Früher war in Differdingen auch nichts besser – wie mehr als 100 Jahre alte Zeitungsmeldungen beweisen

Früher war in Differdingen auch nichts besser – wie mehr als 100 Jahre alte Zeitungsmeldungen beweisen

Jetzt weiterlesen! !

Für 0,59 € können Sie diesen Artikel erwerben.

Sie sind bereits Kunde?

 

„Früher war alles besser!“ – diesen Ausspruch hört man recht häufig. Früher gab es weniger Kriminalität, man hat sich sicher gefühlt, die Leute sind weniger aggressiv gewesen, an den Grenzen gab es Kontrollen und, und, und … Aber stimmt das überhaupt? Das Tageblatt hat sich Auszüge aus einer Sammlung früherer Zeitungsmeldungen angesehen.

Von Roby Fleischhauer

Armand Logelin-Simon hat sich die Mühe gemacht, in seinem Werk „Differdange, chagrins et espérances“ bis zum Ersten Weltkrieg alles aus den Tageszeitungen herauszuklauben, was einen Bezug zu Differdingen hat: kulturelle und politische Veranstaltungen, Feste, aber auch die sogenannten „Faits divers“. Wir wollen uns mit seiner Erlaubnis auf die Einträge aus den Jahren 1913 und 1914 beschränken, um herauszufinden, ob die Welt in Differdingen besser war und ob es damals wirklich die „gute alte Zeit“ gab.

14. Januar 1913

Dem „accrocheur“ Joseph Waschburger wird durch einen Träger im Walzwerk ein Arm abgetrennt.

23. Januar

Die Polizei muss eine Rauferei zwischen Italienern in einem Café auf dem Marktplatz beendigen. Einer der Raufbolde erleidet einen Messerschnitt quer durch das Gesicht, ein anderer trägt eine offene Wunde an den Schläfen davon, einem weiteren wird der Schädel mit einer Karbidlampe eingeschlagen. Wieder ein anderer hat eine offene Wunde am Hals. Es ist Lohntag.

1. Februar

In der Grube Oberkorn gerät ein Arbeiter unter die Hufe eines Pferdes und wird vom Grubenwagen überrollt.
Ein Italiener schlägt auf eine Schiene auf und bricht sich die Schädeldecke.

23. Februar

Antoine Bodeving fällt acht Meter von einem Gerüst herunter. Er stirbt an einer Schädelfraktur.

25. Februar

Auf der Eisenbahnlinie im Tal nahe Hussigny liefern sich acht Italiener und französische Gendarmen eine Schießerei. Die Italiener fliehen über die Grenze nach Differdingen.

3. März

Die Deutsche Berta Dappen verpasst den Zug nach Luxemburg und bringt im Wartesaal des Differdinger Bahnhofs ihr Kind auf die Welt.

7. März

Eine Feuersbrunst zerstört das Materiallager des Unternehmers Jean Think.

19. April

In der Schlackenmühle treten 130 Arbeiter in den Ausstand. Die Ursache: Der Meister hat zuvor angekündigt, einigen Arbeitern, die ihre Arbeitsstelle verlassen hatten, kündigen zu wollen.

20. April

Nicolas Logelin, Kontrolleur der Gemeindebaustellen und -gebäude, wird auf dem Heimweg von Jean-Pierre Weber mit einem Messer angegriffen und trägt sieben Stichwunden davon. Beide sind zuvor in einem Wirtshaus in einen Streit geraten.

6. Mai

Jean Mondot, ein Elektriker, will eine Telefonleitung im Werk reparieren. Dabei gerät er an eine elektrische Leitung und wird vom Stromschlag tödlich getroffen.

11. Mai

An Kirmessonntag entsteht eine größere Keilerei im Café Ruscitti: Es kommen Messer und Schlacken zum Einsatz. Einer feuert mit einer Schusswaffe um sich.

Gleichzeitig schießen auf dem Marktplatz zwei französische Familien mit Pistolen aufeinander. Es geht um den Verkauf von illegal eingeführten Streichholzschachteln.

19. Mai

Einige Individuen versuchen, Autos auf der Straße nach Bascharage, die recht selten befahren wird, zu stoppen, um anschließend deren Fahrer auszurauben. Sie spannen ein Metallkabel über die Straße und befestigen es an den Bäumen – jedoch vergebens. Die Fahrzeuge der Firma Think sind stärker.

7. Juni

In einem Café geraten zwei Deutsche und ein Luxemburger aneinander. Dabei wird ein Messer gezückt. Michel Hopp wird mitten ins Herz gestochen und verstirbt noch auf dem Bürgersteig. Der Mörder wird festgenommen.

12. Juni

Nach einem Volksfest im Park „Grouwen“ klettert Jacques Dohr auf eines der Turngeräte. Er fällt herunter und verletzt sich so schwer an der Wirbelsäule, dass er am Tag darauf stirbt.

11. Juli

Die Gendarmerie verhaftet zwei Chinesen, die ihre bunten Vasen in Cafés verkaufen wollten.

3. August

Zwei junge italienische Arbeiter verstarben um 4 Uhr morgens im Ankleideraum des Werks. Toxische Gase waren in den Raum eingedrungen.

14. August

Der 19-jährige Elektriker Adolphe Feltgen verstirbt im Niederkorner Spital an einer Tetanusinfektion. Der Mann hat sich zuvor eine Wunde zugezogen, als er von einem Träger getroffen wurde, der vom Eisenbahnwagen fiel.

17. September

Die Polizei entwaffnet zwei Streikposten während einer Streikaktion im Drahtwalzwerk. Sie beschlagnahmt dabei einen Revolver und Munition.

19. Oktober

Friedrich Wilhelm Riedel, in Dresden geboren, erschießt seine Geliebte, die 17-jährige Elise Scholl. Er bringt sich anschließend selbst um – und das alles in einem Zimmer des Hotels Moyse Bloch.

3. November

In einer Arbeiterpension in der Escher Straße schlägt Jean Paff nach ausgiebigem Alkoholgenuss Nikolaus Hubo mit einer Petroleumlampe nieder. Dieser steht daraufhin auf, zieht sein Messer und schneidet seinem Angreifer die Halsschlagader durch. Jean Paff wälzt sich in seinem Blut und stirbt. Nikolaus Hubo, ein Schreiner aus Bitburg, wird zu einem Jahr Gefängnis verurteilt.

8. November

In der Nähe des Friedhofs findet man die verstümmelte Leiche des Bergarbeiters Jean-Pierre Nilles. Dieser ist auf der Strecke von Esch nach Petingen vom Zug gefallen.

19. November

Im Werk wird der Anzug eines 18-Jährigen von einer Schneidemaschine erfasst. Der junge Mann wird so heftig gegen die Maschine geschleudert, dass er augenblicklich stirbt.

5. Dezember

Der Wirt Pierre Dosser und seine Konkubine Wilhelmine Wirtz werden verhaftet und nach Luxemburg gebracht. In ihrem Wirtshaus sollen wahre Orgien gefeiert worden sein.

9. Dezember

Das letzte tödlich verunglückte Opfer dieses Jahres ist ein italienischer Bergarbeiter. Er wird bei der Vorbereitung der nächsten Sprengung im Tillenberg von einer Gesteinsmasse erdrückt.

7. Januar 1914

Der Manövrierer Louis Feiereisen wird von einem Schlackenwagen überfahren, den er selbst losgekuppelt hat.

Der Kranführer Kaspar Zimmer fällt 20 Meter tief. Er stirbt im Niederkorner Spital.

16. Januar

Angelo Bertoletti wird beim Beladen eines Wagens von einem Zug überfahren. Er hat den herannahenden Zug nicht bemerkt.

17. Januar

Gualfieri Dalberto wird während eines Kartenspiels im Café Zalio beim Mogeln ertappt, woraufhin ein Streit ausbricht. Er schlägt demjenigen, der die Mogelei entdeckt hat, sein Bierglas auf den Kopf und verlässt anschließend das Wirtshaus, um mit einem Messer in der Hand zurückzukehren. Damit ersticht er Henri Sassa, der ihn von seinem Vorhaben abbringen wollte.

26. Januar

Das Wohnhaus Friedrich-Kemp wird komplett durch ein Feuer zerstört.

25. Februar

Gegen Mitternacht gerät der Weichensteller Julien Klopp im Werk unter eine Lokomotive. Der rechte Arm und das linke Bein werden abgetrennt und der Brustkorb zerquetscht.

7. März

In der Grube Tillenberg wird Henri Felgen von einem Zugkabel erfasst und unter ein großes Rad gezogen. Die linke Hand und der rechte Arm werden ihm abgerissen.

25. Mai

Ein 13-Jähriger stößt mit dem Lenker seines Fahrrads an die Stoßstange eines Lasters in der rue de Hussigny. Er fliegt vom Fahrrad und gerät mit dem Kopf unter das Vorderrad des Lastwagens. Er stirbt unter den Augen seines Vaters, der neben dem Fahrer Platz genommen hat.

22. Juni

Drei Kinder, die vor Hunger schreien, sind von ihrer Mutter im Stich gelassen worden. Diese ist mit ihrem deutschen Liebhaber auf und davon. Das Wohltätigkeitsbüro kümmert sich schließlich um die vernachlässigten Kinder.

2. Juli

Alfred Nicolini erliegt einem Hitzschlag an seiner Arbeitsstelle in der Hütte.

29. Juli

Die deutsche Armee marschiert in Luxemburg ein. Der Erste Weltkrieg beginnt.

de Prolet
12. August 2019 - 17.28

corr. choix …. chagrins...

de Prolet
12. August 2019 - 17.26

Dass de Patron vun engem Betrib, fir säi Personal verantwortlech ass an hinnen um Enn vum Mount eng Pai bezuelt, ass dach eng Selbstverständlechkeet! Ët ass awer eng Tatsaach, dass haut genee wéi fréier nach ëmmer vill Aarbechter schoununglos ausgenotzt ginn. Wéini fréier war? Dat war déi Zäit wou ët nach keen Handy oder Smartphone gouf, wou nach nët jiddfereen en Auto hat, wou nach déi meeschte Leit sech keng Vakanz leeschte konnten a wou d'Leit sech nach mat vill manner zefridden musste ginn. Dat war, wéi ët nach kee " congé collectif " gouf, wou d'Gewerkschaften d'Rechter vun den Aarbechter géint d'Patronat hu misse duerchsätzen, wou ët nach keng Krankekeese gouf, wou ët de Privilège vun deene Räichen oder Bessergestalten war, hir Kanner an de Kollesch ze schécken a studéiere loossen. Fréier dat war Zäit vun " cagrins et espérances ", wou de klenge Mann Dreem hat déi e sech nët konnt erfëllen a sech bewosst war, dass ët Illusioune waren! Fréier goufen ët nët manner Domm Leit wéi haut, awer déi wéinegst haten d'Opportunitéit oder einfach d'Méiglechkeet op eng adequat Ausbildung. Fréier, dat war, wou déi wéinegst Bierger e Coix haten, Dat war fréier @ Gerges Jang!

Müller jang
12. August 2019 - 15.05

Dann hat Dir och vill Chance a sollt dankbar sinn. Ët ginn immens vill Leit, de vill schaffen, déi sech oprappelen a versichen dat Bescht aus hirer Situatioun ze maachen, deenen hir Elteren a Grousselteren mat dem gudde Beispill virgang sinn, déi awer nët sou erfollegräich a räich gi sinn, wéi Dir. Also sidd w.e.g. e bëssche méi bescheiden, well mar kann schons alles anescht sinn. Géif Dir dann haut no enger 12 Stonneschicht op der Schmelz niewebäi nach e kenge Bauerenhaff bewirtschaften, fir ze iwwerliewen. Dat hu meng Grousselteren färdeg bruecht. Ech nët! Och ech si mengen Elteren a Grousselteren dankbar, och ech hu näischt geschenkt kritt. Duefir bauch ech awer nët grouss opzetrompen. Also halt de Ball flaach a respektéiert déi Leit déi manner Chance am Liewen haten an hunn wéi Dir!

Gerges Jang
11. August 2019 - 18.42

Fréier,wieni war dat?Nach Haut ass et méiglech,mat wëllen a kënnen sei Liewen ze Meschteren. de Prolet: virwat get et Reich an Arm?Di Reicher waren och emol kleng,hu sech opgerappelt an probéiert dat bescht aus hirer Situation ze machen.Di Aner hun dat net gemach,a gin bei déi Reich Schaffen! Ech sin e vun deehnen déi sech opgerappelt hun.Ech woar e ganz klengen mat 16 Joar,wéi mei Papp gesot huet;Jong,wanns de wells viru kommen am Liewen,get et net dur mat 8 Stonnen schaffen den Dag,5 Wochen Congé,an all Feierdag neischt bewegen.Meng Elteren a Grousselteren hu mir dat virgelieft an ech hun errecht wat ech haut hun. Muller jang: Nach Haut ass dat méiglech wat eis Grouss-an Urgrousselteren geleescht hun!E Patron vun engem Betrieb huet Verantwortung fir seng Leit an dass de Betrieb leeft,Arbecht do ass,an d'Leit no gemachter Arbecht um enn vum Mount hir Pai kréien.(n.b.et get och Schwarz Schoff!!!)

Nickes
10. August 2019 - 8.25

den Noll op de Kâp.

Müller jang
9. August 2019 - 14.19

Fréier hunn d'Leit sech vill méi musse ploen wéi haut. Si waren nët sou verwinnt. Mir wieren haut nët méi amstand dat ze leeschten, wat eis Grousselteren resp. Urgrousselteren fäerdeg bruecht hunn, weder kierperlech nach mental.

de Prolet
8. August 2019 - 20.16

Früher war vieles anders aber nicht unbedingt besser. Jedes Zeitalter hat seine schönen und seine weniger schönen Seiten. Damals, wie noch früher und heute, beuteten die Reichen die Armen aus und daran wird sich auch in Zukunft nichts ändern.