Nach Anschlag in Straßburg: Attentäter war in Luxemburg kriminell aktiv

Nach Anschlag in Straßburg: Attentäter war in Luxemburg kriminell aktiv

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Frankreich ist erneut von einem schweren Terroranschlag erschüttert worden. Der Täter Chérif C. hat dabei zwei Menschen getötet und mindestens 12 Menschen verletzt. Eine weitere Person ist hirntot. Der Attentäter war, laut Aussagen von Premierminister Xavier Bettel, auch in Luxemburg kriminell tätig.

„Der Terrorismus hat erneut unser Gebiet getroffen.“

Pariser Chefermittler Rémi Heitz

Frankreich ist erneut von einem schweren Terroranschlag erschüttert worden. Bei dem tödlichen Terroranschlag in Straßburg sind entgegen voriger Informationen zwei Menschen getötet worden, eine dritte Person ist hirntot. Das gab der Pariser Chefermittler Rémy Heitz am Mittwochmittag bekannt. Es seien mindestens 12 Menschen verletzt, davon sechs schwer, wie der Chefermittler am Mittwoch mitteilte. Dem Luxemburger Außenministerium liegen am Mittwochmorgen keine Informationen vor, dass Luxemburger unter den Opfern sind.

Die Ermittler gehen bei dem tödlichen Anschlag in Straßburg von einem terroristischen Hintergrund aus. Zeugen des Straßburger Anschlags haben den Angreifer „Allahu Akbar“ (Allah ist groß) rufen hören, sagte der Pariser Antiterror-Staatsanwalt Rémi Heitz am Mittwoch in Straßburg. Der gesuchte Terrorverdächtige ist 29 Jahre alt und stammt aus Straßburg. Der Mann heiße Chérif C. und soll sich in Haft radikalisiert haben, so der Chefermittler weiter.

Wie Premierminister Xavier Bettel im Parlament auf eine dringende Anfrage von Leon Gloden und Gilles Roth zugibt, sei der Attentäter auch in Luxemburg gewesen. DNA-Spuren, die nach einem Einbruch in Luxemburg sichergestellt werden konnten, wurden nun Chérif C. zugeordnet. Trotzdem gäbe es keine akute Terrorgefahr für das Großherzogtum nach dem Angriff in Straßburg. Die Alarmstufe bleibe deswegen auf Level 2 von maximal 4. Allerdings werde die Polizei in Luxemburg verstärkte Präsenz zeigen.

Chérif C. schoss am Dienstagabend mitten in der weihnachtlich geschmückten Innenstadt um sich. Er habe eine Handfeuerwaffe und ein Messer dabeigehabt. „Auf seinem Weg hat er mehrfach das Feuer mit einer Handfeuerwaffe eröffnet und ein Messer benutzt, mit dem er Menschen getötet und schwer verletzt hat“, sagte Heitz. Anschließend flüchtete er, lieferte sich aber noch zwei Schusswechsel mit Sicherheitskräften. Am Mittwochmittag war er noch nicht gefasst.

Nach offiziellen Angaben sind mittlerweile fünf Personen in Gewahrsam genommen worden. Der mutmaßliche Täter sei jedoch weiterhin flüchtig, erklärte Innenstaatssekretär Laurent Nunez am Mittwochmorgen im Sender France-Inter. Möglicherweise habe er sich nach Deutschland abgesetzt.

Berichte über einen Polizeieinsatz im Straßburger Münster dementierte Nunez. Die Fahndung nach dem Angreifer dauere an. Bürgermeister Roland Ries sagte im Fernsehsender BFM, der Täter sei in die um den Weihnachtsmarkt angelegte Sicherheitszone gelangt und habe von dort das Feuer eröffnet.

Frankreichs Regierung ließ nach dem Anschlag die höchste nationale Sicherheitswarnstufe ausrufen. Das bedeute verstärkte Kontrollen an den Grenzen des Landes, erläuterte Castaner. Auch Weihnachtsmärkte würden stärker kontrolliert.

Der mutmaßliche Attentäter hatte wegen schweren Diebstahls von Anfang 2016 bis Februar 2017 bereits in Deutschland eine Haftstrafe verbüßt – zuerst in Konstanz. Nach Informationen des Tagesspiegels wurde er später in die Justizvollzugsanstalt Freiburg verlegt. Im Februar 2017 wurde er nach Frankreich abgeschoben. Er wurde nach Medienberichten schon vor dem Attentat auch wegen eines versuchten Tötungsdeliktes gesucht. Bereits am Dienstagmorgen wollten ihn Einsatzkräfte deswegen verhaften – trafen ihn zu Hause jedoch nicht an, wie der Staatssekretär im Innenministerium, Laurent Nuñez, erklärte. Bei dieser Aktion seien fünf Menschen festgenommen worden, die aber nichts mit dem anschließenden Anschlag zu tun gehabt hätten.

Tourist als Thailand stirbt nach Schuss in den Kopf

Unter den beim Attentat Getöteten ist ein 45 Jahre alter Tourist aus Thailand, wie das Außenministerium in Bangkok bestätigte. Er sei zusammen mit seiner Frau zu einem Urlaub in Frankreich gewesen. Das Paar war erst wenige Stunden zuvor eingetroffen. Die Frau blieb dem Ministerium zufolge unverletzt. Nach Medienberichten starb der Thailänder durch einen Schuss in den Kopf. Ein italienischer Journalist liegt im Koma, sagte der Vater seiner Partnerin in italienischen Medien. Er könne nicht operiert werden, weil ein Projektil in der Nähe des Schädels und der Wirbelsäule stecke.

Der Verdächtige hatte nach Angaben der Präfektur gegen 20 Uhr nahe dem Weihnachtsmarkt der Elsass-Metropole das Feuer eröffnet. Innenminister Castaner beschrieb den genauen Tatort nicht näher und sagte lediglich, der Täter habe an drei verschiedenen Orten in der Stadt „Terror“ verbreitet. Zwischen 20 und 21 Uhr habe er sich zweimal einen Schusswechsel mit Sicherheitskräften im Patrouilleneinsatz geliefert.

Täter ist wahrscheinlich verletzt

Die Nachrichtenagentur AFP meldete unter Berufung auf die Polizei, der vermutlich radikalisierte Mann sei vor seiner Flucht von Soldaten verletzt worden. Laut dem Sender France Info entkam er mit einem Taxi, das er gestohlen hatte.

Weite Teile der Straßburger Innenstadt wurden von Dienstagabend an über Stunden abgeriegelt. Menschen wurden dazu aufgerufen, die Innenstadt in Richtung Norden zu verlassen und nicht in Richtung des südöstlich gelegenen Stadtteils Neudorf zu gehen. Dort war nach dem flüchtigen Tatverdächtigen gefahndet worden. Die Polizei rief die Bürger dazu auf, Ruhe zu bewahren und den Anweisungen der Sicherheitskräfte zu folgen.

Die Regierung habe zusätzliche Kräfte mobilisiert, die auf dem Weg nach Straßburg seien, sagte Castaner. 350 Einsatzkräfte und mehrere Hubschrauber seien an der Fahndung beteiligt. Castaner selbst traf in der Nacht in Straßburg ein.

Der mutmaßliche Täter hätte einem Medienbericht zufolge eigentlich schon am Dienstagmorgen verhaftet werden sollen. Wie France Info unter Berufung auf Polizeiquellen berichtete, war er jedoch nicht zu Hause. Demnach wird dem 29-Jährigen versuchter Mord vorgeworfen. Bei der Durchsuchung seiner Wohnung Stunden vor den Schüssen sollen Granaten gefunden worden sein, wie France Info und die Zeitung Le Parisien berichteten.

Krisensitzung in Paris

Frankreichs Staatspräsident Emmanuel Macron berief in Paris eine Krisensitzung ein. Er beriet sich am frühen Mittwochmorgen unter anderen mit Premierminister Édouard Philippe und Verteidigungsministerin Florence Parly. „Solidarität der gesamten Nation für Straßburg, unsere Opfer und ihre Familien“, schrieb Macron auf Twitter.


Frankreich ist in den vergangenen Jahren immer wieder Ziel von islamistisch motivierten Terroranschlägen geworden, die fast 250 Menschen das Leben kosteten. Auch diesmal übernahmen wieder Anti-Terror-Spezialisten der Pariser Staatsanwaltschaft die Ermittlungen. Die Untersuchung wurde unter anderem dem Inlandsgeheimdienst DGSI übergeben, wie Justizkreise der Deutschen Presse-Agentur in Paris bestätigten.

Der Weihnachtsmarkt in Straßburg bleibt am Mittwoch geschlossen. Auch die kulturellen Einrichtungen der Stadt öffnen nicht, wie es in einer Mitteilung der Stadt hieß. Der Unterricht sollte am Mittwoch an Grundschulen und Vorschulen ausgesetzt werden. Eltern wurde geraten, ihre Kinder zu Hause zu lassen, wie die Präfektur mitteilte. An weiterführenden Schulen und Hochschulen sollte der Unterricht stattfinden.

Europaparlament wurde abgeriegelt

Auch das Europaparlament in Straßburg wurde zwischenzeitlich abgeriegelt. Über Stunden hinweg durfte niemand das Gebäude verlassen, Mitarbeiter wurden per Handy-Kurznachricht und Mail gewarnt. Erst am frühen Mittwochmorgen durften Abgeordnete und Mitarbeiter sich auf den Heimweg machen.

„Meine Gedanken sind bei den Opfern der Schießerei in Straßburg, die ich mit großer Entschiedenheit verurteile“, schrieb EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker auf Twitter. Straßburg sei eine symbolische Stadt für den Frieden und die europäische Demokratie. „Werte, die wir immer verteidigen werden.“ Die EU-Kommission stehe an der Seite Frankreichs.

Der deutsche Regierungssprecher Steffen Seibert äußerte sich auf Twitter „erschüttert über die schreckliche Nachricht“ aus Straßburg. „Welches Motiv auch immer hinter den Schüssen steckt: Wir trauern um die Getöteten und sind mit unseren Gedanken und Wünschen bei den Verletzten. Hoffentlich gerät niemand mehr in Gefahr.“

Am deutsch-französischen Grenzübergang kontrollierte die Polizei am Abend Autos, die von Deutschland nach Frankreich fuhren, wie eine dpa-Reporterin berichtete. „Wir verstärken (…) aktuell die Kontrollen an der deutsch-französischen Grenze in diesem Bereich“, teilte die Bundespolizei Baden-Württemberg auf Twitter mit. Später twitterte sie, dass der Verkehr einer grenzüberschreitenden Straßenbahn eingestellt worden sei. „Sofern möglich, vermeiden Sie bitte aktuell den Grenzübertritt im Bereich Kehl“, hieß es weiter.

Zusammen mit dem Weihnachtsmarkt in Dresden zählt der Straßburger Weihnachtsmarkt zu den ältesten Europas. Der „Christkindelsmärik“ wurde 1570 erstmals erwähnt. Er sollte schon einmal Ziel eines Attentats sein: Im Jahr 2000 wurde ein geplanter Sprengstoffanschlag einer algerischen Gruppe rechtzeitig verhindert.

red/dpa/afp/ap

KTG
12. Dezember 2018 - 17.14

"Epikur" müsste dringend seinen zweiten Satz erklären. Sehr dringend.

Nomi
12. Dezember 2018 - 16.22

Kennten mer net all di Relio'unen an all di relio'unsfanatiker vun welchem Bord och emmer, an de Greff krei'en andeems mer an den Scho'ulen den DARWIN an d'Evolutio'un behandelen. Dann kennten d'Menschen och niewenlaanscht nach lei'eren besser mat hirer Gesondheet emzego'en !

Realist
12. Dezember 2018 - 16.12

Islamistische Anschläge liefern niemandem Argumente, sondern kosten Menschenleben.

Realist
12. Dezember 2018 - 16.09

Wenn von diesen 26.000 auch nur ein Prozent (!) sich zu einer konzertierten Aktion absprechen würde, wäre Frankreich am Ende.

GuyT
12. Dezember 2018 - 15.20

"Moslems noch mehr provozieren"?

Mephisto
12. Dezember 2018 - 15.11

Der Mann wurde in Strasbourg geboren; er wurde also nicht in die EU reingelassen. Natürlich wünscht jeder normale Mensch diese Verbrecher dahin wo der Pfeffer wächst aber so einfach ist es nicht. Allein in Frankreich gibt es 26.000 gelistete welche beobachtet werden.

Jang
12. Dezember 2018 - 10.22

Wenn solch radikalisierte Leute den Behörden bekannt sind, sollte man nicht lange zusehen,sofort ausweisen oder gar nicht in die EU reinlassen, diese Sicherheitsprobleme werden niemals richtig gelöst werden, politisches Gelaaber sollte endlich aufhören.

Epikur
12. Dezember 2018 - 9.00

Islamistische Terroranschläge liefern den Rechtsradikalen Argumente, den katholischen Machtapparat zu unterstützen. Das wurde aber nur unsere offene Gesellschaft zerstören, die sich von chrislichen Fabeln distanziert hat und die Moslems noch mehr provozieren. Islamisten und Rechtsradikale unterstützen sich so gegenseitig.