Von Finanzkrise bis schwarze Listen – Zehn Jahre „Luxembourg for Finance“

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Finanzkrise, LuxLeaks, schwarze Listen und die niedrigen Zinsen: Dem Finanzplatz hat in den vergangenen zehn Jahren gehörig der Wind ins Gesicht geblasen. Die Promotionsagentur für den Finanzplatz „Luxembourg for Finance“ (LFF) hat in eben diesen schwierigen Jahren immer wieder für Luxemburg geworben.

Luxembourg for Finance

LFF ist eine öffentlich-private Partnerschaft (PPP). Ihre Aktionäre sind der Staat sowie die „Fédération des professionnels du secteur financier“ (Profil), in der beispielsweise die ABBL (Luxemburger Bankenvereinigung), der ALFI (Luxemburger Investmentfondsverband), die ACA (Versicherungsunternehmen) und die Handelskammer vertreten sind.
Das Team besteht aus 17 Mitarbeitern aus sieben Ländern. Das Jahresbudget liegt 2018 bei fünf Millionen Euro. Davon zahlt das Finanzministerium 80 Prozent. cm

Luxembourg for Finance (LFF) wurde vor zehn Jahren mit dem Ziel, international für den Finanzplatz zu werben, gegründet. „Die Hauptaktivität von LFF liegt darin, das Image des Finanzplatzes im Ausland zu positionieren und zu entwickeln“, so Finanzminister Pierre Gramegna. „Und wir verbringen viel Zeit damit, Strategien zu entwickeln.“ LFF wurde zu einer Zeit ins Leben gerufen, in der sich die Finanzwelt und die Finanzdienstleistungen sehr schnell entwickelt haben.“Die Finanzkrise hatte sich 2007 zwar schon aufgebaut, aber war noch nicht ausgebrochen“, so Gramegna weiter.

Gerade rückblickend auf die schwierigen Jahre sei es eine gute Entscheidung gewesen, LFF zu gründen. „Ich selbst war damals noch in meiner Funktion als Direktor der Handelskammer in der Gründung von LFF involviert“, so Gramegna. „Immerhin ist die Handelskammer auch Partner von LFF. Und als Minister bin ich heute Präsident der Agentur.“

(Teilweise) schwierige Jahre für den Finanzplatz

Und in den vergangenen zehn Jahren musste der Finanzplatz teils schwierige Zeiten meistern. „Es gab die Wirtschafts- und Finanzkrise, der Euro wurde in Frage gestellt, dann kam die Griechenland-Krise, Luxemburg wurde auf die schwarze Liste der OECD gesetzt, dann kamen LuxLeaks und die Panama Papers und nicht zuletzt die andauernd niedrigen Zinsen“, so der Finanzminister.

Interview

Lesen Sie zum Thema auch unser Interview mit LFF-Chef Nicolas Mackel im Tageblatt Premium.

Dennoch habe sich der Finanzplatz im vergangenen Jahrzehnt gut geschlagen. So sei zwar die Zahl der Banken von 156 auf heute 142 zurückgegangen. „Daraus darf man aber nicht schließen, dass der Bankenplatz kleiner geworden ist. Vielmehr gab es einige Restrukturierungen, die Banken haben ihre Bilanzen geputzt und Risiken reduziert“, so Gramegna weiter.

Deutlich zugenommen hat hingegen die Zahl der Investmentfonds von rund 2.900 im Jahr 2007 auf 4.200 heute. Im gleichen Zeitraum ist das Fondsvolumen von 1,9 Billionen (1.900 Milliarden) Euro auf 4,1 Billionen (4.100 Milliarden) gestiegen.

Doppelt so viele Versicherungsgesellschaften

Auch die Zahl der Versicherungsgesellschaften hat sich in diesem Zeitraum von 150 auf 300 verdoppelt, ebenso wie das Prämienaufkommen, das vergangenes Jahr rund 35 Milliarden Euro betragen hat. Des Weiteren habe sich der Finanzplatz in den vergangenen Jahren stark internationalisiert, vor allem was China anbetrifft. So gab es 2007 nur zwei chinesische Banken in Luxemburg, heute hat sich deren Zahl auf sieben mehr als verdreifacht. Und zwei weitere Banken aus China werden demnächst nach Luxemburg kommen.

Insgesamt arbeiten am Finanzplatz heute 47.000 Menschen, vor zehn Jahren waren es rund 7.000 weniger. „Der Finanzplatz macht elf Prozent der Beschäftigten aus und 25 Prozent des Bruttoinlandsprodukts“, so der Finanzminister.

Fintech als große Herausforderung

Aber auch der Bereich der Finanztechnologie wird für den Finanzplatz immer wichtiger. „Wir hatten Glück, dass wir schon Fintech-Akteure im Land hatten, als es das Wort Fintech noch gar nicht gab“, erklärt Pierre Gramegna. „Und es ist positiv, dass wir eine kritische Masse von Akteuren haben, die Fintech-Dienstleistungen brauchen.“

Um diesen Bereich zu stärken, wurden vor eineinhalb Jahren das Luxembourg House of Financial Technology (LHoFT) gegründet. „Mit dem Erfolg des LHoFT sind wir richtig positioniert“, so Gramegna weiter.

Auch mit dem Brexit-Referendum habe sich viel getan. „Akteure, die bislang nur in London waren, redefinieren mittlerweile ihre Strategie“, so der Minister. „Banken, Versicherungen, Fintech-Unternehmen und Fondsgesellschaften spielen dabei eine interessante Rolle.“ Luxemburg sei attraktiv für diese Firmen, ohne spezifische Maßnahmen ergreifen zu müssen. Die Vertrauenswürdigkeit der Luxemburger Politik sei etwas was vielen Akteuren auch aus London gefiele. „Etliche von ihnen wollen aus Luxemburg ihr Drehkreuz für den europäischen Kontinent machen“, so Gramegna. „Vermögensverwalter und Versicherungsgesellschaften aus England, den USA und Japan wollen ihre Präsenz in Luxemburg ausbauen oder erstmalig hierherkommen.“

Substanz statt Briefkastenfirmen

Und diese Unternehmen kämen nicht, um hier Briefkastenfirmen zu etablieren. „Sie kommen, um hier Substanz aufzubauen. Briefkastenfirmen haben auch weltweit keine Zukunft mehr“, so der Finanzminister.

Auch das „Triple A“ spiele eine wichtige Rolle bei der Attraktivität Luxemburgs. „Wir sind eines von nur noch zehn Ländern auf der Welt, die ein AAA-Rating haben. Als diese Regierung ins Amt gekommen ist, war das Triple A in Gefahr“, erklärt Gramegna. Die Bestnote stärke das Vertrauen von Banken und Versicherungen in den Finanzplatz.
Auch die kurzen Wege seien für viele Finanzinstitute von Vorteil. „Die Aufsichtsbehörden CSSF und die Versicherungsaufsicht sorgen zwar dafür, dass die Regeln eingehalten werden, aber sie tun das im Dialog mit den Akteuren“, so der Minister. Außerdem habe Luxemburg bereits 2007 die ersten grünen Anleihen an die Börse gebracht. Um die Klimaziele von COP 21 zu erreichen müsse auch mehr in grüne Technologien investiert werden. Das tue der Finanzplatz schon seit einer Reihe von Jahren.

„Und all die Kassandra-Stimmen, die gemeint haben, der Finanzplatz würde die Finanzkrise und das Ende des Bankgeheimnisses nur schwer überleben, hatten unrecht“, so der Finanzminister weiter.

Die großen Herausforderungen der kommenden Jahre werden die Finanztechnologien sein. Denn diese werden den Finanzsektor radikal verändern.

Serenissima en Escher Jong
11. Januar 2018 - 15.59

Nur mir scheint das in Sachen der neuen ESMA Initiative, mehr Kontrolle über das "outsourcen" der Vermögensverwaltung, sowie gang und gäbe in der luxemburger Investmentfonds Branche, zu erlangen; hat Herr Gramegna unser Ex-Handelskammer Direktor, oder villeicht auch LFF etwas verpasst...oder? Denn falls die ESMA jetzt in dieser Angelegenheit zusätzlich kontrollieren will ob das "outsourcing" nicht die UCITS EU Direktive so wie gehandhabt in Luxemburg , aushöhlt dann haben wir Problem in der ganzen Investmentfonds Branche ....und das ist das Gelbe vom Ei im Luxemburger Finanzsektor.......