Unwetter in Luxemburg: Krisenzelle erwartet leichtes Hochwasser an der Sauer

Unwetter in Luxemburg: Krisenzelle erwartet leichtes Hochwasser an der Sauer

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Überschwemmte und verschlammte Straßen, entwurzelte Bäume, zusammengeschobene Autos. Die Bilder und Nachrichten, die ab Freitagmorgen nach und nach aus dem ganzen Land eintreffen, zeugen von der Gewalt der Regenmassen, die in der Nacht über dem Großherzogtum niedergegangen sind. Hier eine fortlaufende Chronologie der Ereignisse.

Von Frank Goebel, Melody Hansen, Tobias Senzig (Text) und Fabrizio Pizzolante (Fotos)

18 Uhr: Hochwassergefahr an der Sauer

Der deutsche Fluss Prüm, ein Nebenfluss der Sauer, ist durch die starken Niederschläge der letzten Stunden stark angeschwollen. Es sei ein Hochwasserpegel erreicht worden, wie er nur alle hundert Jahre vorkomme. Das berichtet die Krisenzelle der Regierung. Dadurch seien die deutschen Behörden gezwungen, den Abfluss des Stausees in Bitburg zu erhöhen. Dieses Wasser fließt wiederum in die Sauer. Für 22 Uhr wird in Steinheim und für Mitternacht in Wasserbillig der Höchststand erwartet. Das Hochwasser soll sich mit einem Pegel von fünf Metern jedoch in Grenzen halten, teilt der Kommunikationsdirektor der Krisenzelle der Luxemburger Regierung mit.

17.30 Uhr – Große Probleme auf den Straßen

Noch immer sind mehrere Straßen in Luxemburg gesperrt. Seit dem Nachmittag geht es auch auf dem Cessinger Kreuz nicht mehr voran. Dort sind beide Auffahrten von der A4 auf die A6 in Richtung Gaspericher Kreuz gesperrt. Der ACL meldet „viel Stau“, vor allem aus Richtung Luxemburg-Stadt kommend. Weitere Informationen finden Sie hier. 

15.30 Uhr: Zug entgleist auf Eifelstrecke

Die schweren Unwetter in der Nacht zu Freitag haben in Rheinland-Pfalz und dem Saarland auch Folgen für den Bahnverkehr. Auf der Eifelstrecke zwischen Gerolstein und Trier ist ein Zug bei der Ausfahrt aus dem Wilsecker Tunnel in einen Schlammwall gefahren und entgleist, sagte ein Bahnsprecher in Frankfurt. Passagiere fuhren keine mit, der Zugführer blieb unverletzt. Die Strecke sei bei Kyllburg bis auf Weiteres gesperrt. Busse ersetzten die Bahn.

15 Uhr: Hunderte von Einsätzen

Insgesamt waren mehr als 150 Personen aus der Notfallverwaltung und rund 30 Feuerwehr- und Rettungszentren sowie Taucher, Logistik-, Versorgungsteams und psychologische Unterstützung an mehr als 100 Orten im Einsatz. Das berichtet die Pressestelle der Luxemburger Regierung.

14.15 Uhr: Bettel sagt Millionenhilfen zu

Premierminister Bettel erklärt, dass den Opfern des Unwetters 30 Millionen Euro für die Schäden zur Verfügung gestellt werden. Das sei bereits vom Regierungsrat beschlossen worden.

14.09 Uhr: Kersch bezieht Stellung

Innenminister Dan Kersch lässt auf einer Pressekonferenz die Rettungseinsätze der vergangenen Nacht Revue passieren. „Um 2.15 Uhr gingen die ersten Anrufe bei der Notrufzentrale ein“, erklärt er. Kurzfristig sei entschieden worden, eine interne Krisenzelle bei der Notrufzentrale „112“ einzurichten. Um 5 Uhr morgens wurde beschlossen, eine nationale Krisenzelle zu aktivieren.

„Es gab zum Teil dramatische Situationen, bei denen es um Leben und Tod ging“, meint Kersch. Es sei aber niemand umgekommen. Die Einsätze hätten sich insbesondere aufs Müllerthal, Waldbillig, Grundhof und Consdorf konzentriert. Aber auch in anderen Landesteilen habe das Unwetter gewütet.

Der direkte Einsatz der Rettungskräfte sei vorüber, jetzt ginge es darum, den Menschen beim Aufräumen zu helfen, so Kersch. Im Müllerthal seien in der Nacht örtlich mehr als 60 Liter Regen pro Quadratmeter gefallen, am Findel wurden 54 Liter gemessen. „Laut Wetterprognosen liegt das Schlimmste hinter uns“, meint Kersch.

13.55 Uhr: CR364 wird bis zu einem Jahr gesperrt bleiben

Der CR364 von Vogelsmühle nach Berdorf wird für längere Zeit gesperrt bleiben. Das erklärt Innenminister Dan Kersch auf einer Pressekonferenz am Freitag. „Von der Straße ist nicht mehr viel übrig, es kann bis zu einem Jahr dauern.“

Berdorf ist in nächster Zeit nur noch über Consdorf zu erreichen.

Die N10 von Wasserbillig in den Norden wird mindestens bis Ende nächster Woche gesperrt bleiben.

13.15 Uhr: Einsatzkräfte auf dem Weg in den Osten 

Ein Konvoi von zahlreichen Einsatzwagen hat sich auf den Weg in den Luxemburger Osten gemacht. Die Retter hatten sich zuvor mit ihren Fahrzeugen an der Cloche d’Or getroffen. Die Wagen wurden von einer Polizeieskorte begleitet und sammeln sich in Consdorf. „Roeserbahn, Niederanven, Rümelingen, Kayl, Hesperingen, Düdelingen, Esch – insgesamt unterstützen mehr als zehn Zentren die Rettungsarbeiten im Osten“, sagt ein Sprecher der „Administration des services de secours“ gegenüber dem Tageblatt.

Die frischen Kräfte sollen die Retter entlasten, die seit Mitte der Nacht im Einsatz sind.

 

13.10 Uhr: Immer noch viele Straßensperrungen

Wegen Überschwemmungen sind immer noch viele Straßen nicht passierbar. Die Polizei meldet folgende Sperrungen:

  • Christnach – Präitler Bréck
  • Präitler Bréck – Müllerthal
  • Präitler Bréck – Blumenthal
  • Berdorf – Vogelsmühle
  • Befort – Vogelsmühle
  • Christnach – Vogelsmühle
  • Müllerthal – Christnach
  • Grundhof – Reinlander Millen
  • Lieler: Straße nach Belgien
  • Mutfort: CR132
  • Wasserbillig: N10

13 Uhr: Raubtiere brechen aus Eifel-Zoo aus

Aus dem Eifel-Zoo bei Prüm sind am Freitag mehrere gefährliche Wildtiere ausgebrochen. Es handle sich um einen Bären, zwei Tiger, zwei Löwen und einen Jaguar, sagte ein Sprecher der zuständigen Kreisverwaltung in Bitburg in der Eifel der Nachrichtenagentur AFP. Der Bär wurde demnach bereits erschossen, nach den übrigen Tieren wurde mit einem Großaufgebot gesucht. Nach Angaben des Landkreises Bitburg-Prüm zerstörten die Unwetter der vergangenen Nacht die Gehege des Eifel-Zoos.

Update: Laut Agenturen sind die Tiere mittlerweile wieder eingefangen.

12 Uhr: Straßensperrungen bei den Nachbarn

Auch die Eifel wurde von dem Unwetter nicht verschont. Die Polizeiinspektionen Bitburg und Prüm warnen vor vielen Straßensperrungen:

  • L5 zwischen Bickendorf und Seffern
  • L1 im Bereich Ortsdurchfahrt Bollendorf
  • K20 im Bereich Ortsdurchfahrt Irrel
  • A60 an der Anschlussstelle/Abfahrt Bleialf in Richtung Belgien
  • L10 im Bereich Watzerath
  • K112 zwischen Pittenbach und Brandscheid
  • L18 zwischen Watzerath und Brandscheid
  • K118  zwischen Großkampenberg und Kesfeld. Hier ist die Brücke unterspült und komplett gesperrt. Da das Brückenbauwerk stark angegriffen ist, gilt die Sperrung über das gesamte Wochenende.
  • L15 Brücke Leidenborner Mühle. Hier ist die Brücke unterspült und komplett gesperrt. Die Sperrung gilt ebenfalls über das gesamte Wochenende.

11.53 Uhr: Wirtschaftsministerium richtet Anlaufstelle für Firmen ein

Das Wirtschaftsministerium hat eine zentrale Anlaufstelle für Unternehmen eingerichtet, die Schäden durch das Unwetter erlitten haben. Firmen können sich unter der Telefonnummer 24 78 41 68 oder per E-Mail (laurent.solazzi@eco.etat.lu) an das Ministerium richten, um über sich über die Fördermaßnahmen zu informieren.

11.40 Uhr: Zweite Etappe der Tour de Luxembourg wird verkürzt

Aufgrund der Überschwemmungen im Osten des Landes muss die zweite Etappe der Skoda Tour de Luxembourg stark verkürzt werden. Der Start erfolgt nicht wie vorgesehen um 13.00 Uhr in Rosport, sondern erst um 15.00 Uhr in Junglinster vor dem Lyzeum. Weitere Informationen finden Sie hier.

10.53 Uhr: Pressekonferenz der Regierung 

Das Staatsministerium hat angekündigt, dass Premierminister Xavier Bettel und Innenminister Dan Kersch am Nachmittag eine Pressekonferenz abhalten werden, um die Öffentlichkeit über die Situation zu informieren.

10.30 Uhr: „Unwetterlage“ in Grevenmacher

Einsatzkräfte des CIS Grevenmacher-Mertert (CISGM) mussten in der Nacht zu zahlreichen Unwettereinsätzen ausrücken. Da die diensthabende Mannschaft diese nicht alle meistern konnte, wurde um 2.15 Uhr eine Unwetterlage ausgelöst, berichtet ein Sprecher des CISGM. Alle verfügbaren Einsatzkräfte wurden alarmiert.

Neben mehreren überschwemmten Kellern stand auch eine Tiefgarage unter Wasser und musste leergepumpt werden. Da die Einsätze immer noch andauern, riefen die Helfer ihre Kollegen des SIS Manternach zur Unterstützung.

Am frühen Morgen trat zudem eine unbekannte Flüssigkeit am Grundhof in die Sauer. Sie soll nun an der Sauermündung abgefangen werden. Dabei helfen auch Einsatzkräfte aus Deutschland.

9.35 Uhr: Trinkwasser nur gut durchgekocht nutzen!

Die „Administration des services de secours“ äußert sich zur Trinkwasserfrage:

„In der Gemeinde Waldbillig und in der Ortschaft Bech kann Leitungswasser ohne Einschränkung für den menschlichen Verzehr verwendet werden, nachdem es mindestens zehn Minuten lang gekocht worden ist.

In den Gemeinden Berdorf und Beaufort wird empfohlen, die Verwendung von Wasser auf das absolute Minimum zu beschränken. Leitungswasser kann jedoch für den menschlichen Verzehr verwendet werden, nachdem es mindestens zehn Minuten lang gekocht worden ist.

Im Ortsteil Dillingen wird ebenfalls empfohlen, die Verwendung von Wasser aufs absolute Minimum zu beschränken.

In der Ortschaft Closberg wird die Wasserversorgung unterbrochen.

Sobald die Wasserqualität auf Grundlage der Ergebnisse der zusätzlichen Analysen wiederhergestellt wird, wird die Bevölkerung von den zuständigen Behörden unterrichtet.“

9.14 Uhr: Bettel im Müllerthal – Regierung beruft Krisenstab ein

Angesichts der Zustände ist der „Krisenstab des Amtes des Hohen Kommissars für Landesschutz“ aktiviert worden. Das teilt die Regierung mit.

„Im Auftrag der Regierung initiiert, koordiniert und gewährleistet sie die Umsetzung aller Maßnahmen zur Bewältigung der Krise und ihrer Auswirkungen bzw. zur Förderung einer Rückkehr zur Normalität“, heißt es in einer Mitteilung. Der Krisenstab bereite die notwendigen Entscheidungen vor und lege sie der Regierung zur Genehmigung vor.

Auch Premierminister Xavier Bettel habe sich inzwischen selbst ein Bild über die Lage in den betroffenen Gebieten gemacht, heißt es weiter.

Außerdem werde der Regierungsrat am Vormittag über Direktbeihilfen entscheiden.

9.07 Uhr: Jetzt soll Luxemburgs Armee helfen

In Echternach hat sich die Lage am Morgen offenbar entspannt. „Es sind einzelne Häuser betroffen, wo das Wasser den Berg heruntergekommen ist“, sagt ein Mitarbeiter des CIS Echternach. Die Überflutung im Ortszentrum sei so entstanden, dass verschiedene Bäche durch den Regen vollgelaufen sind und das Wasser nach oben gedrückt wurde. An einigen Orten habe es Hangrutsche gegeben, von Verletzten rund um Echternach sei nichts bekannt.

9 Uhr: Im Müllerthal mussten Taucher Menschen in Sicherheit bringen

Besonders heftig hat es auch die Region Müllerthal getroffen. „Hier brauchten viele Menschen Hilfe, weil sie vom Wasser eingeschlossen waren“, resümiert ein Sprecher der „Administration des services de secours“ gegenüber dem Tageblatt die Einsätze der Nacht.

In 18 Fällen mussten „Froschmänner“ der Rettungstauchereinheit entsprechend aktiv werden. „Nachts vor halb drei hatten wir die meisten Einsätze“, meint der Sprecher. Insgesamt habe man in der Region Müllerthal bis 8 Uhr bereits 100 Einsätze durch rund 100 Kräfte gezählt.

7 Uhr: Viele Warnungen auch für die Straßen

Der Luxemburger Automobilclub ACL gibt den ganzen Morgen über eine Vielzahl von Warnungen heraus.

So führt der starke Regen vielerorts zur Gefahr von Aquaplaning.

  • Auf den Autobahnen ist die Höchstgeschwindigkeit auf 110 km/h begrenzt.
  • Die größten Probleme durch überschwemmte Straßen meldet der ACL aus dem Raum Müllerthal/Waldbillig/Grundhof. Dieser Bereich sollte am besten ganz vermieden werden.
  • Wasser steht auch in Schengen bei der Auffahrt auf die A13 Richtung Petingen sowie auf der A13 im Bereich des Tunnels Mondorf.
  • Die N10 ist zwischen Wasserbillig und Moersdorf gesperrt.
  • Der CR185 ist zwischen Sandweiler und Neuhäusgen gesperrt.
  • Zwischen Befort und Dillingen ist ein Baum auf die Straße gestürzt.

6 Uhr

Philippe Ernzer von Météo Boulaide erklärt gegenüber dem Tageblatt am Freitagmorgen: „Vor allem der Osten hat etwas abbekommen.“ Besonders schwer hat das Unwetter offenbar in Ernzen, Christnach und Kranzdorf getobt. Aus Fels und Echternach berichten Menschen über die soziale Medien von Überschwemmungen.

„Es kamen bis zu 90 Liter in der Stunde herunter“, sagt Ernzer. „Lokal war sogar noch mehr möglich.“ Das schwere Gewitter hatte sich laut Ernzer für längere Zeit über Luxemburg „festgefressen“. Da das Unwetter ein eigenes, lokales Tiefdruckgebiet bildete, wurden Gewitter und Regenschauer immer wieder nach Luxemburg transportiert. Erst am Morgen zog die Gewitterzelle schließlich Richtung Norden weiter. Ernzer erwartet für den Freitag weitere Regenfälle. Diese sollen jedoch nicht so heftig ausfallen.

3.45 Uhr

Der staatliche Wetterdienst Meteolux ruft roten Alarm aus – und warnt vor „sintflutartigen Regenfällen“.

4.57 Uhr: Tödlicher Unfall in Morbach (D)

Im deutschen Morbach kommt es am frühen Morgen zu einer heftigen Frontalkollision, die eine Frau das Leben kostet und vier Menschen verletzt. Die Polizei vermutet hier Aquaplaning als Ursache.

 

 

 

Jacques Zeyen
1. Juni 2018 - 18.09

Die Wetterextreme nehmen zu. Der Klimawandel ist ein Fakt und kein Gerücht. Wenn ein Land wie Luxemburg mit seinen 2500Km2 jährlich eine beachtliche Fläche zubetoniert und verbaut,Regenwasser in riesigen Kanalrohren in Minuten ableitet wo es früher vielleicht Stunden brauchte,verdichtete Ackerböden die kein Wasser mehr aufnehmen können,dann ist die Rechnung schnell gemacht. Wasser kann man nicht aufhalten,schon gar nicht wenn es mit Schlamm vermischt ist und große Geschwindigkeiten erreicht. Täler und Engen sind dann am meisten betroffen. Es wird wieder passieren,also bitte bei Unwetter Campingplätze an idyllischen Bachläufen in engen Tälern räumen. In den Alpen gab es schon Tote bei ähnlichen geographischen Bedingungen. Die Wassermassen kommen so schnell,da kriegt man noch nicht einmal die Zeit den Reißverschluss seines Zeltes zu öffnen.

Serge W.
1. Juni 2018 - 18.05

soot dat mol eise Politiker ! A manner wéi 100 Joer as alles am A. . . . . .

Camille Muller
1. Juni 2018 - 14.52

zënter Joere gëtt gewarnt dass eis de Natur- a Klimaschutz méi bëlleg gëtt wéi d’Reperaturkäschten. Dat hei ass just den Ufang. Wéi gesäit et zudem an der Landwirtschaft aus? Dass mer eis awer net änner wäerte bewesst déi rezent populistesch Diskussiounen ëm eng Steewollfabrik

Jean Henry
1. Juni 2018 - 12.06

Elo verstinn ech endlech firwat esou vill Leit stänneg mat engem SUV duerch d'Géigend fueren, zeguer fir an de Biobuttek. Et weess ee jo ni.

roger wohlfart
1. Juni 2018 - 10.19

Unwetter gab es schon immer. Ihre Heftigkeit aber nimmt zu. Wenn man dann alles zubetonniert , grosse Flächen zubaut, in der Landwirtschaft Monokultur betreibt und Wälder abholzt, muss man sich nicht wundern, dass es zu solchen Katastrophen kommt. Hauptsache der Wirtschaftswachstum steigt und steigt und in absehbarer Zukunft zählt unser Land 1 Mio. Einwohner. Nur weiter so!