Streit in Ettelbrück: Pfarrer zahlt nur 400 Euro Miete für 220 Quadratmeter

Streit in Ettelbrück: Pfarrer zahlt nur 400 Euro Miete für 220 Quadratmeter
Das Pfarrhaus von Ettelbrück: 400 Euro monatlich muss der Pfarrer für 220 Quadratmeter Wohnfläche monatlich zahlen

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„Les Luxembourgeois sont égaux devant la loi“. Um diesen einfachen Satz aus dem Artikel 10 unserer Verfassung ging es bei dem politischen Schlagaustausch im Ettelbrücker Gemeinderat. Ursache des Streits ist die niedrige Miete für das Pfarrhaus im Vergleich zu anderen Wohnungen der Gemeinde.

Text und Foto: Olivier Halmes

Für Abbes Jacoby („déi gréng“) ist die Sache klar: In Ettelbrück misst der CSV-LSAP Schöffenrat mit zweierlei Maß in diesen Dingen. Für das Pfarrhaus werden nur 400 Euro monatlich für 220 Quadratmeter Wohnfläche nebst einer Garage verrechnet. Im Vergleich zu anderen Wohnobjekten, die die Gemeinde verpachten, sei dies eine auffallend günstige Miete für den Pfarrer. Schon im Mai dieses Jahres hatte es deswegen in einer Ratssitzung heftig geknallt.

CSV-Bürgermeister Jean-Paul Schaaf sagte damals, die niedrige Miete sei vollkommen in Ordnung. Man habe sich dabei an der Höhe bei den übrigen Dienstwohnungen der Gemeinde orientiert. Schaaf führte als Begründung die Arbeit an, welcher der Pfarrer zum Nutzen der Allgemeinheit leiste. Das Pfarrhaus in der Rue Abbé Muller diene neben Wohnzwecken auch dem Beistand von Menschen, welche geistliche Hilfe benötigen.

Für die Grünen hingegen ist der geforderte Betrag viel zu niedrig angesetzt. Marthy Thull und Abbes Jacoby machten seinerzeit den Gegenvorschlag, monatlich 1.600 Euro Miete zu verlangen. Damit läge man noch immer unter dem, was die Gemeinde als Quadratmeterpreis ansonsten berechne. In der gleichen Sitzung wurde zum Beispiel eine Wohnung von 100 Quadratmeter für 1200 Euro von der Gemeinde an eine Familie verpachtet. In der Sitzung vom Mai wurde der Mietvertrag mit den Stimmen der CSV-LSAP-Mehrheit und der Unterstützung der DP dennoch, gegen den Willen von „déi gréng“, durchgewunken.

Ministerium empfiehlt Kriterien zu überprüfen

Nach dieser Niederlage gab sich Abbes Jacoby jedoch noch nicht geschlagen. Das grüne Ratsmitglied intervenierte beim Innenministerium in der Sache „Pastoueschhaus“.  In dem Antwortschreiben  des Ministeriums wird auf das Gleichheitsprinzip aller Luxemburger vor dem Gesetz, welches in der Konstitution verankert ist, hingewiesen. Außerdem bestehe seit der sogenannten Trennung von Staat und Kirche mit dem Gesetz vom 17. März 2016 keine Verpflichtung mehr, dem Pfarrer eine Wohnung zur Verfügung zu stellen. Davor galt noch das Dekret von 1809, worin die Gemeinden genau dazu verpflichtet waren, dies unentgeltlich zu tun. Das Innenministerium empfiehlt in dem Brief weiterhin den Gemeindeverantwortlichen von Ettelbrück, die angewandten Kriterien für ihre Mietobjekte dahingehend zu überprüfen.

Am Montag nahm Jacoby dieses Schreiben aus dem LSAP-geführten Innenministerium als Anlass, um die Sache mit dem Pfarrhaus noch einmal zu thematisieren. Dabei ging der Oppositions-Rat gleich zum Angriff über: Er warf dem CSV-LSAP-Schöffenrat vor, mit der ungleichen Behandlung seiner Bürger gegenüber dem Pfarrer das Rad der Zeit um mehrere Jahrhunderte zurückzudrehen. Jacoby fordert in dem Zusammenhang das Einsetzen einer speziellen Kommission zur Überprüfung der Mietverhältnisse.

Zwischen dem Bürgermeister Jean-Paul Schaaf (CSV)  und dem grünen Ratsmitglied entwickelte sich daraufhin ein harter, aber kurz geführter politischer Schlagaustausch. Die beiden anderen Parteien LSAP und DP hielten sich wie schon in der Sitzung im Frühjahr  auch diesmal mit Wortmeldungen zu dem Streitthema erneut bewusst zurück.

Niedrige Miete als Gegenleistung für Wahlkampfhilfe?

Schaaf verhielt sich defensiv und versuchte, die Sache mit dem Pfarrhaus kleinzureden.  Die Reaktion des erzürnten Jacoby fiel daraufhin sehr heftig aus. Dabei äußert er sogar den schweren Vorwurf,  der damalige Pfarrer habe der CSV bei ihrem Kommunalwahlkampf im Jahr 2017 bewusst geholfen.  Seit den vergangenen Wahlen halte sich in Ettelbrück hartnäckig dieses Gerücht. Jacoby wies auf Gespräche mit älteren Mitbürgern hin, die ihm genau dies bestätigten. Für ihn sei es, als ob die Zeiten von früher wieder auflebten, wo es landläufig noch üblich war, dass der Pfarrer dem Volk von der Kanzel aus predigte, was es  gefälligst zu tun habe, meinte Jacoby.

Der Bürgermeister warnte das aufgebrachte Ratsmitglied, es solle seine Worte mit Vorsicht und Bedacht wählen, dies seien schwerwiegende Anschuldigungen, welche von Jacoby hier vorgebracht werden. Ohne aber danach noch weiter groß auf den Vorwurf einzugehen, beendigte Schaaf  die heftige Diskussion und brachte den Punkt zur Abstimmung.

Mit wiederum den Stimmen  der CSV-LSAP Mehrheit sowie der DP wurde der Antrag der Grünen schließlich verworfen. Anstatt eine speziellen Kommission zu diesem Zweck einzusetzen, soll sich nun die Finanzkommission mit dem Thema Mieten beschäftigten. Jedoch erst wenn das Budget für das kommende Jahr stehe, schränke der Bürgermeister die Zeitschiene ein.

Interessantes Detail in dieser Sache ist noch, dass der besagte Pfarrer seit einigen Monaten in Wiltz als Dechant tätigt ist und die Kirchgänger in Ettelbrück von seinem Nachfolger betreut werden. Ob nun ein neuer Mietvertrag geschlossen wird oder was anderenfalls mit dem Pfarrhaus geschieht, diese Frage ließ der CSV-Bürgermeister am Montag offen. Solange läuft der Mietvertrag über nur 400 Euro monatlich für das Haus noch weiter.

Jeannot
24. Oktober 2019 - 10.03

Weini streicht csv den c oder sinn sie och vum vatikan ofhengech. Et soll keen csv mei wielen oder liiwen dei all nach am mettelalter.csv soll eng partei sinn an net eng crechtlech sekt .

Epikur
24. Oktober 2019 - 8.45

Als Bergründung wird angeführt, der Pfarrer würde einen Dienst für die Allgemeinheit leisten. Das ist Quatsch. Luxemburg ist ein ziviler Rechtsstaat mit Religionfreiheit, zumindest juristisch. Ein Religionsvertreter kann nicht die Allgemeinheit, sondern nur seine Glaubensgemeinschaft vertreten. Diese zu geringe Miete ist Vetternwirtschaft im höchsten Stil. Intellektuell hat sich die katholische Kirche schon lange mit ihren absurden Dogmen verabschiedet. Jetzt schießt sie sich ebenfalls ins moralische Abseits.

Jaans
23. Oktober 2019 - 18.11

De Bëschof gëtt Kardinal an trotzdeem kascht d'Kathedral just 2500€ Loyer am Joer.

Garde-fou
23. Oktober 2019 - 17.24

Déi wat machen wëllen: eng +/- sëcher an gut Pei kréien, an duerfir och nach héisch Mietvergënschtegungen an Usproch huelen? (déi just fir eng spezeill "Kaste" gëllt, an net fir jidfereen)... -> Et soll een net "Gerechtegkeet" matt "Neit" stigmatiséieren...

Linda
23. Oktober 2019 - 17.13

Ganz Ärer Meenung!

Miette
23. Oktober 2019 - 16.08

An esou engem groussen Haus, keinten weinegstens zwou sozial schwaach Familljen matt Kanner liewen. Een Mann alleng, matt enger Megapei deen nach fir Begriefnis, Daaf ect. extra entlount get, deen soll sech schummen esou eng Villa ze bewunnen. Sozial ass iergendwei ganz aanescht!

Zahn
23. Oktober 2019 - 15.49

De Stater ‚Paschtouer‘ bezilt 2500€ d‘Joer fir eng ganz Kathedral ze lounen. Dat misst de Präis fir 1 Dag sinn.

spëtzbouf
23. Oktober 2019 - 14.54

Dem Här Gott säin Dinger, geet op Nummer sécher a wëllt schons den Himmel op der Erd! Ob säi Virgänger, den Dechen va Wolz och sou en héiche Loyer fir e sou ee klengt, bescheident Haische bezuele muss, oder vläicht ëmsoss iergendwou, op Käschte vun der Kierchefabrik, logéiert ? Eng aner Fro: wien kënt iwwerhaapt fir d'Kleedermass vun deene Geeschtlechen op ? Nët, dass se och nach, aarm wéi eng Kierchemaus, plakeg doruechter laafe mussen! Dat nenne mer dann Trennung tëschent Kierch a Staat an der Praxis! :)

n der Parad
23. Oktober 2019 - 14.35

Da wäre doch Platz für so manche Migranten usw.?Oder eine Fixerstube?

Nomi
23. Oktober 2019 - 13.51

Also Assistanat an enger Leeschtungsgesellschaft ?? Keng Lidderechkeet, et muss een Eppes schaffen fir zu Eppes ze kommen ! Et geht schons an der Scho'ul un ! Wei' hun eis Elteren et dann noom Krich gemeet ? D'Aermelen ropp an d'Schepp an den Grapp !! Keen neid !!

jeff
23. Oktober 2019 - 13.43

Deen aarmen Här Paschtouer! Nemmen esouvill Wunnraum fir eng Persoun..(oder och haiansdo 2 :-)

Michel
23. Oktober 2019 - 13.40

Et geet hei net em den Neid !!! E Paschtouer matt engem vum service d'Higiène ze vergleichen ass ganz einfach eng Frechhheet !!! Dei eng machen den Dreck vun deenen aaneren ewech, an dei aaner verbreeden Liggen an philosopheschen Dreck !!!

Leila
23. Oktober 2019 - 13.20

Neid? Hier geht es um Gerechtigkeit. Ist das links ein Anbau? Auf alle Fälle zu groß für eine Person. Das Haus muss geheizt und gepflegt werden, da hat die Haushälterin schön zu tun und das tut sie bestimmt nicht gratis! Peinlich müsste das den Betroffenen sein und nicht denen, die sich zu Recht darüber ärgern.

de Prolet
23. Oktober 2019 - 12.50

… Die LSAP Genossen auch, denn sie sitzen mit im Schöffenrat. Das beste Beispiel für sozialistische Sozialpolitik. Gelobt sei die soziale Gerechtigkeit vor dem Herrn!

Fritz
23. Oktober 2019 - 12.48

Ech fannen daat doten een Hohn an eng terribel Sauerei geigeniwer den Leit dei vill manner Verdëngen wei ee Paschtouer,verschiddener villeicht 1/4 vun enger Paschtoueschpei.Et gëtt een richteg roosen wann enn soueppes heiert wei daat do.Een Studio vun 50 m2 geif fëllegen duergoen fir ee Paschtouer an dann soll hien gefälligst den normale Loyer mussen bezuelen.Daat Haus do soll als Ënnerdaag fir sozial schwach Matbierger amenageiert ginn.

Gutlänner
23. Oktober 2019 - 12.47

Gaardenhaischen inclus am Preis!  An wat seet den Michi dozou?  

Michael
23. Oktober 2019 - 12.31

Fannen et recht peinlech dass et hei rem nemmen em den Neid geet. sidd dach frou das et nach Leit ginn dei dat maachen wellen. Beim Hygienepersonal vun den Gemengen sinn d'Peien och 3 mol esou heischt wei m Privaten. Do meckert keen.

Er. Innerung
23. Oktober 2019 - 12.21

An dem Haus huet Demols e Mann gewunnt, den eis als Kanner d´Hänn zu beide Seiten mam Lineal blo gesschloen huet. Hien hat e gielen Opel Rekord.

Marc Chartreux
23. Oktober 2019 - 12.13

Der Bürgermeister Schaaf und seine CSV Partei Amigos werden einen besonders guten Platz im Himmel kriegen.

Jacques Zeyen
23. Oktober 2019 - 12.11

"...und käme dann die böse Fastenzeit, so wär ich fest dabei, bis ich mich elend abkasteit, mit Lachs und Hühnerei." W.Busch

de Koschter
23. Oktober 2019 - 12.05

Da hilft nur noch eine Kollekte!

Paul Jean
23. Oktober 2019 - 11.04

Die Pfaffen verdienen viel zu viel Geld und bezahlen auch noch wenig bis gar keine Miete. Dabei sollen sie ja ihrer Religion nach, enthaltsam leben. Wofür also brauchen sie das Geld? Wer Pfaffe werden will, sollte eigentlich, der "Berufung" willen, nur ein Minimum verdienen. Das wäre ehrlicher. Ihr Jesus war auch kein Krösus.