Sonia mit K – „Escher Kafé“ und „Bike Repair Kafé“ arbeiten weiter zusammen

Sonia mit K – „Escher Kafé“ und „Bike Repair Kafé“ arbeiten weiter zusammen

Jetzt weiterlesen! !

Für 0,59 € können Sie diesen Artikel erwerben.

Sie sind bereits Kunde?

Der Winter ist endgültig vorbei. Am kommenden Samstag (16.3.) startet das „Bike Repair Kafé“ in die dritte Saison. Von 13 bis 17 Uhr wird Kay Fuhrbach wieder auf der Terrasse des „Escher Kafé“ kleine Reparaturen an Fahrrädern durchführen. Zwei Wochen später feiert das „Escher Kafé“ dann seinen zweiten Geburtstag. Die Geschichte von zwei Erfolgskonzepten, die eng miteinander verwoben sind.

Knapp zwei Jahre nach seiner Eröffnung ist das „Escher Kafé“ im Viertel Clair-Chêne nicht mehr aus der Luxemburger Kneipenszene wegzudenken. Von anderen Etablissements unterscheidet es sich nicht nur durch die eigenwillige Schreibweise des Worts Café. Soziales und kulturelles Engagement war von Anfang an Teil des Konzepts der Wirtin Sonia Dos Santos. Das erste alternative Event, das regelmäßig im „Escher Kafé“ stattfand, war das „Bike Repair Café“. Am morgigen Samstag startet Kay Fuhrbach mit seinem Fahrradatelier bereits in die dritte Saison.

In seiner Heimatstadt, der Escher Partnerstadt Köln, war Kay 15 Jahre lang als Fahrradkurier tätig. Dabei hat er nicht nur Pakete ausgeliefert, sondern auch gelernt, wie er sein Arbeitsgerät instand halten und reparieren kann. „Gute Kurierdienste haben eine eigene Werkstatt“, erzählt der studierte Linguist, der von 2012 bis 2014 die Vël’ok-Leihräder beim Escher CIGL wartete. Heute ist der 52-Jährige bei „Nei Aarbecht“ angestellt. Kay ist ein Fahrradnarr. Zehn Rennräder sind in seinem Besitz. Alle hat er gebraucht gekauft und mit viel Liebe zum Detail aufpoliert. Ein besonderes Faible hat er für Karbonrahmen der französischen Marke Look. Mit einem solchen Rahmen hatte Greg LeMond 1986 seine erste Tour de France gewonnen.

Im Minett zu Hause

Die Idee für das „Bike Repair Café“ kam ihm vor einigen Jahren bei einer Reparaturwerkstatt, die Mate Horvath vom Fahrradladen „Project Bike“ sporadisch in den „Rotondes“ in der Hauptstadt organisierte. Kay wollte daraus eine regelmäßige Veranstaltung machen. Aber nicht in der Stadt Luxemburg. „Auf die Stadt hatte ich keine Lust. Mit den Leuten dort komme ich nicht so gut zurecht“, meint der selbsterklärte Anarchist.

Seit 2006 lebt Kay Fuhrbach in Tetingen. Zwischenzeitlich hatte es ihn kurz nach Differdingen verschlagen, doch in seiner Wohnung an der Grenze zu Rümelingen fühlt er sich mittlerweile zu Hause. Den größten Teil seiner Freizeit verbringt Kay in Esch. Deshalb bat er vor rund drei Jahren die Escher Gemeinde um eine Zusammenarbeit für sein Projekt. Eine Antwort hat er bis heute nicht erhalten. „Obwohl schon Mitglieder des Schöffen- und Gemeinderats mit ihrem Rad bei mir vorbeigekommen sind“, lacht Kay.

Suche nach einer anderen Lösung

Deshalb musste er nach einer anderen Lösung suchen. Er fand sie vorerst in der rue de la Libération. Das allererste „Bike Repair Café“ in Esch veranstaltete Kay am 20. Mai 2017 in der Taverne Battin „Beim Anita“, wo er damals regelmäßiger Gast war. Doch der Standort war nicht ideal. Die Taverne bietet wenig Platz und hat keine Terrasse.

Knapp zwei Monate davor hatten Sonia Dos Santos und Salomé Pinheiro im „Clair-Chêne“ das „Escher Kafé“ eröffnet. Als Gast der ersten Stunde erzählte Kay den beiden Wirtinnen von seiner Idee. Sie waren sofort angetan vom Do-it-yourself-Gedanken, der der Reparaturwerkstatt zugrunde liegt. Ihre große Terrasse bietet genug Platz für Kays Werkzeug und den Montageständer, an dem er die Räder aufhängt, um sie unter die Lupe zu nehmen.

Reparatur gegen Respekt

Sein zweites „Bike Repair Café“ veranstaltete Kay am 17. Juni 2017 vor dem „Escher Kafé“. Inzwischen ist es dort nicht mehr wegzudenken. Im März 2018 hat er sogar die eigenwillige Schreibweise der Kneipe übernommen und seine Werkstatt in „Bike Repair Kafé“ umgetauft. Seit zwei Jahren hilft Kay nun schon Radfahrern, kleine Reparaturen und Wartungen an ihren Maschinen durchzuführen. Im Gegenzug verlangt er nur etwas Respekt. Geduld braucht man manchmal schon, doch die Zeit kann man nutzen, um einen Kaffee oder ein Bier auf der Terrasse zu trinken und dem „Maestro“ bei der Arbeit (und beim gelegentlichen Fluchen) über die Schulter zu schauen.

„In der Winterpause fragen unsere Gäste regelmäßig, wann es wieder mit dem ‚Bike Repair Kafé‘ losgeht“, erzählt die 28-jährige Sonia, die nach dem Weggang von Salomé vor mehr als einem Jahr das kulinarische Angebot der Kneipe in Zusammenarbeit mit Koch Claude Mondloch erweitert hat. Doch neben Tagesmenüs, Tartes flambées, Brunchs am Sonntag sowie Burger- und Schnitzelabenden hat Sonia auch ihr soziales und kulturelles Engagement vertieft. Das „Gebärdensprachenkafé“ kommt gut an, immer mehr Vereine mieten den Saal mit Kicker und Kegelbahn für Versammlungen. Auch Konzerte stehen immer häufiger auf dem Programm. Mit dem Woxx-Journalisten Luc Caregari hat Sonia die Lesebühne ins „Escher Kafé“ geholt. Bei der ersten Auflage am 27. März wird der Escher Schriftsteller Jhemp Hoscheit mit dabei sein.

„Happy Bescher“

Am 30. und 31. März wird „den Escher“, wie das Café liebevoll genannt wird, seinen zweiten Geburtstag feiern. Zwei Tage lang werden DJs und Live-Bands beim „Happy Bescher Kirthday“ den Besuchern einheizen. Auch für die Rentrée des „Bike Repair Kafé“ haben Sonia und Kay sich etwas Besonderes ausgedacht. In Zusammenarbeit mit der Fahrradplattform B:loft wird Tristan Schmurr seine Ausstellung „Cycling Life“ zeigen. Der Fotograf hat ganz Luxemburg mit dem Rad abgefahren und seine Eindrücke in Bildern festgehalten.