Sie war der Treffpunkt einer ganzen Generation: Kultige „Moonlight“-Disco soll abgerissen werden

Sie war der Treffpunkt einer ganzen Generation: Kultige „Moonlight“-Disco soll abgerissen werden

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Seit jeher leidet der Norden des Großherzogtums unter dem Ruf, eine Region zu sein, in der nichts los sei. Kaum vorzustellen, dass sich vor rund 30 Jahren eine der heißesten Adressen des Luxemburger Nachtlebens inmitten einer überschaubaren Ortschaft im Ösling befand. Gemeint ist die Diskothek „Moonlight“ in Michelau.

Von Steve Peffer und Olivier Halmes

25 Jahre lang haben sich hier Jung und Alt aus allen Ecken des Landes versammelt, um sich zu den Klängen von AC/DC oder auch Wolfgang Petry die Sorgen des Alltags aus dem Sinn zu tanzen. Die Diskothek war so beliebt, dass dank der Initiative zweier nostalgischer Stammgäste seit 2013 alle zwei Jahre mit großem Erfolg eine Revival Party stattfindet, auf der die Generation X die „Moonlight“-Ära wiederaufleben lässt.

Der bekannte Tanzladen gegenüber dem Bahnhof wurde Ende der 1970er von Carlo und Renée Heischbourg als leer stehendes Gebäude erworben. Davor besaßen die beiden ein kleines Café in der Nähe, bis schließlich der Sinn nach etwas Größerem stand. „In unserer Gegend gab es nicht viele Orte, um abends auszugehen. Also dachten wir uns: Warum nicht selbst etwas eröffnen?“, schildert Carlo Heischbourg, inzwischen 70 Jahre alt, die Geburtsstunde seiner eigenen Diskothek. Im Juni 1979 öffnete das „Disco-Café Moonlight“ zum ersten Mal seine Türen.

Hier kannte jeder jeden

Die Inneneinrichtung würde man heute als retro bezeichnen. Knallig bunte Malereien zierten die Wände, die Tanzfläche war gespickt mit Stützpfeilern und rote Lederbänke flankierten den Raum. Das Gebäude war praktisch in zwei Teile gespalten. Tagsüber und an Wochentagen funktionierte die in Holz gefasste Eingangshalle als reguläre Gaststätte, am Wochenende wurde der Raum nebenan als Partysaal benutzt. Später ergänzte eine Imbissbude das Angebot.

Die Nachricht, dass sich nun auch im Norden ein Tanzlokal befindet, verbreitete sich damals wie ein Lauffeuer. Durch junge Camper aus der Minetteregion, die ihre Zelte auf dem nahe gelegenen Campingplatz an der „Buerschter Millen“ aufgeschlagen hatten und in Michelau nach einer Stärkung suchten, bekamen sogar die Südgemeinden Wind von dem Laden.

Die Diskothek wurde zu einem zentralen Bestandteil der Luxemburger Abendkultur. Als möglichen Grund für die enorme Beliebtheit des „Moonlight“ nennt Carlo Heischbourg die familiäre Atmosphäre: „Hier kannte jeder jeden und man war nie allein. Man war unter Freunden.“

Treffen der Moonlight-Veteranen

Ab und an wurde die freundschaftliche Stimmung allerdings durch Auseinandersetzungen getrübt. Als sich derartige Vorfälle nach der Jahrtausendwende häuften, beschlossen die Betreiber, das Moonlight-Café dichtzumachen und zu verkaufen. Der 27. Dezember 2003 ist offiziell der letzte Tag, an dem die Diskothek geöffnet ist. Fast zehn Jahre lang spricht kaum jemand mehr vom Moonlight, bis zwei ehemalige Stammgäste, Pascal „Spitz“ Schenk und der inzwischen verstorbene Michel Karier, 2012 eine Facebook-Gruppe erstellen. Sie wollen den Kontakt zu anderen Sympathisanten wiederherstellen und sich an die guten alten Zeiten in Michelau erinnern.

Fast 1.500 Mitglieder sind mittlerweile in der Gruppe. Irgendwann schlägt Mitgründer Schenk spontan vor, die Moonlight-Veteranen mit einem „Revival“ wieder zusammenzuführen. Die Idee findet in der Gruppe großen Zuspruch, die beiden Initiatoren machen sich auf die Suche nach einem geeigneten Ort. Den ursprünglichen Plan, die Veranstaltung auf dem Bahnhofsparkplatz gegenüber dem damaligen Lokal abzuhalten, durchkreuzt die Gemeinde.

Ein Lokalbesitzer in Gralingen bietet an, das Fest in seinen Räumlichkeiten zu begehen. „Wir staunten nicht schlecht, als wir in den Saal hinter der kleinen Dorfkneipe geführt wurden. Dort passen locker 1.000 Leute rein“, erinnert sich Pascal Schenk. In Zusammenarbeit mit lokalen Vereinen und vielen Sponsoren geht schließlich die erste Auflage der Moonlight-Revival-Party über die Bühne. Der Authentizität zuliebe sorgt der ehemalige DJ des Hauses mit Hits aus der damaligen Zeit für Stimmung und sogar der Original-Tresen wird benutzt, um die Gäste zu bedienen. Die Revival-Party ist ein derartiger Erfolg, dass die Veranstalter danach eine Vereinigung gründen, um das Event alle zwei Jahre in Gralingen zu wiederholen. Die Einnahmen des Abends werden zu einem Großteil an gemeinnützige Organisationen gespendet.

Das Schicksal des Moonlight-Gebäudes

Das Gebäude, das früher nur so vor Leben strotzte, steht nun seit 15 Jahren leer und ist inzwischen zu einer Ruine heruntergekommen. Auf der bröckelnden Fassade lassen sich noch Teile des Klublogos erkennen. Das Überbleibsel einer glorreichen Vergangenheit, jedoch kein Relikt von historischem Wert. Bereits 2008 wurde ein Teilbebauungsplan (PAP) für den Bau von vier Häusern mit insgesamt 15 Wohnungen auf dem Gelände genehmigt. Geschehen ist im Anschluss bisher nur wenig. 2013 traten die Gemeindeverantwortlichen an den Besitzer heran, um die Immobilie zu erwerben. Erfolglos. Danach herrschte wieder Stille und das Sorgenkind des Dorfes verschwand langsam unter einer dicken Efeu-Decke.

Jetzt möchte sich ein neuer Besitzer an dem Projekt versuchen. Im Herbst letzten Jahres wurde schon einmal das Efeu entfernt. In der Gemeinderatssitzung in Bourscheid am vergangenen Freitag wurde schließlich eine punktuelle Abänderung des PAP einstimmig genehmigt. Nun sollen zwei Wohnkomplexe mit 19 Einheiten gebaut werden. Außerdem sind 120 Quadratmeter für Gewerbe vorgesehen. Noch dieses Jahr soll das Moonlight dem Erdboden gleichgemacht werden, teilte Bürgermeisterin Annie Nickels-Theis dem Tageblatt mit. Die Abrissgenehmigung sei bereits erteilt und die Entscheidung, wann das letzte Stündlein der ehemals beliebtesten Diskothek der ganzen Umgebung geschlagen hat, liegt nun beim privaten Bauträger.

Nico Wildschutz
15. Februar 2019 - 17.30

Moie Linda, d'Äntwert op är Fro steet am Artikel ;)

Linda
15. Februar 2019 - 16.03

Viwaat gin esou Heiser net sanéiert? Oder get do eppes neies gebaut?

Christophe
14. Februar 2019 - 21.05

jo, oh freck, emmer sonndes owes, mechela. haha, top zait war dat!