Seit 100 Jahren gibt es in Roeser eine Feuerwehr – am Sonntag wird gefeiert

Seit 100 Jahren gibt es in Roeser eine Feuerwehr – am Sonntag wird gefeiert

Jetzt weiterlesen! !

Für 0,59 € können Sie diesen Artikel erwerben.

Sie sind bereits Kunde?

Wenn man sich mit einem Feuerwehrmann verabredet, kann es schon mal vorkommen, dass dieser Termin wegen eines Einsatzes kurzfristig verschoben werden muss. So erging es uns auch, als wir uns mit Claude Damy und René Engleitner vom Cisro („Centre d’incendie et de secours Roeserbann“) treffen sollten.

Von François Besch (Text und Fotos)

„Sie müssen uns entschuldigen, aber es gab einen unerwarteten Einsatz …“, erklärt Claude Damy, bisher Kommandant der Roeser Feuerwehr und, seitdem das neue CGDIS („Corps grand-ducal d’incendie et de secours“) seine Arbeit aufgenommen hat, Chef des Einsatzzentrums Roeser (Link zur Website), das wie alle anderen landesweit zur neu geschaffenen Rettungsdienstzentrale gehört.

Dank CGDIS keine Grenzen mehr

Der Einsatz führte die Roeser Wehr nach Frisingen zu einem Autounfall, zwei Tage zuvor waren bereits vier Mann in Esch beim verheerenden Großbrand „op der Grenz“ aktiv gewesen. Assistiert wird Claude Damy im Einsatzzentrum Roeser von seinem beigeordneten Chef René Engleitner. Dieser stieß schon mit elf Jahren zur Roeser Jugendwehr. „Ich durfte erst mit 16“, bedauert Damy. Zu seiner Zeit existierte noch keine Jugendsektion. „Am 19. Dezember 1980 war das, genau an meinem Geburtstag.“ (Anm. d. Red.: 16 Jahre ist das Mindestalter bei der „normalen“ Feuerwehr, die Jugendwehr wurde in Roeser erst 1984 geschaffen).

Den zwei Feuerwehrleuten merkt man an, dass sie mit Leib und Seele bei der Sache sind. Damy wurde 1995 Unterkommandant und 2010 Kommandant. „Und seit 1. Juli dieses Jahres bin ich nun ‚Chef de centre’“, ergänzt er. Beide haben schon Hunderte von Einsätzen hinter sich, darunter so spektakuläre wie der Großbrand bei der Möbelhandlung „Culifrance“ in Liwingen im Jahr 1993 oder auch – rezenter – derjenige bei „Versis“ in Crauthem im März 2016, wo eine riesige Lagerhalle niederbrannte. „Das sind jedoch glücklicherweise Ausnahmen“, sagt Damy. „Der Alltag, das sind nicht die großen, sondern die vielen kleinen Einsätze.“

Bereits 300 Einsätze im laufenden Jahr

Beispielsweise das Leerpumpen von Kellern, wie dies im laufenden Jahr schon sehr oft vorkam. „Bis Anfang Juli musste die Roeser Wehr insgesamt schon rund 300 Mal ausrücken.“ Nicht wenige Einsätze standen in Zusammenhang mit dem durch Unwetter bedingten Hochwasser. Damy und Engleitner können bei ihrer Arbeit nicht nur auf einen imposanten Fuhrpark und modernstes Material zurückgreifen – im Gegensatz zu ihren Vorfahren (siehe S. 37), sondern auch auf einen Bestand von rund 50 weiteren Freiwilligen. Und um den Nachwuchs macht man sich in Roeser ebenfalls keine Sorgen: „Unsere Jugendsektion zählt aktuell 20 Mitglieder.“

Was das CGDIS angeht, so betont Claude Damy, dass sich das neue System unter anderem auf den Einsatzbereich seiner Wehr auswirkt: „Es gibt nun keine Gemeindegrenzen für uns mehr. Unsere Leute fahren dorthin zum Einsatz, wo Hilfe gebraucht wird.“ Außerdem setzt der „Chef de centre“ große Hoffnungen dahingehend, dass die Möglichkeiten zur Aus- und Fortbildung in Sachen Rettungswesen sich durch das CGDIS in Zukunft verbessern.


Jubiläumsboten in den Vorgärten

Sie sehen aus wie überdimensionale Scherenschnitte: In rund 50 Vorgärten in den zur Gemeinde gehörenden Dörfern Berchem, Biwingen, Crauthem, Kockelscheuer, Liwingen, Peppingen und dem Hauptort Roeser stehen seit Jahresbeginn stilisierte Silhouetten von Feuerwehrmännern aus schwarz beschichtetem Aluminium und ausgestattet mit dem Logo des Cisro („Centre d’intervention et de secours Roeserbann“). Hergestellt hat sie im Auftrag der Wehr der Crauthemer Nico Reding in seinem Atelier in Ellingen. Es gibt sie in drei Größen: 50 cm, 100 cm und 150 cm. Mit den Figuren weisen die Feuerwehrleute auf das Jubiläumsjahr hin. Bis Ende Dezember sollen die Silhouetten an Ort und Stelle bleiben. Manche sind mit Blumen dekoriert, einige abends sogar beleuchtet.


Tag der offenen Tür

Am Sonntag, 8.Juli, findet die diesjährige „Porte ouverte“ im Einsatzzentrum der kommunalen Rettungsdienste in der Grand-rue in Roeser statt. Zwischen 11 und 18 Uhr können sich Interessierte nicht nur ein Bild von den Fahrzeugen und der weiteren Ausrüstung der Feuerwehr machen. Eine Fotoausstellung zeigt auch Einsätze der jüngsten Vergangenheit. Auf dem Programm steht ebenfalls eine Übung der Jugendfeuerwehr.

Neuer Dienst

Seit Mitte Januar bietet das Roeser Einsatzzentrum einen sogenannten „First Responder“-Dienst an. Diese „First Responder“- Mannschaft besteht aus zwei Feuerwehrmitgliedern, die in medizinischen Notfällen zusammen mit dem Rettungswagen beziehungsweise dem Notarzt gerufen werden. Ziel dieses Dienstes ist es, die Zeitspanne zwischen Alarmierung und ErsteHilfe-Maßnahmen so klein wie möglich zu halten und so dem Patienten eine schnellere Betreuung zu ermöglichen.


Aller Anfang ist schwer

1918 haben 28 Peppinger die erste Wehr der Gemeinde Roeser gegründet

Alles begann in dem beschaulichen Dorf Peppingen: Mitten im Sommer 1918 wurde hier die erste Feuerwehr der Gemeinde Roeser gegründet. Ein Rückblick auf die ersten Jahre.

Es war kurz vor Ende des Ersten Weltkrieges, als sich in Peppingen 28 Mann zusammenfanden. Die Statuten des Vereins, der am 10. August 1918 gegründet wurde, waren von einem Bettemburger Gendarmen namens Franck ausgearbeitet worden, erster Präsident war Jacques Frantzen, erster Kommandant Jean Haupert. Der Wille war vorhanden, allein an Material fehlte es. So wandte sich die neu gegründete „Freiwillige Feuerwehr Peppingen“ in einem Schreiben an die Gemeindeverwaltung und bat um solches.

50 Meter Schlauch und eine Lanze

Der Wunsch wurde zwar erhört, doch das Geld war knapp: 50 Meter Schlauch, eine Lanze, ein Standrohr und ein Hydrantenschlüssel wurden der Wehr gewährt. Aus eigenen finanziellen Mitteln der Mitglieder wurden schließlich noch eine Schiebeleiter von elf Metern Länge, einzelne Dachleitern, Steigerbeile, Schlauchhalter, ein Gerätewagen und einige Signalhörner angeschafft. Für Uniformen reichte das Geld nicht, auch nicht für einen Feuerwehrschuppen, in dem das Gerät aufbewahrt werden konnte. Statt Uniformen gab es nur Mützen und das Löschgerät wurde in den Privathäusern der Feuerwehrleute aufbewahrt. Das war natürlich alles andere als ideal! Brannte es, musste zunächst einmal das Material aus zig verschiedenen Häusern herbeigeschafft werden, ein schnelles Eingreifen war schlicht unmöglich.

Im März 1919 wurde eine erste Übung abgehalten, dies nachdem ein Inspektor namens Kieffer (von der hauptstädtischen Wehr) die mutigen Peppinger in die Pflichten eines Feuerwehrmannes eingewiesen und erste Anweisungen zum Umgang mit dem Material gegeben hatte. Der Anfang war also gemacht: Endlich waren die Peppinger und diejenigen aus den zur Gemeinde gehörenden Nachbardörfern nicht mehr auf fremde Hilfe angewiesen. Bränden konnte nun schneller zu Leibe gerückt werden.

So wie am 21. Mai 1921, als am frühen Morgen die Scheune von P. Klein in Peppingen in Flammen stand: Erstmals seit der Gründung kam die Wehr zum Einsatz. Drei Stunden lang kämpfte man – mit den bescheidenen Mitteln, die zur Verfügung standen – gegen den Brand an. Mit Erfolg: Wohnhaus und angrenzende Gebäude blieben vom Feuer verschont. 1921 bekam die Wehr nicht nur die erste Vereinsfahne, sondern auch die ersten Uniformen. Mehr als zwei Jahre später beschließt der Gemeinderat im Januar 1924, der Wehr eine „Baustelle vor dem Hirtenhaus“ zu überlassen, wo diese einen Geräteschuppen errichten kann. Obwohl die Gemeinde die Wehr mit Zuschüssen unterstützte, reichte das Geld nicht aus: Die „Pompjeeën“ beschlossen, selbst Finanzmittel aufzutreiben.

Am 26. Juli 1926 wurde das erste Waldfest im „Katzenbusch“ zwischen Peppingen und Hellingen organisiert. Später fanden regelmäßig Feste statt, dazu Theatervorstellungen (siehe Illustration), um die Kasse aufzubessern. Mit den eingenommenen Geldern wurde neues Material angeschafft. 1939 konnte so endlich die erste motorisierte Feuerwehrspritze der Marke Wasterlain erworben werden. Sie existiert noch heute und befindet sich im Kulturzentrum Edward Steichen in Biwingen. Den ersten Feuerwehrwagen indes erhielt die Wehr erst 1949: Es handelte sich um einen Laster der Marke Dodge.