Einheitswerten ist die Preisentwicklung jedoch nicht so einfach nachverfolgbar.

Neben Briefmarken ist Post Philately auch für Sonderstempel zuständig. Zu welchen Anlässen gibt es diese Sonderstempel?

Zusammen mit Grafikagenturen erstellen wir zwei Arten von Sonderstempeln: die sogenannten Ersttagsstempel und die Sonderstempel zu speziellen Anlässen und philatelistischen Ausstellungen. Diese Sonderstempel spielen vorwiegend eine Rolle in den Sammlerkreisen, stoßen aber auch in der breiten Öffentlichkeit auf Interesse. Spezielle Anlässe für Sonderstempel sind etwa Jubiläen, Jahrestage, feierliche Eröffnungen von Institutionen (beispielsweise Museen, Nationalbibliothek) oder Ereignisse am großherzoglichen Hof wie Geburtstage, Prinzenhochzeit, aber auch traurige Momente wie der Tod des Großherzogs Jean. Die Thematik im Bereich der Sonderstempel ist sehr breit gefächert und der Fantasie sind kaum Grenzen gesetzt.

Kommen wir zur letzten Frage. Welchen Stellenwert hat die Briefmarke im digitalen Zeitalter?

Im Verbraucheralltag dient die Briefmarke nur zum Freimachen einer Postsendung und findet kaum Beachtung. Für Vereine und Institutionen sowie für die Künstler ist die Ausgabe einer neuen Briefmarke ein besonderer Moment, eine Ehre oder gar Auszeichnung für langjähriges Engagement. Für die Philatelisten spielen die Briefmarken und Sonderstempel eine sehr bedeutende Rolle. Die Themenvielfalt der jährlich erscheinenden Postwertzeichen ist zudem auch ein Spiegel der gesellschaftlichen Ereignisse. Die Jahreszusammenstellung ist quasi eine „Revue“ eines vergangenen Jahres. Leider schwindet die Anzahl an Sammler, trotz Neuzugänge. Ich bin aber zuversichtlich, solange es Briefmarke gibt, wird es auch Philatelisten geben.

 

Von unserem Korrespondenten André Feller

Lieber Emil
13. September 2019 - 12.24

Heute sammeln die Leute Alfas, Bugattis, Ferraris oder es gibt sogar welche die alte Opels sammeln, aber Echte, nich auf Briefmarken gedruckt . Und was die Grünen sagen ist denen ? ???

Roby
11. September 2019 - 12.48

Meine kommen aus meinem Drucker. Sammelnswert sind die nicht. Psst, die anderen auch nicht, das weiß jeder der mal versucht hat sie Sammlung seines Opas oder Onkels zu verscherbeln.