Vegane Handys und andere Illusionen: Die digitale Welt ist ein Ressourcen-Verschlinger

Vegane Handys und andere Illusionen: Die digitale Welt ist ein Ressourcen-Verschlinger

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In seiner Reihe „30 Jahre Internet“ veröffentlichte das Tageblatt vor kurzem einen interessanten Überblick über die Aktivitäten der Luxemburger im Netz. Mindestens 93% aller Haushalte sind digital aktiv. Sie tummeln sich in den sozialen Netzwerken, versenden E-Mails zuhauf, sehen Filme, hören Musik, buchen Reisen, kaufen online ein und tätigen ihre Bankgeschäfte per Klick. Kurz: Die allermeisten Einwohner sind vernetzt, ja, total „Netz“-abhängig.

Ein Forumsbeitrag von Robert Goebbels. ehemaliges Regierungsmitglied und früherer Europaabgeordneter

Nach der Erfindung der Druckerpresse durch Gutenberg gegen 1450 dauerte es ein Jahrhundert, bis die letzten Kopisten arbeitslos wurden. Die Möglichkeit, Bücher preiswerter zu vervielfältigen und damit immer mehr Menschen Zugang zu Informationen und Wissen zu bieten, schuf unaufhaltsam die Revolution der Moderne.

Von Gutenberg bis Zuckerberg

Nunmehr ist die Menschheit konfrontiert mit einer noch radikaleren Zeitenwende: der schier unendlichen Möglichkeit, Wissen über das Netz zu teilen. Dabei steckt die digitale Revolution eigentlich noch in den Kinderschuhen. Das erste massengefertigte Mobiltelefon wurde 1992 von Nokia eingeführt. Viele Jahre dominierten die Finnen den Weltmarkt. Doch sie verpassten die „Smart-phone“-Revolution von Apple. Das iPhone ist erst ein Dutzend Jahre alt, eingeführt 2007!

Die nächsten Revolutionen sind im Anmarsch. Immer mehr Gebrauchsgegenstände des täglichen Lebens werden vernetzt. Immer mehr Arbeitsprozesse werden von Algorithmen gesteuerten Robotern übernommen. Die dank „künstlicher Intelligenz“ zunehmend lernfähiger werden. Autonome Fahrzeuge kommen, selbstfahrende Züge und selbstfliegende Flugzeuge. All dies setzt enorme Datenströme voraus. Die riesigen Technologiesprünge der letzten 30 Jahre haben eins gemeinsam: Die meisten Menschen verstehen sie nicht, nutzen sie jedoch mit Wollust!

Professor Marc Hunyadi sinngemäß: „Les humains s’adonnent par milliards aux gadgets de la société d’information et de communication. C’est tellement pratique et cela conforte le désir ‚libidinal‘ des hommes. Les ‚likes‘ et à fortiori les ’selfies‘ sont l’expression d’un narcisissme profond. Le ‚principe de commodité‘ nous fait toujours choisir le plus agréable, le plus pratique.“

„Keep it simple, stupid“

Die Devise der digitalen Industrie heißt „KISS“: „Keep it simple, stupid“. Weil sie so praktisch und spielerisch sind, werden die Menschen die digitalen Instrumente verstärkt nutzen. Selbst wenn sie damit in neue Abhängigkeiten geraten.

Ian Goldin und Chris Kuturma sehen die Menschheit in ihrem lesenswerten „Die zweite Renaissance“ an einem Wendepunkt: „Das Internet ist so nützlich, dass wir es heute für einfach alles verwenden, und genau darin liegt seine Gefahr. Aus Nutzerperspektive ist das Internet ein undurchsichtiges Terrain, das uns überall mit allem vernetzt. Diese Nutzerperspektive hat aber auch eine physische Dimension – Datenzentren und Fiberglas-Kabel, die unsere Vernetzung auf gefährliche Art konzentrieren und verdichten.“

Die überschwappenden Aktivitäten der digitalen Nutzer haben zwei weitere, total unterschätzte Impacts auf unsere Welt: ein enormer Bedarf an Ressourcen sowie an Strom!
Als 15.000 Jugendliche in der Hauptstadt für das Klima demonstrierten, hatten praktisch alle einen Smartphone dabei. Sie filmten Videos, schossen Selfies, setzten ihre Glaubens-Bekenntnisse auf Facebook, Instagram, YouTube und Co. Alles verursachte Stromverbrauch im Netz. Alle Batterien mussten nachher aufgeladen werden.

Laut der französischen „Agence de l’environnement et de la maîtrise de l’énergie“ benötigt das Verschicken einer E-Mail mit Foto so viel Energie wie eine moderne Glühbirne während einer Stunde verbraucht. Bei weltweit 10 Milliarden E-Mails jede Stunde sind das stündlich 50 Gigawatt Energie, soviel Strom wie 15 Atommeiler in einer Stunde produzieren können.
Den Autoren von „Die zweite Renaissance“ zufolge ist durch das Internet „der Stromkonsum in den USA innerhalb eines Jahrzehnts um fast 30% angestiegen“. Für Guillaume Pitron („La guerre des métaux rares“) benötigt allein der IT-Sektor 10% des globalen Verbrauchs an Elektrizität. Wäre das weltweite Netz der Datenspeicher, die „Cloud“, ein Land, läge es Greenpeace zufolge in der Hitparade der Stromverbraucher an fünfter Stelle. Zudem schaffen die digitalen Aktivitäten und die allgegenwärtige Elektronik eine steigende Abhängigkeit von seltenen Erdmetallen.

Alle Apparate der IT-Gesellschaft, von intelligenten Uhren über Smartphones, Elektroautos bis hin zu Windgeneratoren, benötigen zum Funktionieren seltene Metalle und noch seltenere Erden. Allein das Herstellen der tragbaren Computer und der mobilen Telefone verbraucht etwa ein Viertel der weltweiten Produktion von Kobalt und Palladium.
Deren Abbau ist sehr energie-intensiv und beschädigt die Umwelt. Ungeheure Erdmengen werden bewegt, um die seltenen Metalle zu gewinnen. Die Autoren von „La face cachée du numérique“: „La seule fabrication d’une puce de 2 grammes implique le rejet de deux kilogrammes de matériaux environ“. Ein Verhältnis von 1 zu 1.000 zwischen Endprodukt und Abfällen. Manche Klimaaktivisten und andere Gretas vertraten sehr radikale Ideen, um angeblich den Anstieg der globalen Temperaturen zu verhindern.

„Vegane“ Rezepte

Veganer predigen die Abkehr vom Fleischkonsum, da Kühe zu viel CO2 und Methan ausstoßen. Sollen die Kühe etwa alle geschlachtet werden? Und die Büffel und anderes furzendes Getier? Von 51 Milliarden Hektar Festland der Erde werden 12 Milliarden Hektar bioproduktiv genutzt. Falls die Menschen Fleisch-, Milch- und andere tierische Produkte, etwa Eier oder Honig, nicht mehr nutzen dürften, wie viel zusätzliches Land müsste erschlossen werden, um die Menschheit allein mit Gemüse und Früchten zu ernähren?

Dies könnte nur auf Kosten der sich glücklicherweise ausdehnenden Wälder erfolgen. Sollten zugunsten der weniger produktiven Bio-Landwirtschaft noch künstliche Dünger und Pestizide verboten werden, müsste noch mehr Land erschlossen werden. Rezepte, die kaum mit Umweltschutz und Biodiversität zu vereinbaren sind.

Es ist zu begrüßen, wenn Jugendliche sich für eine „grande cause“ mobilisieren. Doch die Empörung bringt nichts, wenn nicht jeder die richtigen Konsequenzen zieht. Anstatt für „fleischlose“ Tage zu kämpfen, wäre es vielleicht nicht angebracht, durch internet- und handyfreie Tage den Stromkonsum der Menschheit zu senken. Oder sonst in der „Spaßgesellschaft“ aufzuräumen? Anstatt Autofahrer zu verunglimpfen, die keine echten Alternativen für ihre berufliche Mobilität haben, sollte man vielleicht die vielen sportlichen und kulturellen Events stoppen, die massig CO2-Emissionen bewirken und Tonnen Abfälle hinterlassen.

Benötigt die Menschheit Olympiaden und Weltmeisterschaften, die Millionen Autobewegungen und hunderttausende Flüge generieren? Die Formel-1-Weltmeisterschaft, die Tour de France, bei der mehr Autos als Radsportler mitfahren, die Musikfestivals und vieles mehr mobilisieren Massen von CO2-ausstoßenden Zuschauern. Sie bannen Milliarden Menschen an die Glotze. Mit Rekorden an Stromverbrauch. Es ist zu einfach, die Bauern oder die Industriellen für angebliche Verstöße gegen Umwelt und Klima an den Pranger zu stellen und dabei das Handy in der eigenen Hand zu übersehen.

Sollte man nicht nüchtern die Fakten betrachten? Die Menschheit wird weder das Automobil noch das Flugzeug, weder die Container-Schifffahrt noch den Welthandel abschaffen können. Die mobile Telefonie wird ebenfalls bleiben. 95% der Menschheit nutzt letztere, obwohl bloß 82% der Menschen einen direkten Zugang zu Strom haben. Auch dass man nur „lokal produziert und konsumiert“, bleibt eine Illusion. In jedem iPhone von Apple, „Conceived in California, Made in China“, gibt es Bestandteile von mehr als 700 Zulieferfirmen aus über 30 verschiedenen Ländern. Kurze Wege lassen grüßen!
Anstatt auf punitiven Ökologismus zu setzen, mit Alibi-Verboten von Ohrenstäbchen und Strohhalmen, sollte die Politik eine technologische Renaissance forcieren.

„Die größten Errungenschaften liegen noch vor uns“, schreiben Goldin und Kutarna. Forscher arbeiten „bereits an einem breiten Spektrum an möglichen Lösungen, von kurzfristigen Verbesserungen in der Motoreneffizienz und erneuerbaren Brennstoffen bis zu Nano-Akkus, organischen Solarzellen und Mikro-Organismen, die sich von CO2 ernähren und flüssige Brennstoffe ausscheiden“. Wie sagt Dieter Nuhr: „Die Erfinder werden die Welt retten, nicht die Verhinderer!“

trottinette josi
12. April 2019 - 9.59

Die digitale Welt: ein Segen und Fluch zugleich! Man kann alles übertreiben. Weshalb sind wir Menschen eigentlich mit einem Verstand ausgestattet?

Realist
12. April 2019 - 7.50

Ah bon? Do kennt Dir di Gréng an hir Virstellunge vun engem veganen an emissiounsfräien Taka-Tukaland awer schlecht. Ok, direkt iwwer d'Ofschaafe schwätzen maachen se praktesch ni; fir dëse Fehler ze vermeiden sinn se ëmmerhin schlau genuch. Wou d'Rees higoe soll gesäit een awer ganz kloer, wann een all hir Iddien a Virschléi fir eng "besser Welt" einfach mol zu Enn denkt...

Patrick W.
11. April 2019 - 10.20

Et as e gudden Forumsbeitrag ! "Die Menschheit wird weder das Automobil noch das Flugzeug, weder die Container-Schifffahrt noch den Welthandel abschaffen können". Dat as jo kloer. Et geet drëm; dät den hemmungslosen Emgang domat, "reduzéiert" gëtt. Vun "ofschaafen" huet jo nie ee geschwaat.

johngoe
9. April 2019 - 17.33

Das Focus-Magazin gilt ja nun m.E. nicht als gültige Referenz in wissenschaftlichen Debatten. Kopfschüttelnd habe ich die ( hirnlosen ) Kommentare zu dem von Ihnen zitierten Focus-Artikel zur Kenntnis genommen, in welchen als "menschlische Errungenschaften" betrachtet wird, was in der Realität blosse rücksichtslose Ausbeutung der Natur und ihrer Rostoffe bedeutet. Die Menschheit verblödet und merkt es "naturgemäss" in ihrem Grössenwahn nicht.

René Charles
7. April 2019 - 12.36

Alles schön und gut: Auch wenn alle Erdenmenschen (aktuell ca. 7,6 Milliarden) sich vegan erähren würden, hätten wir trotzdem den täglichen Methanausstoss dieser Bevölkerung als klimaschädliches Gas, ein Treibhausgas wie CO2. Hinzu kommt das Methan welches aus Mooren, Torfmooren, Permafrostböden und dem Meer täglich tonnenweise aufsteigt. Diesem Phänomen kommt man auch mit Hedjefonds nicht bei. Hinzu kommt dass niemand, weder in Russland, noch China, noch Amerika die Oberflächenbrände löscht von z.B. knapp unter der Oberfläche liegenden Kohlenflöze, vom Blitz entzündet oder vom Menschen. Ergo: in wenigen Jahrzehnten wird in Grönland wieder neues Ackerland erschlossen. Daran hilft auch nicht, dass Wissenschaftler für ca. 2025 den Beginn einer neuen Eiszeit voraussagen weil die Sonne ihre Kraft "vorübergehend" reduzieren wird. https://www.focus.de/wissen/klima/klimaerwaermung/neue-eiszeit-neue-eiszeit_id_8487796.html

VEGANINFO.BLOG
7. April 2019 - 0.34

Ein bisschen nachdenken und sich informieren könnte Robert Goebbels schon, bevor er unhaltbare Dinge veröffentlicht. Nur zwei Beispiele: "Veganer predigen die Abkehr vom Fleischkonsum, da Kühe zu viel CO2 und Methan ausstoßen. Sollen die Kühe etwa alle geschlachtet werden?" – Ja, werden sie denn nicht ohnehin geschlachtet, damit wir sie essen können? Man müsste einfach die Tierzahlen reduzieren, sprich: Nicht mehr so viele neue Tiere züchten (die modernen Hochleistungsrassen sind ohnehin Qualzüchtungen, einen Gefallen tut man diesen Tieren nicht, wenn man sie ins Leben setzt). Viehzüchter produzieren gigantische Tierbestände; die Menge wildlebender Säugetiere und Vögel ist dagegen verschwindend klein. Das sieht man beispielsweise auf diesem Schaubild: https://www.facebook.com/quarks.de/photos/a.10150277013665564/10161329580405564/. Dass eine Reduktion der Tierzahlen angesichts der drohenden Klimakatastrophe absolut notwendig ist, liegt doch wohl auf der Hand. Hinsichtlich des Klimawandels stellte das Umweltprogramm der Vereinten Nationen bereits im Jahr 2010 fest: "Eine wirkliche Verringerung der Auswirkungen wäre nur mit einer grundsätzlichen, weltweiten Ernährungsumstellung möglich, weg von Tierprodukten." "Falls die Menschen Fleisch-, Milch- und andere tierische Produkte, etwa Eier oder Honig, nicht mehr nutzen dürften, wie viel zusätzliches Land müsste erschlossen werden, um die Menschheit allein mit Gemüse und Früchten zu ernähren?" – Gar keins, im Gegenteil würde das Land einsparen, da momentan riesige Flächen dafür verwendet werden, um Futtermittel für die Tiere, die für unseren Verzehr gemästet werden, anzubauen. Bevor man so etwas behauptet, hätte man wirklich mal schauen können, was es denn für Studien dazu gibt. So haben beispielsweise österreichische Forscher errechnet: Kein einziger Baum müsste mehr für Ackerflächen und Weideland gerodet werden, um die Weltbevölkerung ausreichend zu ernähren – das Rezept dafür: Wenig bis gar kein Konsum von Fleisch und Tierprodukten. "Vegane Weltbevölkerung könnte ohne weiteren Waldverlust ernährt werden", titelte daraufhin die Zeitung Der Standard: https://derstandard.at/2000035345183/Vegane-Weltbevoelkerung-koennte-ohne-weiteren-Waldverlust-ernaehrt-werden.

johngoe
6. April 2019 - 19.50

Die Erfinder werden also die Welt retten, nicht die Verhinderer : "Verhinderer" sind ja nun allzu oft die multinationalen Gesellschaften und ihre Lobbyisten, welche die guten Ideen der "Erfinder" recht schnell platt machen, bis der letzte Dollar aus dem letzten Rohstoff herausgepresst wurde. Die Aufmerksamkeit auf solche Missstände zu lenken scheint mir eines der Ziele jener engagierten Aufklärer zu sein, für die zu benennen Herr Goebbels nur ein herablassendes "andere Gretas" übrig hat.

chrëscht
6. April 2019 - 17.30

Wéi oft beim Här Goebbels ouni Angscht virun enger fermer eegener Iwwerzeegung a Meenung. Nierwt enger Partie schlauer Gedanken an Argumenter fënnt sech awer leider och ëmmer nees eng zimlech selektiv Auswiel vu sengen Argumenter, bessi Iwwerdreiwungen an och logesch a sachlech Fehler. Wéi jidderee wees a versteet, brauch d'Opzille vun engem Déier, wat mer durno iesse vill méi Kalorien (a Wasser) wéi wa mir dat Uebst, Geméis a Wees direkt selwer géingen iessen. Wéi kennt hien dann zu enger Fro wat alles bei Vegetarier méi u Fläch gebraucht gett. Um Änn weist sech och d'Stoussrichtung vu senge Gedanken. Nëmmen naischt aschränken, naischt änneren a mat bessi Chance geschitt ee Wonner durch de Fortschrëtt, deen de gréissten Deel vun deem Misère (an eisem gudde, bequeme moderne Liewen!) erm´wiglecht huet. Och seng Behaaptung, d'weltwait Bëschbestänn géingen zouhuelen gëtt esou net vun der Wëssenschaft gedeckt. http://www.bpb.de/.../globalisierung/52727/waldbestaende