Serie Ansichtskarten: Der einstige Wohnsitz der Mayrischs in Colpach

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Im dritten Teil der Ansichtskartensammlung Luxemburger Schlösser und Burgen geht die Reise an die belgische Grenze zum einstigen Wohnsitz von Emile und Aline Mayrisch. Schloss Colpach war ein wichtiges Begegnungszentrum und gilt seitdem als Symbol für die Annäherung der Völker Europas und speziell Frankreichs und Deutschlands.

Archäologen entdeckten 2006 im Zuge von Ausgrabungen die Überreste einer römischen Villa. Die ursprüngliche Wasserburg wurde nach dem heutigen Wissensstand im Jahr 1222 erwähnt. Die Niederburg war von Wassergräben umgeben, ähnlich wie jene von Ell und Everlingen.

Nach 1303 war sie von Nicolas von Gereldingen bewohnt, in den Jahren 1628 bis 1817 im Besitz der Familie von Pforzheim, die ihrerseits die Wassergräben zuschüttete und das Schloss umbaute.

Durch die Eheschließung der Tochter mit dem Baron von Marches wechselte das Schloss erneut den Besitzer. Nach dem Tod seiner Ehefrau heiratete der Baron die Tochter des Gerichtsschreibers Charles Papier.

Gegen 1870 ließ der Baron Edouard de Marches den heute noch bestehenden Park anlegen. Nach seinem Tod heiratete seine Ehefrau Cécile Papier den ungarischen Künstler Mihály Munkácsy.

Umbau zur Sommerresidenz

Das Ehepaar ließ das Schloss zu seiner Sommerresidenz umbauen und erweiterte das historische Gemäuer durch eine Veranda und einen Turm. Für kurze Zeit weilte der Komponist Franz Liszt zu Besuch im Schloss Colpach, wo er am 7. Juli 1886 ein Klavierkonzert gab. Am 19. Juli 1886, 12 Tage vor seinem Tod, fand sein letztes Konzert im hauptstädtischen Casino statt.

Nach dem Tod von Mihály von Munkácsy am 1. Mai 1900 zog sich seine Ehegattin Cécile Papier im Schloss Colpach zurück. Sie starb 1915.

Zwei Jahre später erwarben Arbed-Direktor Emile Mayrisch und seine Gattin Aline de Saint-Hubert den Prachtbau. Das Ehepaar empfing zahlreiche Persönlichkeiten aus Politik und Kultur.

1947 vermachte Aline Mayrisch das Schloss dem Luxemburger Roten Kreuz zwecks Einrichtung eines Sanatoriums. Während Jahrzehnten erholten sich ältere Menschen nach langer Krankheit oder schwerwiegenden Operationen dort. Seit mehreren Jahren steht das denkmalgeschützte Schloss Colpach nun leer. Laut letzten Informationen des Roten Kreuzes werden im Herbst die Pläne zur Renovierung des Anwesens vorgestellt. Erst kürzlich wurde ein neues neben dem Schloss errichtetes Rekonvaleszenzzentrum eingeweiht.


Bernhoeft, der Pionier

Als Ansichtskartensammler interessiert man sich nicht nur für die Abbildung oder für philatelistische und postgeschichtliche Merkmale, sondern auch für die Verleger, Fotografen und Druckverfahren. Die beiden hier gezeigten Ansichtskarten des berühmten Fotografens und Verlegers Charles Bernhoeft wurden im sogenannten Lichtdruckverfahren angefertigt.

Bernhoeft galt in Luxemburg als Pionier in der Produktion von Ansichtskarten. Vor den Zeiten des Lichtdrucks existierten sogenannte Fotokarten, auch kamen Verfahren wie die Lithografie oder der Holz- und Stahlstich zum Einsatz. Der Lichtdruck war das erste Verfahren, das eine Massenproduktion ermöglichte. Die Auflagenhöhe war auf etwa 1.000 Ansichtskarten pro Druckplatte begrenzt. Dennoch deckte der Lichtdruck, vor allem zwischen ca. 1900 und 1910, das Gros der Postkartenproduktion ab. Zwischen 1910 und 1920 flaute der Boom jedoch langsam ab und der Lichtdruck wurde durch neue Methoden ersetzt.

Als fotomechanisches Flachdruckverfahren ermöglicht der Lichtdruck die Darstellung von Halbtönen (Mischfarben) ohne Rasterung. Beim Flach- bzw. Offsetdruck hingegen kommen vier Farben zum Einsatz, deren Mischung mit der Überlagerung (Rasterung) kleiner Farbpunkte erreicht wird.

Auf eine flache Spiegelglasplatte wird eine lichtempfindliche Mischung aus Gelatine und Kaliumdichromat bzw. Ammoniumdichromat aufgetragen und getrocknet. Mit UV-Licht wird ein Foto-Negativ mit Halbtönen auf die beschichtete Platte belichtet. Die Lichtstärke führt durch den Chromatanteil zu einer unterschiedlichen Wasserlöslichkeit der Gelatine und somit zu entsprechenden Höhenunterschieden (Relief) an der Oberfläche. Um eine weitere Belichtung zu verhindern, wird das Chromat ausgewaschen. Die Gelatine ist je nach Lichteinfall und dem entstandenen Relief verschieden ausgehärtet. Je nach Härte haftet die Druckfarbe besser oder schlechter. Diese Druckplatte wird dann mithilfe von Flachformzylinderpressen auf das Druckobjekt gepresst. Das Ergebnis hängt von sehr vielen Rahmenbedingungen ab, sogar die Luftfeuchtigkeit spielt eine Rolle. Der Sachverstand und die Ausrüstung des Druckers wirken sich maßgeblich auf die Qualität des Ergebnisses aus.  F.A.