Trotz Teilverbot nutzen Zahnärzte in Luxemburg weiterhin Amalgam

Trotz Teilverbot nutzen Zahnärzte in Luxemburg weiterhin Amalgam

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Quecksilber ist einer der giftigsten Stoffe überhaupt. Aus gutem Grund ist es längst aus Thermometern verbannt; das Metall wirkt toxisch auf Zellen und Nerven, schädigt Hormonsystem und Verdauungstrakt und kann Föten nachhaltig schädigen. Dennoch bestehen Amalgam-Füllungen, wie sie lange von jedem Zahnarzt als Füllstoff für die Löcher in den Zähnen benutzt wurden, etwa zur Hälfte aus dem Stoff.

In Schweden, Norwegen und Japan sind die Amalgam-Füllungen inzwischen verboten. Dennoch beharren einige Zahnmediziner auf dem Einsatz dieser Plomben. Sie seien haltbarer als die Alternativen und das Quecksilber sei so stark mit den weiteren Metallen der Mischung, Silber, Zinn und Kupfer, verbunden, dass kein Quecksilber freigesetzt werde. Wenn doch, dann seien die Mengen geringer als etwa beim Verzehr von Thunfisch, so ein Zahnarzt dieser Tage zu einem Journalistenkollegen.

Jean Huss, Mitbegründer der Vereinigung „Akut“, einer Aktionsgruppe für Umwelttoxikologie, und Vizepräsident der Patientenvertretung, sieht dies ganz anders, und das schon lange: Seit den 90ern kämpft der ehemalige Abgeordnete der Grünen und Autodidakt mit weitreichenden medizinischen und umweltmedizinischen Kenntnissen mit der asbl. „Akut“ für ein Verbot der Füllungen.

Vielfache Beschwerden

Huss selbst hatte elf solcher Plomben im Gebiss und führt starke Konzentrationsschwächen, Unwohlsein und weitere gesundheitliche Beeinträchtigungen auf den Stoff zurück. „Ich konnte im Parlament keine Rede halten, ohne sie vom Blatt abzulesen“, erzählt Huss. Nachdem er alle Amalgam-Füllungen mit den notwendigen fachlichen Schutzmaßnahmen entfernen ließ, half das erst mal nicht.

Erst nach einer Entgiftung kam die Besserung: Mit dem ausgeschiedenen Quecksilber verschwanden auch die Beschwerden. Und das Argument mit den großen Raubfischen, wie Thunfischen, lässt er nicht gelten. Erstens muss niemand Unmengen an Thunfisch essen und zweitens sei das Quecksilber organisch gebunden, verdampfe also nicht und gelange nicht permanent mit dem Speichel in den Körper.

Bei Kindern und Schwangeren verboten

Dutzende wissenschaftliche Bücher und Studien über Schwermetalle und ihre Wirkungen hat Huss beim Gespräch bereitliegen; er scheint auf alle Argumente vorbereitet, auf alle Fragen eine Antwort zu haben. Jeder, der Amalgam-Füllungen im Mund hat, sollte sich diese entfernen lassen, so der Aktivist weiter, aber man soll sich hierzu viel Zeit lassen, sich informieren und zu einem Experten gehen. Huss plädiert für ein sofortiges Verbot des Mischmaterials. Es gäbe gute Alternativen; die Gesundheitskasse sollte ihre Tarifpolitik entsprechend ausrichten.

Mit dieser Meinung stehen er, „Akut“ und die Patientenvertretung nicht allein da. Auch die EU distanziert sich von Amalgam. So ist der Einsatz seit dem 1. Juli dieses Jahres bei Schwangeren und bei Kindern bis zum Alter von 15 Jahren verboten. Eine Kommission im Gesundheitsministerium soll Vorschläge ausarbeiten, wie der Quecksilbereinsatz weiter reduziert werden kann. Huss ist ebenfalls in der Kommission und stößt mit seiner Forderung nach einem kompletten Verbot auch dort auf Gegenwehr von Zahnärzten.

Eine Umweltklinik in absehbarer Zeit

Umweltgifte und die Belastungen, denen die Menschen durch Chemie, aber auch durch elektrische Wellen, Lärm usw. ausgesetzt sind, sind seiner Überzeugung nach für 80 bis 90 Prozent aller Krankheiten verantwortlich. Entsprechend engagiert plädiert er seit Jahren für eine Umweltklinik; eine von schädlichen Einflüssen abgeschottete Spezialeinheit mit spezialisierten Umweltmedizinern, die jenen Patienten helfen könnten, die besonders heftig auf äußere Belastungen reagieren. Wiederholt stand ein solches Projekt in Regierungserklärungen, bislang wurde allerdings nichts daraus.

Jetzt sind aber gleich zwei Häuser an einem solchen Projekt interessiert; das CHEM („Centre hospitalier Emile Mayrisch“) und die Schuman-Gruppe. Demnach ist in diesem Dossier von Huss leichter Optimismus angesagt.

den Optimist
5. Juli 2019 - 14.06

Herr Huss hat recht. Lieber keine Zähne mehr im Mund als mit Amalgam gefüllte.

Jacques Zeyen
4. Juli 2019 - 20.25

Ich persönlich habe den Mund voll Amalgam.Seit dem zarten Alter von 14 Jahren wurde ich vom Zahnarzt wieder auf Vordermann gebracht.Mangels schlechter Zahnhygiene waren meine "Beisserchen" etwas in Unordnung geraten. Heute bin ich 64 und fühle mich sauwohl. Also keine Panik Leute. Zucker ist auch gesünder als Aspartam.

Nomi
4. Juli 2019 - 14.41

Amalgam : (Ironie) Am Mond keen Problem, mee wann se rausgeholl ginn ass et SpezialMuell, vun der allerschlemmster Zort !

Zahlen
4. Juli 2019 - 14.40

Die meisten Zahnärzte bilden sich nicht fort, wie ich von mehreren von ihnen gehört habe. Die machen einfach jeden Tag dasselbe, wie ein Staatsbeamter. Fragen Sie ihren Zahnarzt und wenn ja, suchen Sie sich einen neuen.