Rutschen, Schaukeln und ein Skatepark: Kinder der „Maison relais“ wurden zum Weltkindertag ins Rathaus eingeladen

Rutschen, Schaukeln und ein Skatepark: Kinder der „Maison relais“ wurden zum Weltkindertag ins Rathaus eingeladen

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Am Dienstag empfing das Escher Rathaus eher ungewohnten Besuch. Über ein Dutzend Kinder der „Maison relais“ wurden von Sozialschöffin Mandy Ragni ins Rathaus eingeladen und durften dort sogar die Plätze des Gemeinderats einnehmen. Mit dieser Aktion wollte man den Kleinen am Weltkindertag die Möglichkeit bieten, ihre Wünsche und Vorschläge in Bezug auf ihre „Maison relais“ bzw. ihre Schule zu äußern.

Von Lisa Rock

Für Mandy Ragni („déi gréng“) sind die Kinder, die sie ins Rathaus eingeladen hat, keine fremden Gesichter. Viele der Vier- bis Neunjährigen kennt sie bereits aus der Zeit, als sie selbst noch in der „Maison relais“ in Esch gearbeitet hat. Mittlerweile ist sie Präsidentin der kommunalen Schulkommission. „Ich kümmere mich um alles, was die Schulen und die Kindertagesstätte betrifft“, erklärt Ragni den Kindern. Aber auch andere Sozialfaktoren fallen in ihren Bereich. So erwähnt sie, dass die Unterbringung der Obdachlosen zur kalten Jahreszeit ebenfalls zu ihren Aufgaben zählt.

Keines der Kinder kann die Frage, warum Mandy Ragni sie überhaupt eingeladen hat, so richtig beantworten. Als Ragni dann fragt, welcher Tag denn sei, hebt ein Mädchen eifrig die Hand – und sagt ganz richtig: Es ist Weltkindertag. „So wie es einen Mutter- und einen Vatertag gibt, existiert auch ein Kindertag. Ihr habt das Recht, zur Schule zu gehen und zu lernen, Kind zu sein und gehört zu werden. Deshalb seid ihr heute hier, um mir eure Ideen zu präsentieren, wie wir das Leben für euch und die anderen Kinder in den Schulen und den ‚Maison relais‘ von Esch schöner machen können“, informiert Ragni die Kleinen.

Der Junge, der seine Hand als Erster hebt, hat einen eher skurrilen Wunsch. Er möchte, dass die Treppen der Schule durch Rutschen ersetzt werden. Auch bei seiner zweiten Bitte geht es um Rutschen: So möchte er zusätzliche im Schwimmbad haben. Ein anderer Junge hätte gerne eine Rutsche in der „Maison relais“ selbst. Weitere Ideen, die leider über die Zuständigkeiten der Politikerin hinausreichen, sind: ein Freizeitpark in Luxemburg, ein Schwimmbad auf dem Schulhof, ein Prüfungsverbot am Weltkindertag und die Errichtung von mehr Schulen in der ganzen Welt, da nicht jedes Kind das Glück hat, eine Schule besuchen zu können. Ein Mädchen spricht dann auch davon, dass die Polizei öfter in der Alzettestraße patrouillieren soll, damit Diebe, die dort Menschen oder auch Geschäfte überfallen, eher gefasst werden können.

Doch nicht alle Wünsche sind so weit hergeholt. Einige Vorschläge der Kinder sind gut überlegt. So äußert ein Mädchen, dass letztes Jahr sämtliche Schüler bei schlechtem Wetter die Pause drinnen verbringen durften. Dieses Schuljahr sei das nicht mehr der Fall. Sie möchte, dass die Bibliothek während der Pausen geöffnet wird und die Kinder, denen es draußen zu kalt oder zu nass ist, dort ein Buch lesen können.

Auch die bestehende Baustelle im Schulhof kommt zur Sprache. Die Kinder wünschen sich einen höheren Zaun rund um das Baugelände, damit der Ball beim Fußballspielen nicht mehr rüberfliegen kann. Ein Junge regt sich über den Mangel an Picknick-Bänken im Schulhof auf. Er möchte, dass welche aufgestellt werden, damit er dort mit seinen Freunden sein Pausenbrot essen kann. Auch hätte er gerne einen Skatepark in Esch, am liebsten im Schulhof selbst.

Laut Ragni soll bereits im Gemeinderat über die Errichtung eines Skateparks diskutiert werden. Im Schulhof wird dieser seinen Platz aber höchstwahrscheinlich nicht finden, nach einem geeigneten Ort wird noch gesucht. Einen größeren Turnsaal wollen die Kinder auch, und darauf müssen sie nicht mehr lange warten. Der jetzige wird nämlich tatsächlich derzeit renoviert. Da es keine Rutschen im Schulhof gibt, ist die Nachfrage danach wohl sehr groß. Schaukeln sind zwar vor Ort, doch gibt es laut den Kindern hiervon noch nicht genug.

Zum Abschluss erklärte Ragni den Kleinen, dass sie ihre Wünsche mit zum Gemeinderat nehmen und dann gemeinsam mit den anderen Mitgliedern schauen wird, ob und inwiefern die Ideen umsetzbar sind. Sie will ihr Bestes geben, damit die Wünsche erfüllt werden – vorausgesetzt es gibt genug Platz und das Geld hierfür ist vorhanden. Für ihre gute Mitarbeit erhielten die Kinder am Ende der Diskussionsrunde von der Gemeinde Esch ein Glas Saft und einen „Boxemännchen“.


Weltkindertag

In über 145 Staaten der Welt wird der Weltkindertag einmal im Jahr gefeiert. Das Datum ist jedoch nicht in jedem Land dasselbe. Die Vereinten Nationen (UNO) feiern den Weltkindertag stets am 20. November, da dieses Datum der Jahrestag der Erklärung der Kinderrechte im Jahr 1989 ist. Dieser besondere Tag soll auf die speziellen Rechte der Kinder aufmerksam machen und sie mit ihren individuellen Bedürfnissen in den Fokus rücken.