Wasserqualität: Nur zwei Prozent der Luxemburger Flüsse werden als „gut“ eingestuft

Wasserqualität: Nur zwei Prozent der Luxemburger Flüsse werden als „gut“ eingestuft

Jetzt weiterlesen! !

Für 0,59 € können Sie diesen Artikel erwerben.

Sie sind bereits Kunde?

Nicht nur die "Kiemelbaach" bei Schifflingen ist verschmutzt. Auch die anderen Wasserläufe des Landes glänzen nicht gerade durch ihre Sauberkeit. Die Erklärungen des stellvertretenden Direktors des Wasserwirtschaftsamtes.

Nicht nur die „Kiemelbaach“ bei Schifflingen ist verschmutzt. Auch die anderen Wasserläufe des Landes glänzen nicht gerade durch ihre Sauberkeit. Die Erklärungen des stellvertretenden Direktors des Wasserwirtschaftsamtes.

Dem DP-Abgeordneten Gusty Graas bereitet die Wasserqualität der Alzette Sorgen. Messungen hätten ergeben, dass der Zufluss „Kiemelbaach“ wegen der Abwässer der Bauschuttdeponie bei Monnerich vuel zu hohe Nitritwerte aufweise. Er wollte von Umweltministerin Carole Dieschbourg („déi gréng“) wissen, wie es um die Wasserqualität des Flusses bestellt ist.

Dem Wasseramt liege derzeit nur eine vorläufige Version des Untersuchungsberichts vor, erklärte Dieschbourg in ihrer Antwort. Ohne den abschließenden Bericht könne sie zu der rezenten Untersuchung nicht Stellung beziehen. Messungen aus dem Jahr 2016 hätten aber ergeben, dass das Wasser des „Kiemelbaachs“ diverse Grenzwerte überschreite. Neben Nitrit enthalte das Wasser auch zu viel Ammonium und organische Masse. Zudem sei der pH-Wert zu hoch.

Das Wasseramt kündigte nun an, zusammen mit der Fließgewässerpartnerschaft der Ober-Alzette das Kanalisationssystem zu überwachen, durch das die Abwässer in die „Kiemelbaach“ fließen. Diese Analyse gestalte sich aber schwierig, so die Ministerin. Die Gründe hierfür seien u.a. die „Komplexität und die Antiquiertheit“ des Netzes und der Umstand, dass es bei verschiedenen Grundstücken „Schwierigkeiten mit dem Zugang“ gebe.

Die „Kiemelbaach“ ist aber nicht der einzige Wasserlauf, der dem Wasserwirtschaftsamt Sorgen bereitet. Luc Zwank, der stellvertretende Direktor der Behörde, sagte dem Tageblatt, dass die Qualität der Luxemburger Gewässer laut EU im Allgemeinen zu wünschen übrig lässt. Die Alzette sei nicht der dreckigste, aber auch nicht der sauberste Fluss des Landes, so Zwank. Die meisten Flüsse des Großherzogtums würden sich lediglich in einem „mittelmäßigen Zustand“ befinden, erklärte der Direktor. Nur zwei Prozent der Wasserläufe (ein Teil der Sauer im Norden und ein Bach bei Dellen) werden von der EU als „gut“ eingestuft.

Die Alzette und die Chiers führen Zwank zufolge nur wenig Wasser. Durch die hohe Bevölkerungsdichte und die vielen Aktivitäten in der Region laste ein großer Druck auf den Flüssen.

Neben den Nitraten stellen die Phosphor-Verbindungen ein großes Problem dar, erläuterte Zwank weiter. Aber auch die gesundheitsschädlichen polyzyklischen aromatischen Kohlenwasserstoffe (PAK) würden den Experten Kopfzerbrechen bereiten. Ohne die Altlasten der Industriebrachen z.B. zu vergessen.

Weil die Wasserqualität hierzulande ein Problem darstellt, werden regelmäßige Messungen an verschiedenen Orten durchgeführt. Die Daten werden gesammelt und analysiert. Sie dienen als Diskussionsbasis für den Maßnahmenkatalog, der im Rahmen der EU-Wasserrichtlinie ausgearbeitet und alle sechs Jahre erneuert wird. Zwischen 2009 und 2027 wurden in diesem Zusammenhang nicht weniger als 1.200 Maßnahmen vorgeschlagen.

Insgesamt investiert Luxemburg in diesem Zeitraum 1,3 Milliarden Euro in den Wasserschutz. Zu den Projekten, die im Rahmen des Wasserschutzes realisiert werden, gehören u.a. der Bau und die Modernisierung von Kläranlagen, die Verbesserung des sogenannten „Durchgangs“ (für Fische), die Pflege der natürlichen Lebensräume (z.B. der Insekten), der Rückbau der Flussbegradigungen, die Renaturierungen der Wasserläufe und die Schaffung von Regenüberlaufbecken. „Viele Projekte wurden in den letzten Jahren bereits verwirklicht“, betonte Luc Zwank. Beim Wasserschutz handele es sich aber um einen permanenten Kampf ohne Ende. Denn während sich die Fauna und die Flora schnell erholen, braucht das Wasser selbst mehr Zeit.

Die Gemeinden und interkommunalen Syndikate spielen eine bedeutende Rolle im Quellen- und Wasserschutz, so Zwank weiter. Sie erhalten bei der Verwirklichung ihrer Projekte finanzielle Hilfe aus dem „Wasserfonds“. Beim Bau der Kläranlagen werde in diesem Kontext der demografischen Entwicklung Rechnung getragen. Die Kapazität der Anlagen wird für eine Dauer von 30 Jahren ausgelegt. „Sie dürfen aber nicht zu groß sein, sonst funktionieren sie nicht einwandfrei“, erörtert der stellvertretende Chef des Wasserwirtschaftsamtes. Häufig würde deshalb ein progressiver Ausbau der Kläranlagen beschlossen.

Auch bei der Ausarbeitung der allgemeinen Bebauungspläne (PAG) spielt der Wasserschutz eine wichtige Rolle. Aus diesem Grund gibt das Wasserwirtschaftsamt für jede Gemeinde ein Gutachten ab, was das Trink- und Abwasser betrifft. Auch hier stellt sich die Frage der ausreichenden Kapazität. Sind nicht genug Anlagen vorhanden oder sind die bestehenden Klärwerke zu klein, so kann es sein, dass verschiedene Bauprojekte auf Eis gelegt werden müssen, bis die Klärkapazität erhöht wurde.

Ein Teil des Ganzen

Das Wasser macht nicht an einer Grenze halt. Darum ist es wichtig, mit den Nachbarländern zu kooperieren. Luxemburg ist deshalb Mitglied in allen internationalen Fluss-Ausschüssen (Mosel, Rhein, Maas, Saar). Dort wird sich regelmäßig über die Qualität und den Zugang der Fließgewässer ausgetauscht. Auch die Fischbesiedelung und der Hochwasserschutz kommen dort zur Sprache, so Zwank.

Im Falle eines Zwischenfalls, wo z.B. ein Flusslauf verschmutzt wurde, existiert ein Warnsystem. Per E-Mail, Internet, Telefon oder SMS werden alle betroffenen Stellen über das Problem informiert und können dann sofort die nötigen Schutzmaßnahmen treffen oder die Überwachung der Flüsse verstärken. Das System funktioniere gut, freut sich Luc Zwank.

Die Flüsse und Bäche sind von vitaler Bedeutung. Sie helfen bei der Regulierung des Grundwassers. Als Ökosystem beeinflussen sie die Artenvielfalt. Da alles auf dieser Erde miteinander verbunden ist, sind auch die Wasserläufe Luxemburg ein Teil des globalen Wasserhaushalts des Planeten. Auch wenn Luxemburg keinen direkten Zugang zum Meer besitzt, hat die Sauberkeit der Flüsse einen Einfluss auf die fragile Gesundheit der „großen Gewässer“. Und genau aus diesem Grund ist Luxemburg laut Luc Zwank auch Mitglied der Nordatlantik-Kommission.

Aender
7. Februar 2018 - 19.54

In den 70r gab's das "sogenannte Notstandsprogramm " Stahlkocher haben nicht nur die Flüsse gesäubert, und wurden somit vor der Arbeitslosigkeit bewahrt. Gutes Luxemburger Model, oder ? Wieso kann man dieses Programm, vielleicht ein bisschen adaptiert, nicht wiederholen ? Nur leider gibt's zur Zeit keine Stahlkocher mehr, welche Gefahr laufen, in die Arbeitslosigkeit ab zu rutschen.

DanV
7. Februar 2018 - 17.47

"wegen der Abwässer der Bauschuttdeponie bei Monnerich vuel zu hohe Nitritwerte " Gülle auf der Bauschuttdeponie?

Jacques Zeyen
7. Februar 2018 - 16.25

Kiemelbach??? Landauf,landab gibt es keinen sauberen Flusslauf mehr. Auch kleinste Rinnsale fangen an zu schäumen sobald sie einige Wiesen oder Äcker entwässert haben. Die Obersauer bekommt in Ettelbrück den Todesstoß und das seit 50 Jahren. Am luxemburger Postkarten-Idyll Schiessentümpel habe ich schon Fotos gemacht mit einer unansehnlichen braunen Brühe im Tümpel. Wo sind die Fische in Untersauer,Mosel usw.?? Es gab Zeiten,da konnte man vor Anglern das Ufer an der unteren Sauer nicht mehr sehen. Die Bauwut in vielen Dörfern ist nicht zu übersehen,von entsprechenden Kläranlagen keine Spur. Ein Bauprojekt auf Eis gelegt?? Von wegen. Wasser braucht sehr lange bis es sich erholt hat? Das Wasser kommt nicht schmutzig in die Bachläufe,es wird unterwegs verschmutzt. Nennen sie die Schuldigen beim Namen und streuen sie keinen Sand in die Augen der Gutgläubigen. Was passiert mit dem Klärschlamm der Kläranlagen? Wurden oder werden die nicht an Schweine verfüttert oder auf den Feldern verteilt? Landwirte lagern Tonnen von Mist wochenlang am Feldrand oder tragen Gülle in Regenperioden auf's Feld. Im Frühjahr kommt dann die Kunstdüngerbombe. Der Mais wird dunkelgrün und 3 Meter hoch. Also bitte,keine falschen Tröstungen mehr von der Nordatlantik-Kommission oder sonst jemandem.