Schlechter Schulstart: Viele Sekundarlehrer fühlen sich gering geachtet

Schlechter Schulstart: Viele Sekundarlehrer fühlen sich gering geachtet

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Vor den Sommerferien hatte das Syndikat Erziehung und Wissenschaft des OGBL
eine Umfrage bei den Grundschullehrern des Landes über ihre Arbeit durchgeführt. Die Ergebnisse waren katastrophal. Jetzt wiederholte die Gewerkschaft die Übung bei den Sekundarlehrern. Auch wenn die Resultate hier weniger dramatisch erscheinen, so sind sie doch weit entfernt von zufriedenstellend.

Sind zum Beispiel 85 Prozent der Grundschullehrer mit ihrem Beruf unzufrieden, so sind es bei den Sekundarschullehrern (im Volksmund auch „Proffen“ genannt) „nur“ 62 Prozent, die beruflich nicht zufrieden sind. 80 Prozent fühlen sich nicht anerkannt (beim Grundschulpersonal sind es 90 Prozent), 70 Prozent vermissen Respekt (85 Prozent in den Grundschulen), 80 Prozent fühlen sich sehr stark oder stark gefordert, 8 Prozent gar überfordert. Dabei halten 97 Prozent der Befragten (370 Lehrerinnen und Lehrer machten bei der Umfrage mit) gerne Schule, allerdings würden nur 57 Prozent den Beruf noch mal wählen und nur 43 Prozent würden jungen Menschen empfehlen, Lehrer zu werden. Immerhin 58 Prozent haben bereits darüber nachgedacht, ihren Beruf aufzugeben.

Dabei fehlen immer noch zahlreiche ausgebildete Lehrer; nur mit „Chargés“ und Quereinsteigern ist der Schulbetrieb überhaupt noch am Laufen zu halten.
In vielen wissenschaftlichen Fächern führt der Lehrermangel dazu, dass die 22 normalen Schulstunden pro Lehrkraft nicht mehr ausreichen, um alle Klassen bedienen zu können. Viele Lehrer haben das Maximum von 30 Wochenstunden vor einer Klasse bereits jetzt erreicht.

Erheblicher Mangel herrscht zum Beispiel an Pädagogen, die Informatik lehren. Woher das Personal kommen soll, das den Unterricht in einem neuen, auf Informatik spezialisierten Gymnasium garantieren soll, und wie die Stunden, die künftig laut Ministerium in allen Schulen angeboten werden sollen, in der Praxis abgehalten werden können, sei dabei ein Rätsel, so die SEW-Sprecher um den Vorsitzenden Patrick Arendt (Foto) gestern (11.9.).

Dass der sog. „Stage“ reformiert wurde, sei laut SEW ein richtiger Schritt, auch wenn die „richtige Lehrerausbildung“ an der Universität, im Gegensatz zu jener am IFEN („Institut de formation de l’éducation nationale“) des Ministeriums, unabhängig sei. Die einzig wahre Lösung, um dem Lehrermangel zu begegnen, sei eine Aufwertung des Berufs. Nur so könnten wieder junge Menschen für die Arbeit in den Schulen gewonnen werden.

Die Reformen, die unter Erziehungsministerin Mady Delvaux begonnen wurden und von Claude Meisch fortgesetzt wurden, hätten die Schule in eine tiefgreifende Krise geführt, Lehrer und Eltern hätten das einst allgemein vorherrschende Vertrauen in die Institution verloren.

Hinzu komme, dass die Reformen struktureller Natur seien, um Pädagogik kümmere sich das Ministerium kaum noch; dies werde den Lehrern überlassen, die ansonsten kaum noch Freiheiten für Eigeninitiativen hätten und denen es überdies oft an den Mitteln fehle, um beschlossene Reformen umzusetzen. Besonders dramatisch sei dies in der Berufsausbildung, wo es mittlerweile schon mal vorkommen kann, dass Steinmetze ihr Handwerk im Klassensaal üben müssen.

Der gewachsene gesellschaftliche Druck sei ein weiteres zunehmendes Problem in den Schulen. Zwei arbeitstätige Eltern und Kinder, die von morgens bis abends in Schule und „Maison relais“ „verwahrt“ werden – dies trage nicht unbedingt zu einem guten Klima bei …

 

Nëckel
13. September 2019 - 17.05

Aber liegt es an den Lehrern ? 1. Sie dürfen keinen Schüler in die Schranken weisen, ansonsten droht Ungemach seitens der Eltern, die sich zwar sonst kaum kümmern, doch in dem Falle auf die Bühne treten, 2. Jeder, auch der Schwächste, muss durchgeschleppt werden. Dadurch kann man die Besten nicht so fördern, wie sie es eigentlich verdient hätten und wie es "früher" möglich war. 3. Jedes Jahr neue Reformen, ergo Veränderungen, die kaum noch jemand versteht, tragen nicht unbedingt zur Motivation bei. Lasst die Lehrer, Ärzte, Polizei, u.s.w. ihre Arbeit verrichten, gebt Ihnen wieder mehr Freiheiten zur Eigeninitiative, lasst uns die Disziplin wieder fördern, und es wird sich vieles verbessern. So werden wir in unserer freien Spaassgesellschaft gegen die Wand fahren.

Erny
13. September 2019 - 13.45

Net genuch Ingenieurs/Mathës-Proffen? Dann halt op en Master fiir sou eppes ze froen. Ween sech sou lang op enger Héichschoul plot, huet wéineg Loscht sech duerno mat Kanner rem ze klappen an dem relativ banalen Programm. Sou schwéier sin d'Examen fiir Prof ze gin absolut net.

Fred Reinertz Barriera
13. September 2019 - 10.28

Die bestbezahlten Sekundarlehrer der Welt mit den schlechtesten Pisa-Testresultaten, das ist Luxemburg oder was!

Roby
12. September 2019 - 15.31

Am Spiegel war der Deeg en Artikel dee weist dass d'Léierpersonal, kafkraaftberengegt hei méi am Ufanksgehalt huet wéi di aner Länner am Endgehalt. M.a.W. Soueren op héijem Niveau.

jekyll
12. September 2019 - 14.49

Zitat: "Der gewachsene gesellschaftliche Druck sei ein weiteres zunehmendes Problem in den Schulen. Zwei arbeitstätige Eltern und Kinder, die von morgens bis abends in Schule und “Maison relais” “verwahrt” werden – dies trage nicht unbedingt zu einem guten Klima bei …" Diese gesellschaftliche Veränderung ist Fakt und existiert nicht erst seit gestern, sondern bereits seit etlichen Jahrzehnten! Get over it and move on, das Rad der Zeit wird nicht mehr für die Lehrerschaft zurückgedreht.

Jang
12. September 2019 - 13.19

Dem glaube ich ist weiter nichts hinzu zu fügen, leider haben wir es heute mit einer Gesellschaft zu tun die man nicht mehr mit den früheren Zeiten vergleichen kann, Stress,Wohnungsprobleme,Probleme am Arbeitsplatz und vieles andere mehr, trotzdem ist Lehrer oder Professor noch immer ein guter Job,Gehalt,Freizeit udgl. Manchmal fehlt es an Organisation und Autorität,wo man vieilleicht selber schuld ist, jedenfalls ist die heutige Generation nicht mehr so selbstbewusst als dies vor Jahren der Fall war.

Jacques Zeyen
12. September 2019 - 9.11

Reformen und Eltern die keine mehr sind,oder nicht mehr sein können. Das wird das Hauptproblem sein. Dazu eine gesteigerte Aggressivität bei Schülern gepaart mit dem Bewusstsein "Der kann mir nichts anhaben.(Lehrer)" Aber auch die Schüler haben enormen Druck.Kinder stehen um sechs Uhr morgens auf um frühstens um zehn Uhr abends zur Ruhe zu kommen.Wenn sie Glück haben kommen abends keine müden,gereizten Eltern heim und haben noch etwas Zeit um über Probleme zu reden. Diese Spannungen bei Schülern und Eltern entladen sich dann beim Lehrer. Jemand der heute diesen Beruf wählt sollte wissen was auf ihn zukommt und wenn er nicht das nötige Nervenkostüm mitbringt,sollte er sich anderswo umsehen. Aber es steht ja auch genügend Freizeit zur Verfügung zur Erholung. Mein Lehrer pflegte zu sagen:" Es gibt drei Ursachen um Lehrer zu werden. Juli,August und September." Ich füge hinzu: Es gibt eine gute Bezahlung und Ihr habt den roten Stift.Der Rotstift hat immer das letzte Wort. Guten Mut wünsche ich.