Russland: WADA mit 180-Grad-Wende

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Nach drei Jahren könnte der Ausschluss der russischen Anti-Doping-Behörde von der Welt-Anti-Doping-Agentur aufgehoben werden. Die bevorstehende Entscheidung stößt intern wie extern auf Kritik.

Von Chris Schleimer mit SID

Gegen die Wiederaufnahme Russlands in die Welt-Anti-Doping-Agentur WADA regt sich weiter großer Widerstand. In einer am Dienstag veröffentlichten gemeinsamen Erklärung forderten die Spitzen von 13 namhaften internationalen Anti-Doping-Agenturen, darunter die der deutschen Nationalen Anti-Doping Agentur (NADA), die Verschiebung der für Mittwoch geplanten Entscheidung.

Zunächst müsse das Land beweisen, dass es die Kriterien der WADA-Roadmap erfüllt habe. „Wir, die internationalen Anti-Doping-Agenturen, sind bestürzt über den Kompromiss, der am Freitag von einer Mehrheit des Compliance-Ausschusses der Welt-Anti-Doping-Agentur empfohlen wurde, die russische Anti-Doping-Agentur Rusada wieder einzusetzen“, hieß es in einem Schreiben der Agenturen. Aber auch aus WADA-Kreisen gibt es harsche Kritik.

So ist zum Beispiel Beckie Scott, ehemalige Langläuferin und aktuelle Präsidentin der WADA-Athletenkommission, von ihrem Amt im Compliance-Ausschuss zurückgetreten. Anfang August hatte bereits der stellvertretende Generaldirektor, Rob Koehler, die WADA plötzlich verlassen. Er galt als Hardliner, wenn es um den russischen Dopingskandal geht. Medienberichten zufolge habe sein Rücktritt auch mit der Kursänderung der WADA zu tun.

Bedingungen nicht erfüllt

Am Dienstag hat dann noch die Vize-Präsidentin der WADA, Linda Helleland, erklärt, dass sie gegen eine Wiederaufnahme der Rusada aussprechen würde. Die Rusada war im November 2015 nach der Aufdeckung des staatlich gedeckten Dopingsystems in Russland von der WADA suspendiert worden. Es ist aber davon auszugehen, dass die WADA der Empfehlung des Prüfungsausschusses CRC am Donnerstag folgen wird und die Suspendierung der Rusada aufhebt.

Unterschrieben wurde die Erklärung von den Anti-Doping-Agenturen aus Australien, Österreich, Kanada, Finnland, Irland, Japan, den Niederlanden, Neuseeland, Norwegen, Polen, Großbritannien, der USA und Deutschland. Besonders besorgniserregend sei, dass die russische Regierung für die WADA noch keinen angemessenen Zugang zum Moskauer Labor hergestellt habe. Das war jedoch eine Bedingung, die Russland zu erfüllen habe. Die Agenturen riefen die WADA auf, die Wiederaufnahme der Rusada nicht zu erwägen, „solange sie nicht alle analytischen Daten des Moskauer Labors erhalten hat“, hieß es in dem Schreiben.

Die zweite Bedingung war die Anerkennung des Reports des kanadischen Ermittlers Richard McLarens, der Russland ein institutionelles Doping vorgeworfen hatte.
Auch dieser Punkt sei nicht vollkommen erfüllt worden, bemängeln die Anti-Doping-Agenturen. „Jetzt ist es nicht an der Zeit, dass die WADA ihre Roadmap umdreht. Und es ist nicht an der Zeit, dass die WADA der Mehrheit den Rücken zukehrt, den sauberen Sportlern und Sportfans“, stellten die Agenturen klar.