Weltklasse-Tänzer Guy Rosen: „In Luxemburg hat sich beim Tanzsport in Zwischenzeit viel getan“

Weltklasse-Tänzer Guy Rosen: „In Luxemburg hat sich beim Tanzsport in Zwischenzeit viel getan“
Fast 700 Tänzer werden am Wochenende in Bartringen an den Start gehen

Jetzt weiterlesen! !

Für 0,59 € können Sie diesen Artikel erwerben.

Sie sind bereits Kunde?

An diesem Wochenende steht das „Centre Atert“ in Bartringen wieder ganz im Zeichen des Tanzsports. Die Luxembourg Open, die vom nationalen Tanzsportverband DSFL organisiert werden, sind mittlerweile auf europäischem Spitzenniveau. Das Tageblatt hat sich mit dem ehemaligen luxemburgischen Weltklasse-Tänzer und heutigem Juror Guy Rosen über einige Facetten dieser Sportart unterhalten.

Tageblatt: Würden Sie das Tanzen als populäre Sportart ansehen?

Guy Rosen: Es sind vor allem die kleinen Kinder, die große Passion fürs Tanzen zeigen. Doch meistens sind es die Jungen, wenn sie älter werden, die dieser Sportart nicht weiter nachgehen. Das kann auch damit zu tun haben, dass beim Tanzsport in unserer Gesellschaft irgendwie das Vorurteil herrscht, dass ein Junge immer ein wenig belächelt wird, wenn er diese Sportart ausübt. ‚Als Jong geet een net danzen.‘ Im Alter von 12-13 Jahren spielen die männlichen Teenager Tennis oder Fußball. Bei Kulturen, wo der Tanz eine größere Rolle spielt, gibt es dagegen nicht diese „Hemmung“. Diese Menschen sehen es zunächst als eine Leidenschaft an, ehe sie es als Sportdisziplin ausüben.

Hatten Sie ebenfalls mit diesem Vorurteil zu kämpfen?

Ja. Man muss aber schon Charakterstärke besitzen. Ich wusste, dass ich damit zwar gegen den Strom schwimme, aber ich war von dieser Sportart richtig überzeugt. Wie wollen Sie dagegen vorgehen und anderen Leuten diese Sportart näherbringen? Wichtig wäre es, den Leuten diese Sportart näherzubringen. Vor allem bei Kindern kann das Tanzen einen positiven Einfluss auf die kognitiven Fähigkeiten haben. Koordination, Bewegung und Musik gehören allesamt zum Tanzsport dazu. Dafür würde ich es keine schlechte Idee finden, auch schon in der Grundschule in den Sportkursen Gymnastik oder Tanzen anzubieten.

Talent oder Fleiß? Was würden Sie als wichtiger bei dieser Sportart einstufen?

Für mich ist es nicht vonnöten, ein riesiges Talent zu besitzen, um ein echt guter Tänzer zu werden. Viel wichtiger ist für mich, dass man einen starken Willen und ein echtes Durchhaltevermögen besitzt.

Warum waren Sie als aktiver Sportler vom Tanzfieber gepackt?

Was mir besonders gut gefallen hat, war die ganze Komplexität dieser Sportart. Tanzen ist ein Streben nach Perfektion, obwohl man sich bewusst ist, dass diese unmöglich zu erreichen ist. Deshalb verspürte ich stets das Verlangen, dass ich mich in jedem noch so kleinen Punkt verbessern konnte.

Rekordteilnahme

In diesem Jahr sind so viele Tanzpaare wie noch nie zuvor bei den Luxembourg Open Championships angemeldet. Insgesamt werden fast 700 Tänzer an diesem Wochenende teilnehmen. Deshalb müssen die Veranstalter sogar eine zweite Halle zur Verfügung stellen, damit der Zeitplan nicht durcheinandergerät. Das Hauptaugenmerk sollte auf den heutigen Wettkampf der WDSF World Open Latin gelegt werden, für den sich nicht weniger als 80 Tanzpaare (u.a. zwei aus den Top Ten der Welt sowie zwei luxemburgische Vertreter) eingeschrieben haben.

Hat man als ehemaliger Tänzer ein mehr wachsames Auge als Juror?

Die Leistungen der jeweiligen Tänzer darf ich nicht als Tänzer betrachten, sondern neutral als Juror. Es ist nämlich schwer, wenn ich das Gleiche von den Tanzpaaren verlangen würde wie ich früher von mir selbst. Deshalb verfahre ich einfach nach den Basiselementen, die für die Bewertung wichtig sind. Ich bin dafür zuständig, das Zusammenspiel mit dem Partner, die Technik, die Choreografie und die Bewegung zu bewerten. Natürlich ist es von Vorteil, dass ich genau weiß, wie schwer ein jeweiliger Tanz ist. So weiß ich auch, auf welchem Level sich z.B. ein jeweiliges Paar befindet und was auf dieser Ebene von einem verlangt wird.

Hat sich in den letzten Jahren hierzulande etwas im Tanzsport verändert?

Es hat sich in Zwischenzeit viel getan. Ich hatte z.B. nie die Möglichkeit, hier in Luxemburg trainieren zu können. Ich musste meistens nach Italien reisen, um mich dort weiterentwickeln zu können. Heutzutage ist das anders. Jetzt können die Tänzer ihren Einheiten hierzulande im Club nachgehen. Des Weiteren findet für die Besten unter ihnen ein wöchentliches Nationaltraining statt.

Wie ist es zurzeit um den luxemburgischen Tanzsport bestellt?

Wir haben einige ausländische Tanzpaare, die unter der Lizenz des luxemburgischen Verbandes DSFL auf internationaler Ebene an den Start gehen. Einheimische Paare gibt es nur wenige. Wir als Verband wollen uns in Zukunft aber auf die Jugend konzentrieren.