Von der Korn in die Mosel: Die „Collectrice du Sud“ zu Wasser wurde nie Realität

Von der Korn in die Mosel: Die „Collectrice du Sud“ zu Wasser wurde nie Realität

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Eines der Hauptprobleme unserer Eisenindustrie war seit jeher der teure Antransport der Kohle und der nicht minder teure Abtransport der fertigen Produkte. Der billigste Transport, nämlich die Schifffahrt, blieb unserer Eisenindustrie versagt. Die Kanalisierung der Mosel und der Bau des Merterter Hafens hat später dann vieles erleichtert.

Von Roby Fleischhauer

Der Kanal, der von Stadtbredimus nach Rodange führen sollte, hätte eine Länge von 51 Kilometern gehabt

Das Problem war den Schmelzherren von Anfang an bekannt. Der Graf De Saintignon aus Longwy, ein um neue Ideen nie verlegener Hüttenbesitzer, machte sich schon sehr früh Gedanken, wie man den Transport durch den Bau einer Wasserstraße verbilligen könnte. Anfang August 1906 bereits traf er den Luxemburger Staatsminister Paul Eyschen, um mit ihm die Möglichkeiten des Baus eines Kanals durch den Süden des Landes auszuloten. Er stellte sich eine Wasserstraße zwischen Remich an der Mosel und der Korn in Mont-Saint-Martin vor. Nun ist es aber so, dass die Luxemburger Wasserläufe alle der Mosel zufließen – außer der Korn, die zum Quellgebiet der Maas gehört.

Man hätte also die Wasserscheide zwischen den beiden Wasserläufen überwinden müssen, was kein leichtes Unterfangen ist, und vor allem die Mosel kanalisieren, damit die Lastkähne bis zum Rhein und zu den großen Häfen gelangen könnten.

Kosten von 16 Millionen Reichsmark

Am 28. April 1908 wurde eine Kommission zwecks Kanalisierung der Mosel und der Saar gebildet. Vertreten darin waren die niederrhein-westfälischen und die südwestlichen Industriegebiete. Durch eine Resolution hatte sich die preußische Regierung für die Garantieübernahme der Investition, die ja von den Industrien geleistet werden musste, entschieden.

Man wartete nur noch auf die Zustimmung der Luxemburger, die sich mit ihrem sogenannten Stichkanal durch den Süden des Landes an Mosel und Saar anschließen würden. Die Luxemburger Regierung jedoch zögerte. Sie hätte für die 51 Kilometer Verlauf des Kanals durch Luxemburg geradestehen müssen. Der Luxemburger Abschnitt wurde mit über 16 Millionen Reichsmark (umgerechnet schätzungsweise 64 Millionen Euro) veranschlagt.

Darin enthalten wäre auch der Bau einer Schlepp-Bahn zwischen Bettemburg und Stadtbredimus gewesen. Bereits einige Monate davor, im Jahre 1907, waren die Pläne für den Korn-Mosel-Kanal so weit fertiggestellt. Folgende Streckenführung war geplant: Stadtbredimus – Frisingen – Bettemburg – an der Alzette entlang bis nach Esch/Alzette – mit einem Tunnel durch die Wasserscheide hindurch beim Bahnhof Beles/Zolver bis Oberkorn und dann nach Differdingen, wo der Kanal in die Korn münden würde, von dort aus dem Lauf der Korn folgend über Petingen, Rodange bis nach Longwy.

Das etwas abgelegene Düdelingen und Rümelingen-Kayl sollten mit sogenannten Stichkanälen an den Hauptkanal angeschlossen werden. Das Werk sah insgesamt 32 Schleusen vor, um den Höhenunterschied von etwa 120 Metern zu überwinden.
In Aspelt sollte ein Aquädukt gebaut werden, welches die Schiffe über das Tal hinwegführen würde. Das benötigte Wasser sollten Mosel, Alzette und Korn liefern – und zwar mit elektrisch angetriebenen Pumpen. Reserveweiher sollten für das benötigte Wasser bei Trockenheit sorgen. Die Streckenführung des Kanals entspricht einigermaßen der heutigen „Collectrice du Sud“, außer dass sie in Stadtbredimus statt in Schengen die Mosel berührt.

Bereits im Jahre 1901 hatte der französische Handelsminister Alexandre Etienne Millerand darüber gesprochen, dass man die Chiers in Frankreich auch mit der Maas durch einen Kanal verbinden könnte. Dieser würde von Longwy aus Sedan und die Maas erreichen. Zusammen mit dem Chiers-Mosel-Kanal und der kanalisierten Mosel wäre das französische und luxemburgische Eisenindustriegebiet auf diese Weise direkt sowohl mit den großen französischen als auch mit den deutschen und holländischen Meereshäfen verbunden gewesen. Für die Industrie in diesem Gebiet wäre das von enormem Vorteil gewesen.

Warum die Pläne ad acta gelegt wurden

Doch es kam anders: Im Jahre 1911 lehnte der preußische Reichstag aus finanziellen Gründen den Bau des Mosel-und-Saar-Kanals ab. Damit war auch der Chiers-Mosel-Kanal zwecklos geworden. Blieb noch der Chiers-Maas-Kanal. Der Erste Weltkrieg setzte auch diesem Projekt ein Ende.

Offen bleibt demnach die Frage, wie der Süden unseres Landes heute aussehen würde, wenn man die beiden Kanäle gebaut hätte.

Claude Oswald
10. April 2019 - 12.31

Sou e Kanal wier haut eng Touristenattraktioun. An der Lorraine kann ee gesinn, wéi esou eppes ausgeséich.

CESHA
10. April 2019 - 8.34

Sehr interessant! Von diesem Projekt hatte ich noch nie etwas gehört, obwohl ich im "Kordall" geboren bin