„Star Trek zeigt, wohin die Reise geht“

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Der Abbau von Weltraumressourcen wird der Menschheit den Weg in eine Ära des Überflusses ebnen, meint der Mitbegründer von Planetary Resources, Peter H. Diamandis.

Der Abbau von Weltraumressourcen wird der Menschheit den Weg in eine Ära des Überflusses ebnen, meint der Mitbegründer von Planetary Resources, Peter H. Diamandis, der gestern in Luxemburg war.

„Ich bin in den 1960ern zur Welt gekommen“, so Peter Diamandis. „Und mit dem Apollo-Programm und der Star-Trek-Serie aufgewachsen.“ Ersteres war real, Letzteres nur Fiktion. Doch die Wirklichkeit nähert sich immer mehr dem Utopischen an. Der Amerikaner ist der Meinung, dass Star Trek zeige, „wohin die Reise geht“.

Die Entwicklung der Weltraumtechnik sei an dem Punkt, auf dem sich die Computertechnik in den 1969ern befunden habe. „In den vergangenen 100 Jahren ist die Leistungsfähigkeit von Computern exponentiell gewachsen“, meinte er. Der Gründer des Computerchipherstellers Intel, George Moore, hat im Jahr 1965 ein Gesetz geprägt, das besagt, dass sich die Zahl von Transistoren auf Computerchips alle zwölf bis 24 Monate verdoppeln würde. Diese Vorhersage ist eingetroffen (siehe Kasten).

Parallelen zur Computertechnik

„Die Dinger werden immer besser, schneller und billiger“, so Diamandis. Diese Entwicklung war die Voraussetzung für die digitale Revolution. Erst vor Kurzem war sein Chef, Chris Lewicki, der CEO von Planetary Resources, auf den ehemaligen US-Präsidenten Clinton gestoßen. „Mr. President, wissen Sie, dass ein Kind in Mumbai heute mit seinem Smartphone auf mehr Informationen zugreifen kann, als Sie es damals als Präsident konnten?“, soll er Clinton gefragt haben.

Erst durch leistungsfähige Computerchips und günstige Speichermedien seien neue Geschäftsmodelle möglich geworden. Roboter, 3D-Drucker oder künstliche Intelligenz sind die Kinder dieser technischen Entwicklung. Durch diese würden nun neue Geschäftsmodelle möglich, „auch im Weltraum“, so Diamandis.

Wie ein Orangenbaum

„Aus Knappheit wird Überfluss“, meinte Diamandis, als er voller Begeisterung über seine Vision referierte. „Sie können es mit einem Orangenbaum vergleichen“, so der Kalifornier. „Wenn man nur die tiefhängenden Früchte ernten kann, sind Orangen ein rares Gut.“ Durch die Erfindung der Leiter würde aus diesem raren Gut eines werden, das im Überfluss vorhanden wäre.

„Heute ist Energie knapp, genauso wie Süßwasser oder andere Ressourcen“, erklärte der Referent. Doch ähnlich wie beim Orangenbaum ist die Energie eigentlich nicht knapp. „Die Sonne sendet jeden Tag 8.000 Mal mehr Energie zur Erde, als wir nutzen können.“
Doch der Ingenieur war nicht gekommen, um über die irdische Ressourcenknappheit zu sprechen. „Alles, was auf Erden selten ist, gibt es im All im Überfluss.“ In Form von Asteroiden fliegen prall gefüllte Lagerstätten um die Erde herum. Es gibt drei unterschiedliche Typen: „Solche, mit viel Eis, solche mit Metallen und wiederum solche mit Edelmetallen.“

Ölfelder des Weltraumes

„Unser Geschäftsmodell ist es, diese Ressourcen anzuzapfen“, so Diamandis. „Nicht für den Gebrauch auf Erden, sondern um sie im All einzusetzen.“ Das höre sich wahrhaft nach Science-Fiction an, sei aber „leichter zu bewerkstelligen als manche Unternehmen auf unserem Planeten“.

Er nannte wasserreiche Asteroiden die „Ölfelder des Weltraumes, die nur darauf warten würden, ausgebeutet zu werden“. Diese sind auch nötig, um die „exponentielle Raketengleichung“ zu lösen. „Um ein Raumschiff 300 Kilometer von der Erde wegzubewegen, ist genauso viel Energie nötig, wie vom km 301 bis zum km 300 Millionen zu fliegen.“ Die Anziehungskraft der Erde ist daran schuld. Seine Idee ist es nun, aus außerirdischem Wasser und der Energie der Sonne vor Ort Raketentreibstoff herzustellen. „Der Markt dafür ist 500 Millionen Dollar pro Jahr schwer“, sagte Diamandis.

„Ich liebe diese Einfachheit.“

Kompliziert sei sein Vorhaben wahrlich nicht. „Es ist einfacher als die Erdölförderung auf hoher See“, so der Physiker. „Man braucht keine Plattform im Ozean, von der aus sich eine Sonde zuerst durch 5 Kilometer Wasser und dann durch 15 Kilometer Stein bohren muss.“
Eigentlich braucht man auf dem Asteroiden nicht einmal zu landen, um an Wasser zu gelangen. „Wir brauchen eine Parabolantenne, die die Sonnenstrahlen auf einen Punkt des Himmelkörpers bündelt.“

Diese erhitzt dann das Wasser, das sich in Form von Eis auf dem Himmelskörper befindet. „Es verdampft und gefriert, wenn es einige Meter über der Oberfläche schwebt.“ Alles, was der Weltraumbergmann dann noch tun muss, ist, dieses Eis einzufangen. „Es ist wirklich so simpel“, meinte Diamandis. „Ich liebe diese Einfachheit.“ Der Raketentreibstoff, wenn er dann erst im Weltraum hergestellt würde, fände auch Abnehmer, meinte der Unternehmer.

„Das Marsprogramm von Elon Musk setzt diese Technik voraus.“ Aber das Blue-Horizon-Projekt von Musks Konkurrenten Jeff Bezos funktioniert ohne die Tankstelle im All nicht. Doch nicht nur private Unternehmen haben ihr Interesse bereits bekundet, „ich gehe davon aus, dass auch die NASA eines Tages zu unseren Kunden gehören wird“, so Diamandis.

Kosten um den Faktor 20 gesenkt

„Heute kostet es 10 Millionen Dollar, um eine Tonne Treibstoff auf 300 km Höhe zu bringen“, wusste Diamandis. „Wir können dies mindestens 20-mal billiger leisten.“ Schon bald würde ein „Arkyd-6-Raumschiff“ gestartet werden. „Dieses testet unsere Technik und in den Jahren 2021 bis 2023 wird es mit dem Arkyd-301 ernst.“

Wenn ein Asteroid bis leergepumpt ist und kein Wasser mehr übrig ist, hört der Asteroidenbergbau nicht auf. „Was übrig bleibt, sind Metallstäube“, so Diamandis. In einem zweiten Schritt sollen auch diese ausgebeutet werden können. „Wir haben schon aus einem Meteoriten eine metallene Struktur in einem Laserprinter hergestellt.“ So könnten auch Satelliten im Weltraum gebaut werden.

„Stellen Sie sich vor, die SES braucht einen neuen Satelliten. Sie beamen den Bauplan ins Weltraum und lassen ihn vor Ort zusammenbauen.“ Auch hier könnten die Kosten um mehr als das 20-Fache gesenkt werden.