Urban Living in der rue Dicks: Wie aus einem traditionellen Altbau ein modernes Stadthaus wird

Urban Living in der rue Dicks: Wie aus einem traditionellen Altbau ein modernes Stadthaus wird

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In der Escher rue Dicks 13 wird momentan trotz drückender Hitze fleißig gebaut. In dem historischen Gebäude entsteht eine Wohnanlage nach neuartigem Konzept.

Von Luc van den Bossche

Als „Herausforderung“ bezeichnet Andrea Murgia vom Bauträger Immocity und Enigma Real Estate, dem Besitzer der Immobilie, das Vorhaben. Denn das Enigma House, das hier entsteht, hat den Anspruch, die historische Bedeutung des Gebäudes zu berücksichtigen und gleichzeitig entschieden modern zu sein.

Tatsächlich blickt das Haus mit dem auffälligen lilafarbenen Anstrich auf eine lange Geschichte zurück. In den 1920er Jahren befand sich hier ein städtisches Waschhaus. 1961 entstand dann in dem Gebäude die erste öffentliche Sauna in Esch. 2006 zog hier das „New Life“-Fitnesszentrum ein.

Dieser Geschichte will der Bauherr nun sozusagen „neues Leben“ einhauchen. Man versucht, Modernität und Art déco miteinander zu verschmelzen. Sowohl von außen als auch in den fünf Wohneinheiten und der Gewerbefläche soll sich dieses Konzept bemerkbar machen. Dabei spielt die historische Bausubstanz – vor allem die Fassade und der historische Anbau – dann auch eine entscheidende Rolle. Und um diese zu bewahren, werden große Anstrengungen unternommen. So achtet man etwa nicht nur sehr genau darauf, die tragenden Wände zu erhalten, es müssen sogar noch ein paar hinzugebaut werden. Auch im Souterrain muss durch zusätzliche Mikropfeiler die Stabilität des Gebäudes gesichert werden.

Ungewöhnliches Baukonzept

„Es ist zwar nur eine kleine Baustelle von circa 900 Quadratmetern“, so Murgia weiter, „die Schwierigkeiten, die das Bauvorhaben aufwirft, sind aber enorm.“ Dementsprechend ist auch gleich eine ganze Schar an Baufirmen an dem Vorhaben beteiligt, darunter die „Entreprise de construction Erpelding“ aus Bettemburg und „Rollinger Toiture S.A.“ aus Steinsel. Alles Luxemburger Traditionsunternehmen, wie Murgia betont.

Für ihn stelle das Projekt einen Schritt in die Zukunft dar. In Luxemburg liege man immer noch weit hinter Weltstädten wie London oder Paris zurück, was die Wohnkonzepte betrifft.

Das Konzept des Enigma House etwa lautet Urban Living. Die Bewohner sollen die Stadt ihr Zuhause nennen können und eine andere Art der Mobilität im Alltag erleben. So ist zum Beispiel keine Garage geplant. Stattdessen setzt Immocity etwa auf eine Zusammenarbeit mit der Stadt Esch, um den zukünftigen Mietern Klappräder zur Verfügung zu stellen. Ganz nach dem Motto „Lebensqualität first“ soll auch auf dem Dach des Gebäudes ein Garten entstehen.

Aber nicht nur das Baukonzept ist ungewöhnlich. Unüblich ist auch, dass der Bauträger das Gebäude nach Abschluss der Arbeiten nicht weiterverkaufen will, sondern weiterhin verwalten. Um den „einzigartigen“ Charakter der Immobilie bewahren zu können. Das Bauprojekt in der Escher rue Dicks ist zwar gegenwärtig die vielleicht sichtbarste Veränderung in der Wohngegend, die einzige ist sie jedoch bei weitem nicht. Zahlreiche Häuser in der Dicks-Straße haben vor kurzem die Besitzer gewechselt.

Auch von städtischer Seite her wird viel zur Aufwertung des Viertels getan. Ganze 15 Millionen steckt die Stadt Esch in das sogenannte „ZeBriDi“-Projekt (rue Zénon Bernard, rue du Brill, rue Dicks). Bis 2022, dem Jahr also, wenn Esch Kulturhauptstadt Europas ist, will man die Stadt auf Vordermann gebracht haben.

Bei allem Optimismus sollte dabei jedoch nicht vergessen werden, dass diese Aufwertungen nicht ganz unproblematisch sind. Denn das Beispiel internationaler Großstädte zeigt auch, dass die Gentrifizierung durchaus auch ihre Schattenseiten hat. Auch das Enigma House richtet sich primär an eine etwas betuchtere, internationale Klientel. Und das in der „Arbeiterstadt“ Esch.

Jay
26. Juni 2019 - 10.18

Das Konzept heisst "Urban Living" also "in der Stadt leben". Das ist wahrhaft revolutionär, das hat noch niemand probiert. Die Mieten werden wohl ziemlich teuer sein, die Mieter werden sich kein eigenes Fahrrad leisten können, sondern die Gemeinde stellt diese zur Verfügung. Ausserdem müssen diese klappbar sein, weil sie sonst schlecht in den Wohnungen verstaubar sind. Spass beiseite, es ist doch schön dass auch einmal vorhandene Baukultur erhalten bleibt.