Wenn Postkarten Geschichten erzählen: Der Neubau des Schloss Berg

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Die Ansichtskarte wurde 1922 versendet. Sie zeigt eine zu der Zeit eher seltene Fotografie: Die Umbauten eines Luxemburger Schlosses. Und es ist kein Geringeres als die Hauptresidenz des Großherzogs auf Colmar-Berg. 

Von André Feller

Als der Großherzog Wilhelm IV im Jahr 1905 den Luxemburger Thron bestieg, beschloss er seine Residenz auf Berg (heute: Colmar-Berg) umzubauen. Der neogotische Stil gefiel ihm nicht mehr. Er wollte etwas Zeitgenössischeres. Er beauftragte den damaligen Münchener Star-Architekten Max Ostenrieder mit dem Neubau. In Zusammenarbeit mit dem Luxemburger Architekten Pierre Funck macht er sich an den Arbeit und konnte diese im Jahr 1911 abschließen. Zwar wurde das Schloss seitdem mehrmals renoviert, doch es sieht heute noch in etwa so aus, wie es sich Ostenrieder vorgestellt hat.

Das Schloss Berg wurde 1845 vom König Wilhelm II erworben. Wie alt es zu der Zeit war ist bis heute unbekannt. Ein Hinweis könnte der erste Herr von Berg, Walther von Berghe, sein, der 1192 erstmals erwähnt wurde. Das Schloss wechselte über die Jahrhunderte mehrmals den Besitzer, bevor es nach dem Erwerb des niederländischen Königs 1848 über die neue luxemburgische Verfassung als Residenz des Großherzogs ausgewiesen wurde. Wilhelm verstarb ein Jahr später und übergab seinem Sohn, Wilhelm III, das Schloss. Dieser ließ es in ein neugotisches Schloss umbauen.

Eine seltene Fotografie

Als Wilhelm III im Jahr 1890 starb, gab es es keinen männlichen Nachfolger, der auf den Thron hätte steigen können. Also wurde Adolf I, der eigentlich einer anderen Linie des Hauses Nassaus angehörte, Großherzog von Luxemburg. Sein Sohn Wilhelm IV übernahm den Thron im Jahr 1905 und beauftragte kurz darauf den Neubau des Schlosses, der auf der Postkarte festgehalten wurde.

Die Fotografie ist für Luxemburg außergewöhnlich. Die Umbauten der meisten luxemburgischen Schlösser wurden durch Zeichnungen und Malereien dokumentiert. Schloss Berg ist eines der wenigen Schlösser, deren Neubau anhand der Fotografie und des Ansichtskartendrucks im Bild festgehalten ist. Auf dem Bild ist der neogotische Stil des Schlosses noch klar erkennbar. Die Postkarte ist auch außergewöhnlich, weil sie auf der Seite des Bildes frankiert wurde. Ein Trend, der um 1900 entstand. Davor wurde meistens auf der Rückseite von Ansichtskarten frankiert.

 

Das Schloss heute: