Türkei kauft Raketenabwehrsystem in Russland

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Deutsche Rüstungsexporte in die Türkei liegen nach Angaben der Bundesregierung wegen der Krise mit Ankara weitgehend auf Eis. Der Nato-Partner geht woanders auf große Einkaufstour: In Moskau.

Die Türkei kauft Russlands modernstes Raketenabwehrsystem vom Typ S-400 und heizt damit Sorgen in der NATO über eine Orientierung des Bündnispartners Richtung Moskau an. Kremlberater Wladimir Koschin sagte der Agentur Tass am Dienstag: „Der Vertrag ist unterzeichnet, seine Umsetzung wird vorbereitet.“ Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan sagte Journalisten auf seinem Rückflug aus Kasachstan nach Angaben der Zeitung Hürriyet ebenfalls, der Vertrag sei unterschrieben. Die Türkei habe nach seinem Kenntnisstand bereits eine Anzahlung geleistet.

Während Ankara in Moskau einkauft, liegen Rüstungsexporte aus Deutschland in die Türkei dagegen nach Angaben von Bundesaußenminister Sigmar Gabriel (SPD) weitgehend auf Eis. Grund ist der eskalierende Streit mit Ankara. „Die großen Anträge, die die Türkei derzeit an uns stellt – und das sind wirklich nicht wenige – haben wir alle ‚on hold‘ gestellt“, sagte Gabriel am Montagabend bei einer Handelsblatt-Veranstaltung in Berlin.

Besorgnis aus den USA

Irritationen dürfte der türkische Kauf der S-400 allerdings nicht nur in Berlin und bei der NATO in Brüssel hervorrufen, sondern auch in Washington. Bereits im Juli hatte US-Armeechef Joseph Dunford gesagt, ein Kauf durch die Türkei „wäre eine Sorge“. Bei einer Anhörung des Ausschusses für Auswärtige Beziehungen des US-Senats in Washington in der vergangenen Woche hatten sich sowohl Republikaner als auch Demokraten besorgt gezeigt. Senator Ben Cardin hatte gesagt, das Geschäft könnte einen Verstoß gegen Russland-Sanktionen darstellen.

Bei der Senatsanhörung hatte Steven Cook, ein Experte der Denkfabrik Council on Foreign Relations, eine Neubewertung der US-Beziehungen mit der Türkei gefordert, sollte Ankara das russische Raketenabwehrsystem kaufen. „Wir sollten es nicht nur privat, sondern öffentlich überaus deutlich machen, dass es Folgen für sie hat, wenn sie bei den S-400 voranschreiten.“ Die Türkei ist seit 1952 NATO-Mitglied – drei Jahre länger als die Bundesrepublik.

„Triumph“ statt „Patriot“

Erdogan entfremdet sich vom Westen und hat schon vor einiger Zeit angekündigt, die Türkei könnte sich künftig stärker an Russland orientieren. Die für militärtechnische Zusammenarbeit zuständige russische Behörde FSWTS bestätigte am Dienstag die Unterzeichnung des Vertrages – und betonte zugleich, dass der Verkauf der S-400 den geopolitischen Interessen Moskaus entspreche.

Russland nutzt das mobile S-400-Raketensystem unter anderem zur Sicherung der Grenzen und zum Schutz der Truppen auf einem Luftwaffenstützpunkt in Syrien. Für die russische Rüstungsindustrie ist das System S-400 „Triumph“ ein wichtiges Export-Produkt – das bislang allerdings kein NATO-Staat einsetzt. Für die NATO hat derzeit Spanien ein US-Raketenabwehrsystem vom Typ Patriot in der Türkei stationiert, das mögliche Angriffe aus dem Bürgerkriegsland Syrien abwehren soll.

Jos. Reinard
12. September 2017 - 19.29

Dass jetzt Spanien ein US-Raketenabwehrsystem vom Typ Patriot in der Türkei stationiert hat ist mir neu, da waren doch auch deutsche Patriots in's Kurdengebiet ausgeliehen worden ? Weshalb überhaupt , ah ja, weil bei der IS Bekämpfung syrische Raketen irrtümlich zu weit und somit die Türkei getroffen hätten. Ein großes Lob an Deutschland was nun seine Rüstungsexporte trotz großer Nachfrage aus und nach Ankara eingestellt hat. Ah, ja Wahlen. Daß jetzt ein Experte des " Council on Foreign Relations" eine Neubewertung der US-Beziehungen zur Türkei fordert ist verständlich. Da schwimmen jemanden die Felle weg. Und daß der türkischen Präsident nach dem ungewollten Abschuss eines russischen Militärjets jetzt bei den Russen was gut zu machen hat ist doch in Ordnung, oder? Hauptsache die Waffenindustrie kann weiter schwarze Zahlen verbuchen, und ob jetzt hier die Russen oder erst letzte Woche in Südkorea die Amerikaner liefern ist doch egal oder? Ob nun die Raketenabwehrsysteme Patriot oder Triumph heissen, sie dienen ja nur der Abwehr, also eher harmlos, oder? Nur der Satz " Russland nutz das gleiche mobile System unter anderem zur Sicherung der Grenzen und zum Schutz der Truppen auf einem Luftwaffenstützpunkt in Syrien. Aber das war doch bei dem 59 Marschflugkörper Angriff der USA absichtlich ausgeschaltet gewesen, oder ? Was will uns diese DPA Nachricht glauben tun ? freundlichst