Sterblichkeitsrate bei Neugeborenen in Luxemburg steigt

Sterblichkeitsrate bei Neugeborenen in Luxemburg steigt

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Die Sterblichkeitsrate bei Säuglingen in Luxemburg ist in den letzten zehn Jahren angestiegen. Dazu haben gleich fünf Abgeordnete parlamentarische Anfragen an den Gesundheitsminister gestellt: Mars di Bartolomeo (LSAP), Martine Hansen und Nancy Arendt (beide CSV) sowie Josée Lorsché und Marc Hansen („déi gréng“) wollten wissen, warum das so ist – und was dagegen unternommen wird.

Laut einer Eurostat-Studie starben 2017 3,2 von 1.000 Kindern in Luxemburg kurz nach der Geburt. 2007, zehn Jahre zuvor, waren es nur 1,8 von 1.000 Neugeborenen, die nicht überlebten. In Europa sind diese Zahlen hingegen rückläufig. Starben 2007 im Durchschnitt 4,4 von 1.000 Kindern, waren es 2017 noch 3,6 von 1.000.

Deshalb machen sich die Abgeordneten Sorgen. Wie kann dieser Anstieg erklärt werden? Was sind die Todesursachen der Neugeborenen? Und welche Maßnahmen will das Gesundheitsministerium ergreifen, um dieser Entwicklung entgegenzuwirken?
Laurent Jomé, erster Regierungsberater, antwortete im Namen des Gesundheitsministers auf fünf Seiten ausführlich auf die Fragen der Abgeordneten.

Jomé schreibt, dass die von Eurostat veröffentlichten Zahlen ursprünglich vom Statec stammen und keinerlei medizinische Informationen enthalten. Er bestätigte, dass 2017 1,4 von 1.000 Kindern mehr gestorben sind als 2007. Im Jahr 2017 überlebten 20 Neugeborene von insgesamt 6.194 nicht, 2007 hingegen starben 10 Säuglinge von 5.487 kurz nach der Geburt.

Jährliche Fluktuation der Zahlen

Jomé weist jedoch auch darauf hin, dass Luxemburg 2007 das Land mit der niedrigsten Sterblichkeitsrate bei Neugeborenen in der EU war und damit deutlich unter dem europäischen Durchschnitt lag. 2017 habe sich die Rate dem europäischen Durchschnitt angenähert, liege mit 3,2 trotzdem unter jenen der Nachbarländer Deutschland (3,3), Belgien (3,6) und Frankreich (3,9). Zudem sei eine jährliche Fluktuation der Zahlen normal.

Vor allem weil Luxemburg ein sehr kleines Land ist. Deshalb wirkt sich eine kleine Variation bereits deutlich auf die ausgerechnete Sterblichkeitsrate aus. Aus diesem Grund nutzen viele Veröffentlichungen eine Durchschnittsrate von drei aufeinanderfolgenden Jahren.
Als Gründe für den Tod eines Säuglings listet der Regierungsberater schlimme oder sogar unheilbare Krankheiten, eine Frühgeburt sowie unzureichendes Gewicht auf. 28 Prozent der Kindstode ereignen sich in den ersten 24 Stunden nach der Geburt, 27 Prozent der Neugeborenen sterben zwischen dem ersten und sechsten Lebenstag und 71 Prozent der Kinder sterben innerhalb der ersten vier Wochen nach der Geburt. Am häufigsten sind spezifische Atmungs- und Herzprobleme, Problemschwangerschaften, Anomalien aufgrund der Dauer der Schwangerschaft, Blutungen oder unbekannte Ursachen der Grund für das Ableben des Kindes.

Kein Mangel an Frauenärzten

Die Gesundheit des Kindes hängt stark mit der der Mutter zusammen, weshalb es besonders wichtig sei, auf die Gesundheit von werdenden Müttern zu achten und gesunde Lebensweisen während der Schwangerschaft zu fördern. Jomé stellt die These auf, dass der Fortschritt der Techniken zur medizinisch unterstützten Befruchtung immer besser wird, womit auch das Risiko einer Zwillings- oder Mehrlingsgeburt und somit einer Frühgeburt steigt.

Er unterstreicht, dass das Risiko eines Sterbefalls bei einem Säugling durch regelmäßige Kontrollen von Mutter und Kind beim Arzt sowie den empfohlenen Impfungen und Tests deutlich gemindert werden kann. Eine gesunde Lebensweise sowie ein an das Kind angepasstes Schlafumfeld tragen ebenfalls dazu bei.

Ein Mangel an Frauenärzten mit dem Schwerpunkt Geburtshilfe sowie an Hebammen gibt es Jomé zufolge nicht. Dies gehe aus einer Studie des Gesundheitsministeriums und der „Direction de la santé“ hervor. Demnach gibt es 105 Frauenärzte mit Schwerpunkt Geburtshilfe und 231 Hebammen in Luxemburg. Die Förderung der Attraktivität dieser Berufe wolle das Gesundheitsministerium im Rahmen eines nationalen Aktionsplanes für Berufe im Gesundheitswesen in Angriff nehmen.

Regelmäßige Vor- und Nachsorge

Maßnahmen, um die Rate der Sterblichkeit bei Säuglingen zu mindern, gibt es laut Laurent Jomé zahlreiche innerhalb von Programmen und Empfehlungen. Unter anderem die Gesundheitsaufklärung, die regelmäßige Vor- und Nachsorge, Screening-Tests zur Erkennung von Anomalien und Krankheiten während der Schwangerschaft, bei der Geburt und während des ersten Lebensjahres sowie Impfungen.

Zudem habe das Gesetz zu den Krankenhauseinrichtungen vom 8. März 2018 es erlaubt, die Zusammenarbeit der Krankenhäuser bei Risikoschwangerschaften zu stärken. Dadurch kann eine medizinische Versorgung im Notfall besser gewährleistet werden.
Der Einfluss dieser Maßnahmen soll anhand einer Reform der perinatalen Sterbeurkunde verbessert werden. Geplant ist das Sammeln medizinischer Daten bei einem Sterbefall innerhalb der ersten vier Lebenswochen.

Eltern, die den Verlust ihres Neugeborenen erlebt haben, können sich in Luxemburg psychologische Hilfe bei fünf verschiedenen Anlaufstellen sowie den „Services psychologiques de soutien“ der Krankenhäuser und den Psychologen im Land holen.