Unfreie Kunst – Zu Besuch im schicken Hochsicherheitstrakt namens „Freeport“

Unfreie Kunst – Zu Besuch im schicken Hochsicherheitstrakt namens „Freeport“

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Strahlender Sonnenschein. Zugekniffene Augen. Reduziertes Sichtfeld. Und doch bleibt der Blick an der Außenwand des Gebäudes haften. Er verfängt sich förmlich im Stacheldraht, der auf der Mauer thront.

Irgendwo hat man dieses Material doch schon mal gesehen oder? Ach ja, genau: beim Militär. Oder in den Nachrichten. Wenn gezeigt wird, wie schlimm sich Menschen auf der Flucht verletzen können, wenn sie versuchen, diese rasierklingenscharfe („Schutz“-)Vorrichtung zu überwinden. Weiter geht’s. Am Eingang stehen ganz schön viele Menschen. In Reih und Glied. Allesamt halten sie ein Ausweis-Dokument in Händen. Müssen transparent sein. Spuren hinterlassen. Sonst dürfen sie nicht rein.

Aus dem Nichts erklingt eine blecherne Stimme. Da sitzt wohl irgendwo ein Mensch, der genau sieht, was man tut. Man selbst weiß aber nichts über ihn. Die schwere Tür öffnet sich. Ein Flur. Die Tür zum nächsten Raum geht erst auf, nachdem sich die vorherige geschlossen hat. Was folgt, ist ein Band. Darauf kleine Kisten. Ein Scanner. Nochmals zieht man blank. Legt einen Teil von sich ab. Damit kontrolliert werden kann, ob man eine Gefahr darstellt. Ob man vielleicht etwas mit hineinbringt, das nicht dorthin gehört. Kein Alarm ertönt. Entwarnung.

Eine weitere Tür. Eine Treppe. Endlich lassen sich erste Blicke auf die Insassen, die man besuchen möchte, erhaschen. Ganz allein mit den Gefangenen ist man nie. Jede einzelne dunkle Zelle wird von mindestens einem Sicherheitsmann bewacht. Es wird sehr darauf geachtet, dass man den Eingesperrten nicht zu nahe kommt. Nonverbale Kommunikation ist die einzige Alternative. Die meisten dürfen einem ohnehin nicht verraten, wer sie eingebuchtet hat und vor allem warum.

Den lautlosen Takt gibt das regelmäßig aufflackernde Licht an, neben dem das Wort „Evakuierung“ prangt. Aber hier im Hochsicherheitstrakt bleibt es ruhig. Alles unter Kontrolle. Etwas unverhofft kommt einem eine Abwandlung des Titels der Netflix-Knast-Serie „Orange Is the New Black“ in den Sinn. Nur dass es hier eben heißen könnte: „Eingesperrt“ ist das neue „frei“.