Schwelle zur Armut liegt in Luxemburg bei monatlich 4079 Euro

Schwelle zur Armut liegt in Luxemburg bei monatlich 4079 Euro

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Alles ist relativ und so verhält es sich wohl auch mit Geld: Für die einen sind 4.000 Euro ein kleines Vermögen, für die anderen – besonders für jene, die in Luxemburg teure Mieten zahlen – gerade mal genug, um nicht in die Armut abzurutschen.

4079 Euro – das ist jedenfalls die von Statec errechnete Summe, die eine Familie, die sich aus zwei Erwachsenen, einem 14-jährigen Mädchen und einem zehnjährigen Jungen zusammensetzt, benötigen soll, um ein „dezentes“ Leben führen zu können.

Wobei die Definition von dezent, wie sie im Duden steht, nicht wirklich Aufschluss über die französische Bedeutung von „décent“ gibt: Im deutschen Sprachgebrauch versteht man darunter „vornehm-zurückhaltend, taktvoll, feinfühlig“ oder „unaufdringlich, nicht [unangenehm] auffallend“. Mit Übersetzungen des französischen „décent“ kommt man da schon etwas weiter. Die Wörter „akzeptabel, annehmbar, anständig“ geben wohl eher das wieder, was sich die Statistiker bei der Bezeichnung ihrer Studie gedacht haben.

4.079 Euro also bräuchte eine vierköpfige Familie, um einigermaßen über die Runden zu kommen: Das sind knapp 500 Euro weniger, als die entsprechende Familie unter Ausschöpfung aller möglichen Sozialleistungen (Teuerungszulage, Mietzuschuss, Familienzulagen, Steuerkredite für Arbeitnehmer und Steuerkredite für Alleinerzieher, Einschulungsprämien) als Einkommen verbuchen kann. Ohne diese Sozialtransfers hätte dieselbe Familie von Mindestlohnempfängern ein Einkommen, das monatlich 25 Euro über dem von Statec errechneten Referenzhaushalt liegen würde.

„Working poor“ …

Dies trifft aber nicht auf alle Mindestlohnempfänger zu. Einem allein lebenden Erwachsenen fehlen so monatlich 35 Euro, um seine Grundbedürfnisse zu erfüllen, ein Alleinerziehender mit einem zehnjährigen Kind benötigt am Ende des Monats 108 Euro mehr, als er hat, und ein getrennt lebender Elternteil mit einem 14-jährigen Kind wäre auf 171 Euro mehr angewiesen, will er ein laut Statec annehmbares Leben führen. Es handelt sich demnach um Menschen, die trotz einer geregelten Arbeit finanziell nicht über die Runden kommen (können), was die Forderung von Gewerkschaften und einigen politischen Parteien in Vorwahllaune nach einer Erhöhung des gesetzlich festgelegten sozialen Mindestlohns bekräftigt.

Dabei fällt die Zusammensetzung des Statec-Referenzeinkommens eher bescheiden aus: Für die vierköpfige Modellfamilie werden so 1.542 Euro monatliche Kosten für die Wohnung veranschlagt, während die Lebensmittelkosten mit 922 Euro zu Buche schlagen – nach Aufrundung sind das 7,70 Euro pro Person und pro Tag für Essen und Getränke. Da müsste man sich wohl abwechselnd von Nudeln und Eiern sowie von „Krunnewaasser“ ernähren …

Nudeln und dann Eier und dann Nudeln …

Auch die Ausgaben für Mobilität von 422 Euro pro Monat klingen eher nach Bahn und Bus als nach privatem Wagen und wenn Gesundheitsausgaben von insgesamt 46 Euro pro Monat für die vierköpfige Familien reichen sollen, müssen die Pflaster wohl mehrmals benutzt werden. Markenkleider können sich die Kinder sowieso abschminken: Die Eltern der Modellfamilie müssen sich mit 236 Euro pro Monat sowohl selbst als auch ihre heranwachsenden Kinder einkleiden. Gucci ist da sicherlich nicht drin …

Die potenziell möglichen Ausgaben der Referenzfamilien liegen denn auch weit hinter jenen, die durchschnittlich von Haushalten in Luxemburg getätigt werden. So gibt ein Haushalt von zwei Erwachsenen mit zwei Kindern im Mittel 6.250 Euro pro Monat aus, ein Paar ohne Kinder 5.782, ein Alleinerziehender mit einem Kind 3.390, ein alleinlebender Mann 3.412 und eine alleinlebende Frau 3.349 Euro – das sind zwischen 47 und 79 Prozent mehr, als sich Statec-Referenzpersonen und -haushalte in diesen Beispielen gönnen können.

Nach der Indextranche, die gestern angefallen ist, und nach Verabschiedung des Revis-Gesetzes wird es zu leichten Verschiebungen in den Zahlen kommen; diese werden in der nächsten entsprechenden Statec-Studie „Travail et cohésion sociale“, die im Oktober erscheint, berücksichtigt.

Kay Fuhrbach
4. August 2018 - 18.54

Ist natürlich eine Klatsche für ausgebildete Leute, die für den Mindestlohn arbeiten gehen. Ist ja nicht einmal die Hälfte davon.

roger wohlfart
3. August 2018 - 14.31

Nomi, da sot Dir eis, wat Dir ënnert Aarmutt verstitt. Wat ass dann Är Définitioun vun der Aarmutt? Sécher, de gréissten Deel vun der Weltpopulatioun lieft am Elend, an enger Aarmutt vun där mir keng Ahnung hunn, déi mir eis nët kënne virstellen. Am räichste Land vun der Welt gëlt en anere Moosstaaf, do ginn 4.000 Euro am Mount fir eng normal Famill nët duer fir anstänneg ze liewen. Fann Dir dat dann normal, wéi d'Linda gezwongen ass ze liewen? Déi Ausso mecht nët onzefridden, well dat ass eng Tatsaach, onzefridden, an zu Recht, sinn déi Leit, déi ënnert e sou Konditiounen liewe mussen. D'Léisung vun deem Problem leit ganz eleng bei de Politiker.

Nomi
3. August 2018 - 10.40

""Schwelle zur Armut liegt in Luxemburg bei monatlich 4079 Euro"" Waat ass Armut ? Di Zuehl dei' hei genannt ass , ass fir mech an kenger Relatio'un mam Thema ! Dei' Aussoo drei't net zur Lei'sung bei, mee mecht vill onzefridden !

Linda
3. August 2018 - 1.52

Jo... matt 1600€... dofunn Loyer an Chargen plus Stroum etc ofzéien.... bleiwt net méi vill. Zumol wann een krank ass an Dr an Medikamenter brauch. Letzebuerg ass deier. An get emer méi deier. Ech färten datt ech iergendwann op da Stroos landen . Falls daat esou wait sollt kommen,sichen ech en aaneren Auswee.

roger wohlfart
2. August 2018 - 20.47

Ja, Jang, und die da oben machen weiter als ob nichts wäre!

Jang
2. August 2018 - 20.22

Manche Bürger müssen noch mit weniger als 4.000 Euro auskommen. Luxusburg ist bald nur für Reiche gedacht. Auswandern besteht bevor.

Bo Harbeck
2. August 2018 - 18.27

Einfach verrückt

roger wohlfart
2. August 2018 - 14.30

Ein teures Land, wenn 4.000 Euro die Schwelle zur Armut bedeuten. Irgendetwas läuft doch schief in diesem Land!