Velodrom: Was bisher (nicht) geschah …

Velodrom: Was bisher (nicht) geschah …

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Am Freitag wird die Gemeinde Mondorf im Beisein des Sportministers über den Bau des neuen Sportkomplexes mit Velodrom informieren. Vor dem nächsten Akt in der unendlichen Geschichte ein kleiner Überblick, was bisher geschah.

Seit 1951 das Velodrom in Belair und dann Mitte der 60er die Piste in Niederkorn abgerissen wurde, sucht der nationale Radsportverband nach einem Dach über dem Kopf. Bereits einige Male hat es danach ausgesehen, als ob das Warten ein Ende finden würde. So weckte der ehemalige Premierminister Jean-Claude Juncker (CSV) Ende 2006 große Hoffnungen, als er versprach, dass ein Velodrom gebaut werden würde.

Wenige Monate später stand das Projekt. In Cessingen sollte eine Bahn mit Zeltdach entstehen. „Ein Happy End für eine Geschichte, die sich viel zu lange im Kreis gedreht hat, aber das gehört sich wohl so für ein Velodrom“, scherzte der ehemalige Bürgermeister Paul Helminger (DP) Anfang Februar 2007. Der damalige Sportminister Jeannot Krecké (LSAP) unterstrich beim gleichen Anlass, dass es keine andere Alternative gebe. „Es ist das, oder du träumst noch die nächsten 30 Jahre weiter“, drohte er gegenüber dem FSCL-Präsidenten Jean Regenwetter, der sich seinerseits hochzufrieden zeigte: „Der Radsportverband freut sich seit 60 Jahren auf eine neue Infrastruktur, mehr brauchen wir gar nicht.“

Damals ahnte noch niemand, dass mit diesem Projekt die Posse um das Velodrom erst so richtig Fahrt aufnehmen würde. Nur einen Monat später, im März 2007, meldete sich der damalige hauptstädtische Gemeinderat René Kollwelter (LSAP) zu Wort. Der Präsident der „KockelArena asbl“, der davon träumte, ein Fußballstadion, eine Leichtathletikinfrastruktur und ein Velodrom auf Kockelscheuer zu realisieren, gab dem Projekt im benachbarten Cessingen eine „Datz“. „Wir brauchen ein Mini-Velodrom und keine Pippifax-Piste“, so Kollwelter, der von technischen Mängeln sprach und erklärte, dass öffentliche Gelder sehr schlecht genutzt werden würden. Das Velodrom in Cessingen war ursprünglich mit 6,1 Millionen Euro veranschlagt, von denen der Staat 70 Prozent übernehmen solle. Doch die Kosten sollten sich im Laufe der Zeit noch steigern. Denn Kollwelter sollte recht behalten.

Die Zeltdachkonstruktion wurde verworfen und das Projekt überarbeitet. Ein komplett geschlossenes Velodrom wurde dann doch für die bessere Alternative gehalten. Das Problem: Für das neue Projekt hätte die Bahn etwas verschoben werden müssen. Da der Standort aber früher eine Müllhalde war, mussten erst Bodenanalysen gemacht werden. So hieß es Anfang 2008 erst einmal abwarten. Die hauptstädtische Sportschöffin Anne Brasseur (DP) nahm es gelassen: „Es wurde 50 Jahre auf ein Velodrom gewartet, da kommt es jetzt nicht auf ein paar Wochen oder Monate an.“ Das war vor 533 Wochen – und noch immer lässt der erste Spatenstich auf sich warten.

Nachdem die Bodenanalysen angekündigt wurden, herrschte erst einmal ein paar Monate Funkstille, während die Kosten für das Velodrom in die Höhe zu schießen drohten. Ebenso wie der Blutdruck des FSCL-Präsidenten. „Das ganze Dossier wurde von Anfang an falsch angefasst. Da ist viel schief gelaufen“, so Jean Regenwetter, der dem Sportministerium vorwarf, es verpasst zu haben, ein nationales Projekt daraus zu machen. Die Wut bei den Verantwortlichen des Radsportverbandes wurde noch größer, als sie Wind davon bekamen, dass auch Differdingen eine Machbarkeitsstudie hatte durchführen lassen, aber niemand sie darüber informiert hatte.

Im Mai 2009 gab es dann endlich wieder positive Nachrichten. Mitte 2012 sollte das Velodrom in Cessingen bezugsfertig sein. Die Kosten waren mittlerweile auf 12,8 Millionen Euro angestiegen und das Velodrom sollte 1.000 Zuschauern Platz für nationale und internationale Wettkämpfe bieten. Regenwetter gab sich wieder versöhnlich. Es sei „heiansdo ee saure Match“ gewesen. Zudem erklärte er, dass er als Präsident der FSCL aufhören wolle, sobald die Bahn stehen würde.

Aber, wie so häufig: Erstens kommt alles anders, zweitens als man denkt. Weitere Studien zur Abstützung des Bauwerks waren nötig und der Baubeginn musste auf einen späteren Zeitpunkt verlegt werden. COSL-Präsident Marc Theisen sprach von einer „histoire grotesque du plus mauvais goût“. Inzwischen gab es auch einen Wechsel im Sportministerium: Jeannot Krecké übergab an seinen Parteigenossen Romain Schneider und dieser gab sich gleich kämpferisch: „Ich bin nicht gewillt, eine weitere Verzögerung hinzunehmen.“

Das musste er aber. Bürgermeister Paul Helminger gingen die Diskussionen um die Radbahn „sou lues op d’Strëmp“, wie er in einem City Breakfast erläuterte. Kritikpunkt war vor allem der Kostenpunkt. Die Wünsche des Staats und des Radsportverbandes würden sich hochschaukeln, so Helminger. Daraufhin war Schneider nicht sehr „amused“: „Wenn das Projekt bis zum 17. Mai nicht durch den Schöffenrat war, werde ich meine Konsequenzen ziehen“, ließ er am 22. April 2010 verlauten. An Alternativen würde es nicht mangeln, widersprach der Sportminister seinem Vorgänger, der Cessingen noch als alternativlos bezeichnet hatte.

Einen Monat später setzte Jean-Claude Juncker dem ganzen Spuk dann ein Ende. Er war es ja auch, der knapp vier Jahre zuvor den Stein ins Rollen brachte. In seiner Rede zur Lage der Nation am 19. Mai 2010 erklärte der Staatsminister, dass aufgrund der schwierigen finanziellen Situation des Landes das Projekt Velodrom erst einmal bis 2013 auf Eis gelegt werde.

Im September des gleichen Jahres bekundete die damalige Bürgermeisterin von Mondorf, Maggy Nagel (DP), in einem Tageblatt-Interview Interesse am Velodrom. Allerdings müsse der Staat für die gesamten Kosten aufkommen. Nun soll das Velodrom bekanntlich in den Komplex des geplanten „Lycée“ in Mondorf integriert werden. Allerdings war lange nicht abzusehen, wann diese Sekundarschule gebaut werden sollte.

Anlässlich der Feierlichkeiten zum 100-jährigen Jubiläum der FSCL am 9. November 2017 wies FSCL-Präsident Camille Dahm – ja, Jean Regenwetter hatte sich noch vor dem Bau des Velodroms zurückgezogen – noch einmal darauf hin, wie wichtig eine Bahn für den luxemburgischen Radsport sei. Nur wenige Minuten später verkündete Schneider dann an gleicher Stelle, dass der Bau des Sportkomplexes mit Velodrom dem Bau des Gymnasiums sogar vorgezogen werde und man die Pläne bereits im Frühjahr 2018 präsentieren wolle.
Für Freitag ist nun eine Pressekonferenz anberaumt. Das Velodrom dreht die nächste Runde – aber das gehört sich anscheinend ja auch so.


„Wir wurden verarscht“

Der langjährige FSCL-Präsident Jean Regenwetter hat sich stets und beharrlich für ein Velodrom starkgemacht. Nach vielen Rückschlägen zeigt er sich heute eher vorsichtig optimistisch.

Tageblatt: Am Freitag wird eine Pressekonferenz zum neuen Velodrom stattfinden. Das müsste Sie doch eigentlich freuen.
Jean Regenwetter: Es wurden schon viele Pressekonferenzen zu diesem Thema einberufen und jedesmal war ich davon überzeugt, dass die Bagger rollen werden. Und dann ist doch nichts passiert. Aber ich denke schon, dass das jetzige Projekt auch umgesetzt werden wird. Da hängt ja auch noch eine Schule dran. Sie kommen quasi nicht mehr daran vorbei.

Wenn Sie an die ganzen vergangenen Projekte und Rückschläge zurückdenken, was behalten Sie davon zurück?
Dass wir als Radsportverband verarscht wurden. Am Ende blieben nur noch Wut und eine riesige Enttäuschung zurück. Der Radsport ist seit Jahren der beste sportliche Botschafter des Landes. Sämtliche Politiker ließen sich mit unseren Radprofis ablichten. Ich will jetzt keiner anderen Sportart zu nahe treten. Aber Fußballplätze und Tennishallen wurden errichtet, doch das Velodrom blieb aus. Dabei ist das Bahnfahren eine gute Schule für Radsportler und zudem eine Olympische Disziplin.

Wieso wurde sich beim Velodrom so schwergetan?
Das ist schwer zu sagen. Ich stelle mir allerdings eine Frage, was zum Beispiel das Projekt in Cessingen anbelangt: Wieso war die Stadt Luxemburg der Bauherr? Es handelt sich schließlich um eine nationale Einrichtung. Wäre es da nicht sinnvoller, wenn das zuständige Ministerium als Bauherr auftreten würde?

Sollte das Velodrom nun gebaut werden, bleibt Ihnen wenigstens noch ein paar Jahre Zeit, um für Ihren Weltrekord zu trainieren.
Das stimmt. Ich hatte vor ein paar Jahren einmal gesagt, dass ich gerne den Stundenweltrekord der 100-Jährigen knacken würde. Dann hätte ich nämlich wenigstens die Gewissheit, dass ich 100 Jahre alt werden würde.

Was bedeutet das Velodrom für die FSCL?
Wie bereits erwähnt ist eine Radrennbahn enorm wichtig für die Entwicklung der Sportler und vielleicht entscheidet sich der eine oder andere dafür, eine Bahnradkarriere zu starten, um an Olympischen Spielen teilzunehmen. Aber ich glaube, dass die FSCL sich nun auch dafür einsetzen muss, ihren Verbandssitz nach Mondorf zu verlegen, ähnlich wie die FLF in Monnerich.

Etienne
29. April 2018 - 16.30

Als Zweet vir kloer ze stellen: Eis letzebuerger Coureuren déi dir genant hut e wei Schmitz,Gaul Ernzer dei sin bestemt net op Niederkuerer Pist Zalot stiechen komm. An Gebrider Schleck, Kierchen Bob Jungels dé hun misten Km an d'ausland fueren fir kennen ze traineieren.

Marc
26. April 2018 - 14.59

Här ''Karfunkel'' Wann e keng Ahnung vum Sport hued.... ALL ons Coureuren sinn op d'Bunn traineire gangen. Fir desst ze maan, hunn sie sech matt hiire Kollechen an Trainer an den Auto gesaat, an sinn (matt Chance -war se frei, ass d'Wieder ok) op D'Bunn zu Rochefort (2 Stonnen 1 Wee) gefuer. Soss ass ett bis hanner Aachen, resp Appeldorn (NL) gangen. (3-4 Stonnen 1 Wee) Fir all Coureur ass d'Bunn immens wichtesch. Do ginn verschidden Training Aspekter an och den techneschen Aspekt, deen een op der Stroose Coursen brauch. An dem Senn!

Josy Miersch Junior
26. April 2018 - 14.59

Ein weiteres wichtiges Argument für die "Piste" in Mondorf : Es wird den Organisatoren immer schwieriger gemacht überhaupt ein Radrennen zu planen und zu verwirklichen, sogar für abgeschlossene Rennen auf kleineren Rundkursen. Überlandrennen sind schier unmöglich geworden und gehören schon fast gänzlich der Vergangenheit an. Wo bleibt da der Radsport ? Unser Premier hat ja selbst kürzlich zugegeben dass wir enorme und anormale Vehrkehrsprobleme haben. Auch wenn Mondorf keine komplette Lösung ist, es wird eine sehr gute Hilfe sein ! Die Hoffnung stirbt zuletzt !

Karfunkel
26. April 2018 - 10.34

Als Éischt vir kloer ze stellen: Ech sin nett géint e Velo-Drome! an aawer muss ech soen datt eis letzebuerger Coureurs déi bekannt gi sin , Fr. Faber, Jempy Schmitz, Charly Gaul, asw. (vun der eelerer Genertioun) an déi vun der neier Generatioun (Gebridder Schleck, Bob Jungels, J. Drucker, B. Gastauer, asw.) déi sin alleguerten OUNI Velodrome gudd gin. An déi zukünfteg Generatioun wärt daat graad sou gudd maachen. Ech gleewen nämlech kaum datt wann déi viir hiir Trainings-Sortie (z.B. 120 km) duerfir 480 Ronnen (à 250m) op ee Velo-Drome dréinen gin.