Ryder Cup: Ein planetares Ereignis

Ryder Cup: Ein planetares Ereignis

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Vom 25. bis zum 30. September wird es keinen Golfclub rund um den Globus geben, der nicht die Golfduelle des Jahres überträgt. Sportkanäle werden zwei Tage lang quasi rund um die Uhr übertragen, analysieren, Interviews führen. Das Geschehnis ist für Golfspieler beinahe mythisch: Es handelt sich um den Ryder Cup.

Fast ein Jahrhundert ist der Cup alt. Er ist die Diadochen-Auseinandersetzung zwischen den besten Golfspielern der neuen und der alten Welt. Denn der in Schottland geborene Golfsport fand als Import seine zweite Heimat in den USA, zog von der Ostküste quer über den nordamerikanischen Kontinent und infizierte die gesamte Nation der USA. Es gibt Golfspieler wie den US-General Dwight D. Eisenhower, Oberbefehlshaber der Alliierten im Zweiten Weltkrieg, begeisterter Golfspieler, der mit seinem Stab in Luxemburg landete, im „Club grand-ducal“ spielte und verfügte, dass mit Mitteln zur Behebung der Kriegsschäden das Gelände wieder hergerichtet werden müsse. Die Engländer hatten Panzer auf ihm geparkt.

Eisenhower ließ sich auch als Präsident nicht vom Golfsport abbringen und stolzierte mit seinen damals mit Spikes versehenen Golfschuhen direkt in das Oval Office und soll dort den uralten Eichen-Parkettboden ruiniert haben. Es gibt andere wie Walter Hagen, den ersten Golfmillionär, bis zu Tiger Woods, die im vergangenen Jahrhundert eine Überlegenheit der US-Golfer darstellten. Es lag irgendwie nahe, dass sich die amerikanischen Golfspieler mit ihren europäischen Urahnen irgendwann messen würden. Im 19. Jahrhundert war das Golfspiel als „Matchplay“, in dem sich zwei Spieler mit- und gegeneinander maßen, durchaus populär. Mit den ersten British Open im Jahre 1860 änderte sich das. Man stieg um in das „Strokeplay“, bei dem jeder Schlag zählt und spielte damit nicht mehr gegen einen Gegner, sondern gegen sich selber.

Als Massensport wird Golf in aller Regel nicht angesehen, eher als elitär. In der angelsächsischen Welt war er das nie, Frankreich hat ihn gar demokratisiert. Wenn vom 28. bis zum 30. September der Ryder Cup in Frankreich stattfindet, dann ist eine mediale Abdeckung garantiert, die etwa 500 Millionen Menschen betrifft. Der Ryder Cup ist das drittgrößte mediale Sportereignis nach den Olympischen Spielen und der Fußball-Weltmeisterschaft. Wie kam es dazu?

Drei Golfnationen wollen Kräfte messen

Anfang des 20. Jahrhunderts gab es drei Golfnationen: Großbritannien (das im Gegensatz zum Fußball im Golf immer ungeteilt auftritt), die USA und Frankreich. Die Vereinigten Staaten und Frankreich treffen sich zum ersten Mal im Jahre 1913. Frankreich gewinnt die Auseinandersetzung, spielt danach im Konzert der Golfnationen aber keine große Rolle mehr. Walter Hagen, ein Exzentriker, will den Engländern zeigen, dass die aufstrebende Nation der Vereinigten Staaten den Vätern des Golfs schon zeigen kann, wo die Zukunft des Golfsports liegt. 1921 treffen Briten und Amerikaner erstmals aufeinander, und – wie auch 1926 – gewinnen die Briten. Walter Hagen entwickelt daraus die Idee, solche Treffen zu einer festen Einrichtung zu machen. Nur: Die Profis haben kein Geld. Es reicht nach einer Sammlung gerade für die transatlantische Überfahrt. Den Profis soll nach dem interkontinentalen Treffen erlaubt werden, an den British Open teilzunehmen und damit Geld zu verdienen. Eine Entscheidung mit Folgen: Seit 1927 gewinnen Amerikaner die British Open.

In Großbritannien gibt es einen Händler mit Blumensamen, der ein Geschäft gerochen und es zu Erfolg gebracht hat. Samuel Ryder spielt Cricket. In Großbritannien hat eine Mode eingesetzt, Gärten anzulegen und sie schön mit Blumen zu schmücken. Den nötigen Samen verpackt er in kleine Säckchen und bringt sie an die Gartenbesitzer, die die Samen zum Wachsen von Blumen und zum Blühen bringen.

Die Amerikaner dominieren

Samuel Ryder muss auf ärztlichen Rat hin sein Engagement im Cricket aufgeben. Er beginnt, Golf zu spielen, und entdeckt seine Leidenschaft für den Sport. Ryder hat dieselbe Idee einer regelmäßigen interkontinentalen Konfrontation von zwei Auswahlmannschaften. Was ihr fehlt, ist ein Symbol, ein Pokal, den der Sieger erhält. Der Samenhändler Ryder ist Philanthrop. Er regt einen Pokal an, der 1.250 Dollar kostet und lässt ihn anfertigen. Er selbst zahlt 500 Dollar, der Royal & Ancient in Saint Andrews beteiligt sich mit 250 Dollar und die Sportzeitschrift Golf Illustrated mit 500 Dollar.

Die wuchtige Trophäe zeigt auf ihrem Deckel einen Golfspieler, der sich bereit macht, einen Ball abzuschlagen. Erstmals wird um die Trophäe offiziell im Jahre 1927 gespielt. Aus dem Vergleich entwickelte sich ein planetares Ereignis, dem auch der Zweite Weltkrieg, bei dem der Ryder Cup unterbrochen wurde, nicht schaden kann. Aus dem Vergleich zwischen den USA und Großbritannien ist ein Vergleich USA/Europa geworden. Mit je einem Kapitän, der seine Mannschaft zusammenstellt. Frankreich richtet für den Ryder Cup sein golferisches Aushängeschild, den „Parcours national“ in Saint-Quentin im Département Yvelines her. Die Teilnehmer werden im Luxushotel Trianon untergebracht.

Seit der ersten Austragung 1927 haben die USA in den 41 Treffen 26 Siege davongetragen. In zwei Auseinandersetzungen gab es ein Unentschieden, Europa gewann 13 Treffen. Seit 1979, als eine europäische Mannschaft gebildet wurde, ändert sich das Bild ein wenig. Ab dann gewann Europa zehn Treffen gegen acht Niederlagen und einem Unentschieden. Das ändert allerdings nichts an der Tatsache, dass die US-Amerikaner insgesamt den Wettbewerb deutlich dominieren.


Die Mannschaften 2018

Europa
Die zwölf Spieler der europäischen Mannschaft werden nach einem komplizierten Modus ermittelt. Vier Spieler kommen aus der europäischen Punkte-Rangliste. Da europäische Spieler auch auf der US-Tour spielen, kommen weitere vier Spieler aus der Welt-Punkte-Rangliste. Kapitän Thomas Björn wird am kommenden Mittwoch um 15 Uhr in einer Live-Fernsehübertragung weitere vier Spieler für eine Wild Card benennen, um sein Team mit zwölf Spielern zu komplettieren. Bisher haben sich für das Europa-Team qualifiziert: Francesco Molinari, Tyrrell Hatton, Tommy Fleetwood, Jon Rahm, Thorbjorn Olesen, Ian Poulter, Roussell Knox, Edie Pepperell. Ein Franzose wird zum großen Bedauern in Frankreich aller Voraussicht nicht zum Team gehören, obwohl der Wettbewerb 2018 in Frankreich stattfindet.

USA
Das US-Team setzt sich etwas einfacher zusammen. Die Top-8-Spieler der US-Punkte-Rangliste sind automatisch gesetzt. Kapitän Jim Furyk verfügt – ebenso wie sein europäischer „Kollege“ – über vier Wild Cards, mit denen er Spieler benennen kann. Das US-Team setzt sich derzeit so zusammen: Dustin Johnson, Justin Thomas, Jordan Spieth, Brooks Koepka, Patrick Reed, Bubba Watson, Rickie Fowler, Webb Simpson.
Furyk hat mit seinen Wild Cards die Qual der Wahl. Phil Mickelson und Tiger Woods befinden sich auf den Plätzen zehn und elf. Der US-Kapitän wird seine komplette Mannschaft mit den Wild Cards schon am morgigen Dienstag, traditionell nach dem BMW-Turnier, verkünden. Das US-Team geht als Favorit in den Wettbewerb. Allerdings nehmen die Amerikaner den Platz in St. Quentin sehr ernst. Ohne große Ankündigung reisten fünf Mitglieder der Mannschaft nach Frankreich, um den Platz zu erkunden und ihn zu spielen.


Preisgelder

Es gibt keine Preisgelder. Beim ersten Treffen hatten die Amerikaner kein Geld, um nach England zu fahren. Es musste ein Crowdfunding veranstaltet werden. Für Preisgelder reichte das Geld nicht. Also nahmen die Amerikaner später an den British Open und anderen Turnieren teil, um Geld zu verdienen. Nach dem Zweiten Weltkrieg bezahlte ein amerikanischer Millionär den Briten die Überfahrt in die USA. So arm sind die heutigen Spieler beim Ryder Cup in Frankreich nicht. Auf dem Golf National in Saint-Quentin-en-Yvelines treten in der Mehrzahl Millionäre gegeneinander an. Eines aber ist geblieben: Preisgelder gibt es nicht. In dem kapitalistischen Profisport Golf geht es beim Ryder Cup tatsächlich noch um die Ehre.