Protest gegen Änderung der Lehrerausbildung

Protest gegen Änderung der Lehrerausbildung
Foto: Didier Sylvestre

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Am Samstagmorgen haben sich rund 200 angehende Lehrer im Bonneweger Casino syndical versammelt, um gegen eine geplante Änderung der Lehrerausbildung zu protestieren.

200 angehende Lehrer haben sich am Samstagmorgen im Bonneweger Casino syndical versammelt, um gegen eine geplante Änderung der Lehrerausbildung zu protestieren. Eine entsprechende Gesetzesvorlage war am Freitag auf Initiative von Bildungsminister Meisch vom Regierungsrat angenommen worden und soll nun schnell vom Parlament verabschiedet werden.

Der Bildungsminister und das Lehrersyndikat SNE hatten eine geheim verhandelte Konvention unterzeichnet. Diese sieht unter anderem vor, das Grundschullehrerpraktikum von drei auf zwei Jahre zu verkürzen. Außerdem soll es auch Studenten zugänglich gemacht werden, die anderen Bachelor-Abschlüssen gemacht haben, als solche, die speziell für angehende Lehrer konzipiert sind.

Wert des Diploms in Gefahr?

Dagegen protestierten in einer ersten Phase die angehenden Lehrer, die den Wert ihres Diploms gefährdet sahen. Sie kontaktierten vergangene Woche das SEW (Syndikat Erziehung und Wissenschaft des OGBL). SEW-Präsident Patrick Arendt zufolge hätten sich schnell Gemeinsamkeiten bei den Forderungen heraus kristallisiert. Um zügig reagieren zu können, sei die heutige Versammlung organisiert worden, die sowohl Meinungsaustausch als auch Gründung einer gemeinsamen Plattform war.

Der Lehrermangel an den Grundschulen, den Bildungsminister Meisch noch vor kurzem als nicht existent abtat, werde nun wohl auch vom Ministerium gesehen. Ansonsten mache die Konvention mit ihren Notlösungen, die eine Katastrophe zum Schulbeginn im kommenden September verhindern solle, kaum Sinn.

Ein kurzfristiges Krisenmittel

Die Maßnahmen an sich werden von der Plattform, für die Patrick Arendt und David Moos  sprachen, nicht in Frage gestellt, sollten aber höchstens zwei Jahre lang quasi als Krisenmittel gelten und keineswegs einen neuen alternativen Ausbildungsweg darstellen, da ansonsten die Qualität der Grundschulbildung abzunehmen drohe. Das bedeute auch eine Verschlechterung der Qualität der Schule, was unter dem Strich auf Kosten der Kinder gehen werde.

Bislang mussten die angehenden Grundschullehrer vier Jahre pädagogisches Wissen inklusive praktischer Ausbildungsstunden zum Erwerb des entsprechenden Bachelors ansammeln, ehe sie zum Stage zugelassen wurden. Das umfasst mehr als 6.000 theoretische und 600 praktische Stunden, sagt Moos. Eine der Notmaßnahmen des Bildungsministeriums gegen den Lehrermangel sieht vor, Bachelor-Absolventen mit Diplomen von ausländischen Universitäten zum Stage zuzulassen, wenn sie die drei Jahre lang ein der Pädagogie verwandtes Fach studiert haben. Diese Fächer sind allerdings noch nicht definiert.

Nach 240 zusätzlichen Ausbildungsstunden am Lehrerinstitut IFEN sollen diese Absolventen dann unter gleichen Arbeitsbedingungen Grundschüler unterrichten; also 6000 theoretische Stunden und 600 praktische gegen 240 IFEN-Stunden.

Für SEW und Studenten der Uni.lu ein Unding, das mittel- und langfristig neue Probleme schaffe. Doch auch der Stage selbst müsse dringend reformiert werden, hieß es im Casino.

Hilfe statt Schikane

Statt auf bereits für das Bachelor-Diplom gelernten Stoff erneut geprüft und mit ständigen Tests schikaniert zu werden, die das parallele Unterrichten massiv erschwerten, sei ein begleitendes Praktikum angebracht, bei dem die angehenden Lehrer etwa von zugeordneten Tutoren unterstützt werden.

Die Verkürzung des Praktikums auf zwei Jahre wird von der Plattform mit Genugtuung zur Kenntnis genommen. Offene Fragen bedingte in diesem Zusammenhang aber die jüngste Aussage der DP-Präsidentin Cahen, die eine allgemeine Verkürzung des Stage beim Staat auf ein Jahr forderte. Jetzt will die Plattform Druck machen und Gespräche mit den politischen Parteien führen – um zu verhindern, dass die neuen Regeln länger als zwei Jahre legale Realität werden.