„Waffen machen immer Probleme“ – COSL-Sportdirektor und Chef de mission Heinz Thews im Gespräch

„Waffen machen immer Probleme“ – COSL-Sportdirektor und Chef de mission Heinz Thews im Gespräch

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Die zweite Auflage der European Games beginnt morgen in Minsk. Bereits seit vergangenem Freitag ist COSL-Sportdirektor Heinz Thews in der Hauptstadt von Weißrussland und versucht vor Ort mit seiner ganzen Erfahrung die besten Voraussetzungen für die 24 Luxemburger Sportler zu schaffen. Eine Herkulesaufgabe, wie er im Interview verrät. 

Aus Minsk berichtet unser Redakteur Dan Elvinger

Tageblatt: Herr Thews, was macht man die Woche vor Beginn der Spiele in Minsk?

Heinz Thews: Heute (das Interview wurde am Dienstag geführt) haben wir fast einen halben Tag damit verbracht, den Printer zu installieren. Unsere erste Aufgabe bestand darin, die Wohnung im Athletendorf zu übernehmen und zu prüfen, ob alles funktioniert und nichts fehlt. Wir haben auch alle nötigen Informationen gesammelt, damit die verschiedenen Sportlerteams direkt nach ihrer Ankunft wissen, wohin es geht und an wen sie sich wenden müssen, wenn es ein Problem gibt.

Sind Sie zufrieden mit der Ausstattung des Athletendorfes?

Die Wohnungen und das Dorf selbst sind sehr gut ausgestattet. Es sind ehemalige Wohnungen der Universität, die renoviert wurden. Die Wege sind kurz. Zur Kantine sind es beispielsweise nur 200 Meter. Derzeit haben die Wohnungen lediglich kleine Kinderkrankheiten. Mal läuft die Klospülung nicht, mal gibt es Probleme mit der Dusche. Mittwoch (gestern, d.Red.) ist der große Anreisetag. Dann wird man sehen, wie reibungslos die Sportler am Zoll vorbeikommen und wie einfach das Einchecken im Athletendorf sein wird.

Befürchten Sie Probleme mit dem Zoll?

Man muss sehr viel beachten. Für jede Pille wird ein Zertifikat gefordert. Waffen machen immer Probleme – auch wenn man die nötigen Papiere dabei hat und sie angemeldet hat. Bei den European Games 2015 in Baku verbrachten wir sieben bis acht Stunden am Zoll, um die Bögen und Waffen durchzubekommen. Nicht zu unterschätzen ist der administrative Aufwand vor Ort. Es müssen viele Datensätze bewegt werden und das Handbook für die Spiele in Minsk hat nicht weniger als 250 Seiten. Es muss auf vieles geachtet werden und deshalb stoßen wir an unsere Grenzen.

Wie sieht die Unterstützung vor Ort aus?

Die Kommunikationsschnittstellen funktionieren. Uns stehen täglich vier Volontäre zur Seite, die uns helfen. Das ist auch gut so, denn an manchen Tagen müssen wir einen Spagat bewältigen. Wir wollen all unseren Sportlern die gleiche Unterstützung und medizinische Betreuung zugute kommen lassen, deshalb muss unser Plan während der Wettkämpfe perfekt abgestimmt sein. Es wird ein tägliches Ausschwärmen geben und wir werden bei allen Wettbewerben präsent sein. Uns kommt zugute, dass vor Ort unser medizinischer Stab und der des Deutschen Olympischen Komitees zusammenarbeiten.

Nur knapp drei Wochen nach den JPEE in Montenegro jetzt also nach Weißrussland zu den European Games. Stößt das COSL da an seine logistischen Grenzen?

230 Leute haben wir nach Montenegro bewegt, diesmal sind es knapp 40. Parallel dazu laufen noch andere Wettbewerbe und Olympia-Qualifikationen von anderen Kader-Athleten, die wir auch begleiten müssen. Einfach ist das nicht.

Was waren bisher Ihre schwierigsten Spiele?

Ganz klar die Olympischen Sommerspiele 2016 in Rio. Die Wohnungen waren nicht fertig und im Athletendorf gab es gravierende Probleme mit der Kanalisation. Fast zwei Wochen vor den Spielen haben wir gewerkelt, damit alles klappt. Glücklicherweise lief es nach den anfänglichen Schwierigkeiten irgendwann besser.

Sie waren in den vergangenen Monaten mehrere Male in Minsk. Welchen Eindruck haben die Stadt und die Organisatoren bei Ihnen hinterlassen?

Die Infrastruktur ist außergewöhnlich gut. Minsk ist eine wahre Sportstadt und die Veranstalter haben bereits eine Menge Erfahrung bei anderen Sportevents in der Vergangenheit gesammelt. Sie wissen, was sie tun. In der Stadt sieht man auch, dass die Spiele stattfinden. Das Logo der European Games ist omnipräsent. Und Begeisterung scheint auch zu herrschen. Die Karate-Wettbewerbe sind an jedem Tag ausverkauft. In diese Halle passen immerhin 12.000 Zuschauer. Kampfsportarten und Gymnastik haben in Weißrussland Tradition und sind deshalb extrem populär. Das Sportangebot der Spiele ist nicht so groß wie bei Olympia, aber die ganze Organisation erinnert an Olympia.

Trotz der angesprochenen Euphorie kämpfen die European Games noch immer mit einem Imageproblem.

Medial gesehen sind die Europaspiele in Asien populärer als in Europa. Das Problem ist, dass die Schwimmer überhaupt nicht und die Leichtathleten nicht komplett vertreten sind. Die Organisatoren müssen es in Zukunft hinbekommen, bei noch mehr Wettbewerben den Link zur Olympia-Qualifikation herzustellen. Im Tischtennis ist zum Beispiel die europäische Elite vertreten, da bei einem Sieg das Tokio-Ticket wartet.

Ist das neue Konzept „European Championships“, bei dem Europameisterschaften aus mehreren Sportarten an einem Ort ausgetragen werden, eine ernsthafte Konkurrenz für die European Games?

Ob dieses Konzept fortgesetzt wird, weiß man noch nicht. Es ist nicht alles so positiv verlaufen, wie es nach außen schien. Aber es ist mit Sicherheit eine Konkurrenz, denn es geht um Titel. Die Fachverbände müssen es jetzt hinkriegen, dass die European Games attraktiver werden. Das Internationale Olympische Komitee (IOC) will die Spiele auf das gleiche Level bringen wie die Asian Games, die sehr populär sind. Dazu braucht es jedoch auch die Topsportarten und die Topsportler. Aber es geht auch um Werbe- und Mediengelder.

Die Spiele 2023 werden wahrscheinlich im polnischen Krakau stattfinden. Müssen die European Games irgendwann nach West- oder Südeuropa umziehen, um beim Publikum anzukommen?

Im Westen sieht man das sicherlich so, aber das ist nicht die einzige Sicht in Europa. Bisher hat noch keine Stadt aus Westeuropa kandidiert. Das liegt auch daran, dass die Menschen in unseren Regionen sich vermehrt gegen Gigantismus aussprechen. Da kommt es dann schon zu Einschränkungen.

Was erwarten Sie von den kommenden zehn Tagen?

Für uns ist dieses Event interessant und anspruchsvoll. Wir sind in neun verschiedenen Sportarten vertreten und müssen unsere Zeit smart managen, um allen Athleten die gleiche Unterstützung zu geben. Sportlich wird es viele Wettbewerbe auf einem guten Niveau geben. Für die gestandenen Sportler geht es darum, ihre Leistung zu bestätigen, während es für die jüngeren eine gute Gelegenheit ist, Erfahrung zu sammeln.

Nach Weißrussland geht der Blick fast sofort nach Japan. Werden die Olympischen Spiele in Tokio 2020 wie geplant Ihre letzte Mission als COSL-Sportdirektor sein?

Das ist der Plan. Diese Spiele werde ich noch mitmachen. Im August ist das Treffen aller Chefs de mission in Tokio. Danach läuft der Countdown und es wird noch einmal viel Arbeit auf mich zukommen. Ich freue mich, dass mit Bob Bertemes bereits so früh in der Saison einer unserer Athleten die Qualifikation für die Sommerspiele geschafft hat. Die Normen wurden extrem angezogen und deshalb ist das wahrlich eine starke Leistung von Bob.

titi
24. Juni 2019 - 16.25

Brauch hien och nët, jedermann versteht ihn !

den Optimist
24. Juni 2019 - 16.24

COSL-Sportdirektor und Chef de mission und trotzdem spricht der Herr kein Luxemburgisch. Das gibt es nur hierzulande. Tut mir leid!